@Spekulatius666 Du darfst nicht vergessen, dass bei so einem Gespräch der Befrager - in dem Fall Bernd König - nicht dem Befragten irgendetwas in den Mund legen darf. Dies wäre dann wieder vor Gericht angreifbar als "manipulative Befragung". Der Befragte muss selber - so gut es geht frei - erzählen können. Es dürfen z.B. missverständliche oder unglaubwürdige AUssagen nicht angezweifelt werden. König macht das in meinen Augen sehr gewissenhaft und seriös.
Das ganze Geständnis und gerade diese Passage ist eigenartig. Dieses Geständnis fand nach der Trennung zwischen EH und JS statt und vor ihrem Prozess (genau weiß ich es nicht, aber da das Gespräch am 19.1.1987 stattfand, nehme ich nicht an, dass EH noch vorher verurteilt wurde ... ihr Prozess war ja auch 1987).
Man merkt in dem ganzen Geständnis JS' Enttäuschung über seine ehemalige Freundin an. Hier bezichtigt er sie der Lügerei, der Unwahrheiten, er könne ihr nichts glauben, alles wären nur Lügen gewesen Er hebt ihre aktive Rolle deutlich hervor (sie hätte ihn dazu gedrängt, bezüglich der Eltern "etwas zu übernehmen") - auf der anderen Seite hätten sie beide nie einen Mordplan entwickelt, sie also auch nicht eine Anstifterin gewesen. Er kann sich an vieles nicht mehr erinnern (oder gibt dies vor), sagt einerseits, er wäre sich nicht 100 % sicher, die Morde begangen zu haben, und es wäre auch nicht wichtig, ob er überhaupt vorgehabt habe, die Haysoms zu töten (obwohk er später sehr präzise seine Art, zuzustechen, schildert). Dann wieder die Aussage zu den Fußabdrücken: Von der Polizei wüßte er, dass eine zweite Spur von Fussabdrücken, womöglich zu einer Frau passend, am Tatort gefunden worden wäre - verbunden mit dem Verdacht, Elizabeth wäre ihm mit einem anderen Auto (?) gefolgt und nach dem von ihm verübten Mord eventuell im Haus gewesen. Und dass sie Mme Massie anrief, findet er sehr verdächtig ... gleichzeitig wieder eine die detaillierte Darstellung der Morde. Streitereien zwischen den Haysoms und zwischen ihm und Herr Haysom, der habe ihn ihn gewisser "eise provoziert ("Setzen Sie sich hin, junger Mann!"), und ganz "plötzlich" wäre das Messer in Sörings Hand gewesen (ob er es mitgebracht hat, darüber möchte er nicht sprechen), er wird beim Mord verletzt, blutet und bandagiert im Bad seine Hand. Dann auch interessant: Elizabeth habe ihm "Dinge über Mrs. Massie" erzählt (immer wieder Frau Massie ...) und er habe diese "einfach so übernommen" wie alles von Elizabeth. Auch spannend: Gewalt wäre ihm völlig fremd, sie wäre seinem Character völig abhold
(äh, und seine Briefe? Die sagen halt schon etwas anderes ...) Ihr merkt: Hier passt nichts zusammen. Diesmal ist ja auch sein Anwalt dabei. Mit diesem Geständnis reitet er sich aber weiter rein (Warum hält der Anwalt ihn nicht zurück???), obwohl klar erkennbar ist, dass es gar nicht mehr darum geht, seine "Bienenkönigin" zu beschützen oder zu retten.
Söring äußert ja den Verdacht, dass Elizabeth ihm gefolgt sei und irgendetwas mit Frau Massie "gelaufen" wäre. Und dann die angeblichen Fußabdrücke einer Frau, eventuell Elizabeth: Das sagt natürlich nur wieder wer? Söring. Die polizeilichen Ermittlungen geben das nicht her. Es wird aber heute von manchen als Faktum dargestellt,
Und hier ist wieder die Frage: Wenn Söring angeblich nur Täterwissen widergibt, das er nicht selbst erlebt, sondern von Elizabeth erhalten hat - warum erzählt er dann von seiner Verletzung und dem also vergossenen Blut? Blut, dass auch wirklich gefunden wird und zu einem Mann seiner Blutgruppe passt. Woher weiß er das, wenn er nicht der Täter ist? Warum stellt er den Verdacht auf, sie wäre ihm in einem zweiten Auto gefolgt? Was soll Frau Massie damit zu tun gehabt haben?
In meinen Augen nivelliert dies vor allem seine Behauptung, er hätte EH zuliebe das Geständnis aufrecht gehalten. Darum ging es 1987 definitiv nicht. Es ging wieder vor allem darum, zu bestreiten, dass er die "atrocities" angerichtet hat. König soll wohl eher glauben, dass EH und Massie "hinter seinem Rücken" nach den Morden angerückt seien, um "irgendetwas" am Tatort zu vollbringen. Was das gewesen sein woll, kann man sich ja denken.
Wer soll das bitte für bare Münze nehmen?
Bernd König wurde ja übrigens in dem Podcast "Die Akte Rheinland" über das damalige Geständnis befragt - vielleicht kennt das der ein oder andere noch nicht:
https://akte-rheinland-42.blogs.julephosting.de/s2e7-killing-for-love-der-fall-jens-soeringKönig zweifelte damals in keinster Weise daran, dass Söring der Mörder war.