Der Mensch Jens Söring

AgathaChristo schrieb:Cpt.Germanica schrieb:
Ich weiß nicht, ob dieser Diskussionsstrang noch zum Threadtitel passt. Jedenfalls erkenne ich in dem besagten Satz noch keine Aussage darüber, wer der beiden es nun gewesen sein soll.

Ja, damit bekundet er wohl, dass nicht er, sondern E.H. die Morde begangen hat und andere Täter wie Landstreicher und Co nicht mehr in Frage kommen.
Spekulation Fremdtäter wäre dann vom Tisch.

Streng genommen nicht mal das. Dass der wahre Täter weiß, dass er der Mörder ist, davon darf man ja auch im Fall eines Dritten ausgehen. Das müsste man also nicht noch extra erwähnen, ein Dritter wäre ggf. implizit enthalten. Wir wissen aber alle, wer aus Sörings Sicht der Mörder war ....

Cpt.Germanica schrieb:Wir wissen aber alle, wer aus Sörings Sicht der Mörder war ....

Wir wissen aber auch "in der Gesamtschau", wer der wahre Mörder ist.

@Scarbi: Wir schon.

Bin schon mal gespannt, wie in 20 Jahren über den Fall gedacht wird. Also der Mainstream .....

@Cpt.Germanica

In 20 Jahren ist JS ein alter Mann, die Einkünfte dieser Zeit vermutlich längst aufgebraucht und nur wir alten Säcke erinnern und dunkel an den Doppelmörder und seine seltsamen Aktionen in den Jahren 2019 bis 2023.

Cpt.Germanica schrieb:Bin schon mal gespannt, wie in 20 Jahren über den Fall gedacht wird. Also der Mainstream .....

Scarbi schrieb:In 20 Jahren ist JS ein alter Mann, die Einkünfte dieser Zeit vermutlich längst aufgebraucht und nur wir alten Säcke erinnern und dunkel an den Doppelmörder und seine seltsamen Aktionen in den Jahren 2019 bis 2023.

Dann korrigiere ich meinen Beitrag auf den Mainstream der alten Säcke. ;)

@Cpt.Germanica

Die spielen lieber mit ihren Enkeln, als sich an das Kasperletheater eines Doppelmörders zu erinnern. Wenn man sich seine Aktionen so ansieht, dann kommt durchaus unfreiwillige Komik auf. Die Leute, die sich zum Narren haben halten lassen, das Rappen, die hanebüchenen Erzählungen.
Nur bleibt einem das Lachen im Halse stecken. Denn in Gegensatz zu ihm, sind meine Gedanken immer auch bei den Opfern und wie Jens Söring diese zugerichtet hat. Da war nix witzig.

Scarbi schrieb:Die spielen lieber mit ihren Enkeln, als sich an das Kasperletheater eines Doppelmörders zu erinnern. Wenn man sich seine Aktionen so ansieht, dann kommt durchaus unfreiwillige Komik auf. Die Leute, die sich zum Narren haben halten lassen

..... werden in 20 Jahren vermutlich nicht daran erinnert werden wollen. Falls denn die späte Einsicht kommt.

@Cpt.Germanica

Die Einsicht bei den Fans? Ich glaube, dass der Tiktoker gar nicht so wahnsinnig viel darüber nachdenkt, ob der JS schuldig ist oder nicht. Er genießt einfach nur seine Raps.

dwt schrieb:Söring muss sich ja was einfallen lassen sonst ist Feierabend und das ist noch der allerletzte Move der machbar ist

Er könnte noch heiraten und Kinder bekommen.
Als verurteilter Mörder zum braven Ehemann und Familienvater. Das gibt weiterhin Quoten.

AgathaChristo schrieb:Er könnte noch heiraten und Kinder bekommen.
Als verurteilter Mörder zum braven Ehemann und Familienvater. Das gibt weiterhin Quoten

Gemäss dem Talk bei swr3 hatte er eine platonische Liebschaft aber damit wird man nicht Familienvater

Und er wird in den 33 Jahren mit Sicherheit genügend Heiratsanträge erhalten haben und hätte die Qual der Wahl gehabt

Dazu empfehle ich diesen Beitrag von blogemepire zu diesem Thema;

Beitrag von blorgempire (Seite 1.732)

Ja in der Bunte als Familienvater mit Hund und Kind kann ich mir ihn nicht vorstellen.... Dafür ist zu verbissen in seinen Kampf um "Gerechtigkeit"

@dwt

Viele Knackies haben ihre Ehefrau nach der Inhaftierung kennengelernt. Frank Gust, Dieter Zurwehme, Peter Madsen etc etc

Aber ich glaube, mit so einem Lebenslauf ist man auch zu keiner Beziehung mehr fähig. Mit Mitte 50 ist der Zug abgefahren.

