Misuteri schrieb:Das stimmt, das ist etwas widersprüchlich. Eine Geschichte zur Rettung von EH zu erzählen, bei der man eigentlich erkennen kann, dass sie so nicht stimmen kann, dass also eine zweite Person (ein zweiter Mann) am Tatort dabei gewesen sein musste.
Vielleicht. Die offizielle Version ist, dass Söring das alleine gemacht hat. Und auch das erscheint für viele eher unwahrscheinlich zu sein. Elizabeth hätte fehlende Kraft durch Hass kompensieren können. Hätte Söring ein fehlendes, persönliches Motiv durch Abgebrühtheit und Kraft wett machen können?
Ich persönlich finde beide dieser Versionen unglaubwürdig. Aber wenn der Staat Virginia, vertreten durch die Anklage, glaubt, Söring war das alleine, dann halte ich es für möglich, dass Söring glaubte, Elizabeth hat das ebenfalls alleine getan.
(Dass ein Einzeltäter nicht so ganz stimmen kann, ist vielleicht der Grund, warum Söring in seiner Geschichte das Leitmotiv "Drogen" einführt: "it was the drugs that made me do it." soll Elizabeth ihm gesagt haben. Drogen, die einen über sich hinauswachsen lassen.)
Misuteri schrieb:Vielleicht wusste er auch von dem zweiten Mann. Ein Motiv, auch diesen zu schützen
Ein für mich nahe liegendes Motiv wäre: diese Person könnte seiner Darstellung widersprechen, er habe von den Morden erst nachträglich erfahren, er habe nichts getan, um die Tat aktiv zu unterstützen (zu den Alibi-Kinokarten kam er ja angeblich wie die Jungfrau zum Kind).
Deswegen glaube ich nicht, dass die Personen, die er per
name dropping in die Geschichte einführt, mit der Tat zu tun haben. Bestenfalls ist es ein Hinweis, dass noch jemand anderes involviert ist. Er wird - so könnte ich mir vorstellen - den Namen jedoch nicht nennen können, ohne sich selbst zu belasten.
Aber vielleicht lässt sich so sein "Interesse" an der DNA erklären. Er weiß vielleicht, dass eine realistische Möglichkeit besteht, fremd DNA zu finden. (Und das Risiko, dass die dann auch einer konkreten Person zugeordnet werden kann, die ihn dann belasten könnte, scheint vergleichsweise gering.)
Angenommen, Söring war nicht am Tatort, und er hat erst nachträglich von den Morden erfahren, dann sehe ich ihn in der Rolle des "Wiedergutmachers". Die Idee, noch zusätzlich Kinokarten und Quittungen zu besorgen, wird - so vermute ich das - von ihm stammen.
Wenn ich mich recht erinnere, war das mit dem Gelderwerb durch Scheckbetrug seine Idee gewesen. Elizabeth wollte wohl Drogen verkaufen, ausgerechnet in Bangkok. So könnte ich mir deshalb seine Rolle in ihrer Beziehung vorstellen: Er versuchte gerade zu biegen, was sie vermasselte. Er gab ihr eine feste Struktur, ohne die sie nicht leben konnte; sie gab ihm die Wildheit, nach der er sich sehnte.
Elizabeth wird vielleicht gedacht haben, dass mit dem Washington-Trip ist Alibi genug. Als er von den Morden erfuhr sagte er vielleicht: das allein wird nicht reichen. Da brauchen wir noch sowas wie Quittungen und Kinokarten.
So ungefähr stelle ich mir das vor.