Hybristophilie ist ein reales Phänomen.
Ted Bundys weibliche Fans applaudierten in seinem Prozess, eine von ihen heiratete ihn sogar, und er zeugte während der Haft ein Kind mit ihm.
Anders Breivik bekommt haufenweise Liebesbriefe von 16-jährigen Mödchen (vom Alter her genau die Zielgruppe, die seiner abscheulichen Amoktat entsprach). (
https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/justiz/id_57318826/anders-behring-breivik-massenmoerder-bekommt-liebesbriefe-von-16-jaehrigen.html) Eine 20-jährige Polizistin aus Dessau wurde vom Dienst suspendiert, weil sie dem Halle-Attenttäer
Stephan Baillet Liebesbriefe schrieb und seine antisemitisch motivierte Tat begrüßte. (
https://www.tagesspiegel.de/politik/sympathie-fuer-seine-taten-polizistin-hat-brieffreundschaft-zu-halle-attentaeter/27631098.html) Nicht zu vergessen den U-Boot-Mörder
Peter Madsen, der vor zwei Jahren die Künstlerin Jenny Curpen in Haft heiratete.
Es ist wirklich ein faszinierendes Kuriosum, dass sich gerade Mörder - und oft die schlimmsten - über mangelnde Aufmerksamkeit des anderen Geschlechts nicht beschweren müssen. Ich nehme stark an, dass sowohl Jens Söring als auch die Anstifterin Elizabeh Haysom
häufiger Liebespost hinter Gittern bekommen haben.
Aber - und jetzt kommt das große Aber - jeder Person, die sich für Häftlinge einsetzt, hybristophile Motive zu unterstellen, ist irgendwie etwas panne. Dass sich viele Söring-Fans nach dem Ansehen von "Killing for Love" für unseren Forumshelden eingesetzt haben, ist in erster Linie der "Verdienst" von Karin Steinberger und Markus Vetter, die einfach einen sehr raffinierten Propagandafilm für Sörings "Kampf umd Freiheit und Gerechtigkeit" abgeliefert haben. Ich gestehe immer noch frei heraus: Als ich den Film zum ersten Mal sah, hielt ich auch kurz - sehr kurz! - einen Justizirrtum für möglich. Genauso ging es
@Mabel1999 und
@higan7, genauso ging es auch Annabel H..
Es greift deshalb zu kurz, gerade Frauen automatisch unter "Hybristophilieverdacht" zu stellen. Klar können unbewusst auch erotische Motive eine Rolle spielen, und da kann sich jede (Ex-)Anhängerin bzw. (Ex-)Anhänger gerne selbst an die eigene Nase fassen. Aber dies generell Frauen zu unterstellen, ist imho eine sexistische Denkweise. In meinen Augen versucht "Team Söring" genau in dieses Horn zu blasen, um mal wieder von den Fakten abzulenken.
Es werden zwei Arten der Hybristophilie beschrieben. Bei der passiven Form fühlen sich die Betroffenen von Verbrechern sexuell angezogen, ohne den Wunsch zu haben, sich an den Straftaten des Partners zu beteiligen. Im Fall der aktiven Hybristophilie stiften die Betroffenen ihren Partner zu Straftaten an, leisten Beihilfe oder werden zu Mittätern, weil sie dadurch sexuelle Erregung verspüren.
Der österreichische Psychiater Reinhard Haller unterscheidet gar drei Formen: erstens die sogenannten „Retterinnen“, die trotz aller Gegenbeweise an die „edle Seele des Mannes ihrer Wahl und an die erlösende Kraft ihrer Liebe“ glauben; zweitens die sogenannte „Seelenforscherinnen“, die vom Bösen fasziniert eine bessere Sicht auf Abgründe der eigenen Seele erhoffen sowie einer dritten Gruppe mit einem eher archaischen Motiv: „Da gehört das Morden, Töten und Schlachten zum Männlichen, die Frau identifiziert es mit Stärke, Schutz und Sicherheit.“ In fast allen Fällen werden die Taten des Kriminellen geleugnet oder bagatellisiert.
Quelle:
Wikipedia: HybristophilieLustig finde ich übrigens den Fall
Charles Manson - bei dem drehte sich das Verhältnis zu einer Hybristophilen im Laufe der Zeit um. Die 27-jährige Verlobte des berühmt-berüchtigten Gurus seiner "Family", also der Helter-Skelter-Musiker-Mord-Sekte, wollte unbedingt "Mrs. Manson" werden, aber irgendwann machte ER einen Rückzieher ... als er witterte, dass seine baldige Frau nur daran interessiert war, nach Mansons Tod seinen plastinierten Leichnam in einer Vitrine auszustellen. (
https://www.rollingstone.de/charles-manson-hochzeit-abgesagt-weil-verlobte-ihn-nach-seinem-tod-in-einer-vitrine-ausstellen-wollte-376607/ (Archiv-Version vom 06.09.2015))