Ein paar Bemerkungen zum thema Intelligenz:

Söring hatte damals zwei Stipendien: Echols und Jefferson Scholarships. Eins davon (erinnere ich mich nicht mehr spontan) wurde in der Tat für "begabte" Studenten reserviert. Begabt heißt hier *nicht* 160-IQ Genies, nur Menschen, die sehr gut beim SAT (sagenwirmal obere 10%) abgeschnitten und sehr gute Essays schreiben konnten. Die Angaben zu diesen Scholarships, die man jetzt im Internet finden, sind nich ohne Weiteres auf die Lage von 1985 übertragbar, da "Begabten"-Stipendien in den USA (aus verschiedenen politischen Gründen) nunmehr als elitär und nicht mehr Zeitgemäß betrachtet werden.

Auf jeden Fall kann man anhand von seinen offensichtlichen geistigen Fähigkeiten schließen, dass er überdurchschnittlich Intelligent ist. Seine IQ ist schon mehrfach gemessen worden, das ist Teil des Evaluierungsprozesses für jeden Gefangenen in den USA (wie überall). Mir ist aus Quellen in Virginia bekannt, dass das Ergebnis erwartungsgemäß überdurchschnittlich war, in den obersten 5-10% aller IQ-Ergebnisse. Aber das ist alles ohne Weiteres anhand seinen Sprachtalente ersichtlich: Sprachliche Fähigkeiten sind extrem eng mit IQ korreliert.

Fazit: Er ist kein Genie, aber er ist unter den oberen 5-10%. Er beging seine Fehler nicht, weil er dumm ist, sondern weil er arrogant ist und über ein mangelhaftes Urteilsvermögen verfügt. Sehr kluge Menschen begehen jeden Tag idiotische Fehler, weil es ihnen an gesundem Menschenverstand fehlt...

@Encomium

Erstmal vielen Dank für deine sehr tolle Arbeit! Und danke für deine aufschlussreichen Anmerkungen zum Thema Intelligenz. Die Quantile 90%-95% entsprechen bei üblicher Eichung von Intelligenztests (Mittelwert 100, Standardabweichung 15) einem IQ zwischen 120-125, was sicherlich respektabel ist, aber keine Hochbegabung (nach Lehrbuchdefinition). (In manchen Berichten und Interviews wird er als hochbegabt bezeichnet, was ihm glaube ich ganz gut gefällt.) Das würde auch sehr gut zu SAT-Scores in den oberen 10% passen, da zumindest der allgemeine SAT sehr gut mit IQ korreliert.

Encomium schrieb:Er beging seine Fehler nicht, weil er dumm ist, sondern weil er arrogant ist und über ein mangelhaftes Urteilsvermögen verfügt. Sehr kluge Menschen begehen jeden Tag idiotische Fehler, weil es ihnen an gesundem Menschenverstand fehlt...

Klingt sehr plausibel. Und wenn man sich wegen Arroganz für unglaublich schlau hält, neigt man dazu, seine Mitmenschen zu unterschätzen. Aber gerade Polizisten, Staatsanwälte und Richter sind nicht dumm. Und die Jury war es zum Glück auch nicht.

kegelschnitt schrieb:Und wenn man sich wegen Arroganz für unglaublich schlau hält, neigt man dazu, seine Mitmenschen zu unterschätzen

Da gibt es ein Sprichwort: "Arroganz ist die Kunst, auf seine eigene Dummheit stolz sein."

Und ich kenne ehrlich gesagt persönlich Niemanden, der Arrogant und gleichzeitig Intelligent ist. Arrogante sind immer irgendwo unterbelichtet. Wären sie es nicht, wären sie nicht arrogant.

@SomertonMan

Arroganz ist die Perücke geistiger Kahlheit. ;)

@Encomium

Danke für die Erklärungen. Es deckt sich mit meinem Eindruck. Fakt bleibt, dass ihm seine 5-10 Prozent ein Leben im Knast beschert haben. Da bin ich lieber doof, friedlich und vor allem: frei! ;)

Man beachte auch den Passus in einem seiner Briefe: "These yokels don't know what's coming for them"; in etwa "Diese Hinterwäldler ahnen nicht, was ihnen blüht". Spielte eine nicht unerhebliche Rolle bei seinem Prozess. https://scholar.lib.vt.edu/VA-news/ROA-Times/issues/1990/rt9007/900718/07180405.htm

Scarbi schrieb:Da bin ich lieber doof, friedlich und vor allem: frei!

