@blorgempire Ich vermute, dass es für Söring bei all dem eher zukünftig um irgendeine Form von Rehabilitation geht. Das er seine Unschuld im Sinne von „neuen spektakulären Beweisen“ nicht mehr belegen kann, das weiß er mit Sicherheit. Was in den letzten drei Jahrzehnten nicht gelungen ist, trotz Ausschöpfung aller verfügbaren Mittel, dass wird vermutlich jetzt auch nicht mehr gelingen.
Er hat einmal im Interview mit der NZZ gesagt, dass er nicht „glücklich“ war, als er von der Entscheidung des parole boards (Abschiebung) erfuhr. Und das glaube ich ihm aufs Wort. Denn diese Entscheidung hat eigentlich seinen ganzen Kampf hinter Gittern konterkariert. All die Jahre der Suche nach neuen Beweisen und Möglichkeiten ihn zu entlasten, quasi für die Katz. Entlassen ohne Rehabilitation.
Ich gehe davon aus, dass sein eigentliches Ansinnen eher darin besteht heute, dass der Prozess so hätte nicht geführt werden dürfen. Es wird eher um prozessuale Fehler gehen.
Sachen wie, Vorverurteilung durch Medien, Schlagzeilen, der Richter, auch Vorverurteilung in deutschen Medien.
Ort vom Prozess, anwaltliche Vertretung. Schuld oder Unschuld? Das als Kernfrage, wird sich nicht mehr klären lassen. Bleibt also nur die Frage, wäre ein solcher Prozess heute, mit allen bekannten Details über den Prozess ( sowohl vorher aus auch während) dort möglich.
Ich spreche da nicht davon, ob er hierzulande so stattgefunden hätte. Wir wissen alle, dass es hier anders gelaufen wäre. Das steht auch nicht zur Debatte.
Inwieweit Herr Söring da noch mal was „ drehen“ kann? Dazu müsste man Experten befragen. Inwieweit es möglich ist von hier aus Anwäkte zu beauftragen nochmal vor Ort alles aufzurollen. Nur egal was da nochmal in die Wege geleitet wird. Es wird vor allem ein langer sehr langer mühsamer weg. Den Kampf wird er wohl führen, solange er noch einen Stift halten kann.
Dabei geht es wohl mehr darum, das ganze am köcheln zu halten. Denn das alles ist vermutlich eine für immer nagende offene Wunde. Frei zu sein und trotzdem steht noch der entscheidende, für ihn existenzielle Punkt im Raum.
https://www.nzz.ch/feuilleton/33-jahre-im-gefaengnis-herr-soering-was-ist-freiheit-ld.1648192