Amors Pfeile können die dummen und die intelligenten treffen.... Es heisst ja treffend Liebe macht blind

kegelschnitt schrieb:Aber gerade Polizisten, Staatsanwälte und Richter sind nicht dumm. Und die Jury war es zum Glück auch nicht.

Aber er hat die Scharte ausgewetzt und eine Freilassung erreicht, was schon ein Kunststück ist und das ohne seine Unschuld beweisen wäre.... 33 Jahre penetrant an so was zu glauben und zu kämpfen spricht für sein Intelligenz

@Encomium
Da werden Sie zukünftig zwei oder drei Steine im Brett von Söring haben. Sie haben ihm bestätigt, dass er ein schlauer Fuchs ist. Zumindest was seine intellektuellen Fähigkeiten oder Ressourcen betrifft.
Das dürfte Söring erfreuen. Denn das ist etwas, worauf er so stolz ist. Wetten, dass Söring ihre Ausführungen dazu demnächst erwähnt „ sogar der texanische Anwalt hat gesagt ....“
Wenn das mit ihrer Fairness ihm gegenüber so weiterläuft, bekommen Sie noch eine Freundschaftsanfrage von ihm.
Ironie Off. Ihre Erklärung war sehr einleuchtend. Ich kann dem nur aus eigener Erfahrung zustimmen. Intellekt in der Sphäre da oben, das kann durchaus bedeuten, nicht unbedingt die hellste Kerze auf der Sahnetorte zu sein, was das prakt alltägliche Leben angeht. Evtl halten sich solche Menschen dann für unverwundbar und eben überlegen. Immer wieder gerne sei hier an seinen arroganten „ Abschiedsbrief“ an seine Verfolger, vor seiner Flucht aus den USA gedacht. Er dachte, er hat es mit Volltrotteln zu tun, denen er seine intellektuelle Harke gezeigt hat.

dwt schrieb:Aber er hat die Scharte ausgewetzt und eine Freilassung erreicht, was schon ein Kunststück ist und das ohne seine Unschuld beweisen wäre.... 33 Jahre penetrant an so was zu glauben und zu kämpfen spricht für sein Intelligenz

Bei unserem Strafsystem hätte er als 18 jähriger Bubi Jugendstrafe bekommen. Wie sich dann sein weiteres Leben entwickelt hätte? Er wäre längst vergessen und kein Hahn würde noch nach ihm krähen.

Seine Freilassung auf Bewährung nach 33 Jahren ist an sich ja nicht ungewöhnlich, da sind schon etliche Mörder frühzeitig auf Bewährung entlassen worden. Nur das sie noch unter Bewährungsauflagen stehen.

Auf Bewährung entlassen, betrifft lediglich seine Haftzeit in Amerika. Oder steht er hier noch unter Bewährung/ Kontrolle, um eine weitere Straftat egal welche in Erfahrung bringen und ahnden zu wollen?

@AgathaChristo
Der der bei Tatzeit 19 (nicht 18)jährige Bubi einen besonders grausamen Mord begangen hat, wäre bei ihm mit Sicherheit eine Sicherheitsverwahrung erwogen worden. Da er sich ja rühmt, sich aus allerlei Unbill "herauslabern" zu können, hätte er dies bei zweifellos guter Führung sicher vermeiden können, es wäre aber auch hier kein Selbstläufer gewesen.
Das spielt aber ohnehin keine Rolle, da er den Doppelmord eben nicht "hier", sondern "dort" verübt hat. Es ist deshalb irrelevant, wie hoch hier seine Jugendstrafe gewesen wäre.

Unter Bewährungsauflagen steht er natürlich nur noch amerikanischem Gesetz - ich nehme aber an, dass auch "hier" bei einer erneuten Strafttat die rote Karte "vorbestraft" vorgehalten bekäme.

Im (deutschen) Register selbst wird er natürlich ein weißes Blatt sein.

@calligraphie
Egal, was @Encomium sagt: Ich halte ihn nicht für sonderlich intelligent. Belesen, mag sein; talentiert, was Sprachen und Labern angeht, zweifellos. Aber wer sein Leben dermaßen in die Tonne tritt und bis heute glaubt, seine "Karriere" auf der Basis eines blutigen Doppelmords aufbauen zu können, ist eher borniert als schlau. Eine arme Wurst halt.