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Der Mensch Jens Söring

40.372 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Kino, Gefängnis ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Der Mensch Jens Söring

Der Mensch Jens Söring

23.10.2021 um 22:33
@beheje8030
@Dany123
@dwt

Zu der - wirklich komplizierten - DNA-Geschichte, die sich in Gänze erst durch Lektüre des W.-Reports und v.a. der Analyse von Shelley Edler erschließt, erlaube ich mir, nochmal auf den aufschlussreichen Austausch zwischen Dany123 und mir hinzuweisen, ab hier: Beitrag von Dany123 (Seite 1.548)

Natürlich runtergebrochen auf eine sehr simple Art und Weise. W r i g h t macht das natürlich umfangreicher, aber ich glaube dass ist ein Problem (huhu, Herr Ham.): So liest und versteht das keiner. Ich habe oben versucht, es etwas "simpler" begreifbar zu machen.


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23.10.2021 um 22:40
Heute musste ich aber erkennen, dass der 2009 Report missverstaendlich ist. Einge Spuren wurden zu einem 8er Paket zusammengeschnuert, und einem "common male" zugeordnet. Und dass, obwohl 2 der Spuren aus dem 8er Paket aus der Blutgruppe Null stammen, und sechs direkt vom Vater sind (A). Der Report sagt nichts ueber Blutgruppen und ist daher "didaktisch" schlampig.


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Der Mensch Jens Söring

23.10.2021 um 22:47
Diese BG Null Spuren sind 2FE und 6FE. Ich vermute sie sind im 8er Paket, weil diese acht Spuren besonders "consistent with a common male" sind. Leider sind aber 2FE und 6FE aus den BG Null Spuren und nicht aus dem BG A Blut (Vater)


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23.10.2021 um 22:53
Zitat von Dany123Dany123 schrieb:Leider sind aber 2FE und 6FE aus den BG Null Spuren und nicht aus dem BG A Blut (Vater)
Aber die werden doch auf S. 3 von Edler sehr genau beschrieben: "common male contributor", aber die die beiden Opfer können aus bekannten Gründen nicht als Quelle der DNA ausgeschlossen werden. Und ein Mann hat definitiv an diesem Abend sehr viel Blut und DNA verloren ... der brutal niedergeschnetzelte Herr Derek Haysom.


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23.10.2021 um 22:56
GUTACHTEN 2009
http://q.b5z.net/i/u/7000525/f/DNS/forensic_report_sep_09.pdf

Tabelle:
https://www.allmystery.de/bilder/km109429-5

Um Gutachten und Tabelle kognitiv in Verbindung zu bringen habe ich einige Zeit gebraucht.
Hilfreich war dabei die Briefe von dem Pro-Soering Sheriff Chip (Nachname vergessen), der sogar beschreibt, wo
die "kritschen" Spuren im Haus gefunden wurden.


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23.10.2021 um 22:59
Zitat von Dany123Dany123 schrieb:Um Gutachten und Tabelle kognitiv in Verbindung zu bringen habe ich einige Zeit gebraucht.
Exakt. Aber: Hier ist eben die - versehentliche oder bösartige - Fehldeutung, dass Blut und DNA zusammengehören.


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23.10.2021 um 23:00
Zitat von blorgempireblorgempire schrieb:Aber die werden doch auf S. 3 von Edler sehr genau beschrieben: "common male contributor"
Ja, aber keine Sau weiss, warum sie in einem 8er Paket gruppiert sind. Das Zertifikat hat absolut nichts zu tun mit den Blutgruppen, scheint mir.


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Der Mensch Jens Söring

23.10.2021 um 23:03
@Dany123
Da hast du recht. Aber die Erklärung ist ganz einfach; Shelly Edler hat das Blut ja gar nicht selbst untersucht, bw. gar nicht untersuchen können. Sie konnte nur die DNA untersuchen. Das hat sie gemacht. Ich finde das auch nicht didaktisch falsch ... es war ja auch gar nicht ihre Aufgabe, etwas zu deuten oder zu vermitteln.
Das haben dann erst McClintock und Shanfield in ihren (von den Dörings bezahlten) Briefen erledigt ...


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23.10.2021 um 23:06
@blorgempire
Kleine Frage: Muss man sich jetzt durch die noch genauere W.-Analyse durchkaempfen, oder reicht es, wenn man die Grundidee verstanden hat: Extreme Unwahrscheinlichkeit, dass die (teil)identischen DNA Profile 3 versch. Personen gehoeren.


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Der Mensch Jens Söring

23.10.2021 um 23:15
Eigentlich nicht. W. beschreibt das sehr umfangreich und kompliziert - das ist tatsächlich didaktisch unterste Kanone. Aber die Tabelle, die du verlinkt hast, reicht ja völlig aus.
Man weiss, dass von diesen 8 erwähnten Spuren zwei "stains" (Blutflecke) zur Blutgruppe 0 gehören. Kann zu Söring gehören oder zu einem anderen Mann mit seiner Blutgruppe, nicht aber zu Elisabeth, Nancy oder Derek.
Jahre später untersucht dann Edler die DNA auf diesen "stains" (die "stains" selber sind nicht mehr analysierbar). Diese DNA gehört nicht zu Söring und auch nicht zu Elizabeth Haysom. Von Derek und Nancy liegt keine Vergleichs-DNA vor. Der Verdacht liegt also nah, dass die DNA zu ihnen gehört, bzw. zu Derek Haysom, da der Mörder (BG 0) sich im Kampf mit Derek Haysom verletzt hat. Dort war das Blut, dort kann die DNA von D.H. auf das Blut gelangt sein.
Oder natürlich (wie die Dörings behaupten): ein völlig, nie ermittelter Mann mit der BG 0. Man kann sich jetzt selbst fragen, was wahrscheinlicher ist. Stammt die DNA von diesem "Großen Unbekannten" oder von Derek Haysom, der nahezu enthauptet wurde und entsprechend viel Hautpartikel, Haarpartikel, Spucke, Mundschleimhautfetzen, Rotze etc. im brutalen Todeskampf verloren hat. Für die Dörings ganz klar der Unbekannte ...


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23.10.2021 um 23:21
@blorgempire
Du weisst, wozu ich eindeutig tendiere. Der Unbekannte ist schon deshalb Mumpitz, weil E.H. keinen anderen Lover hatte, und zwei schon gar nicht.


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23.10.2021 um 23:23
Zitat von beheje8030beheje8030 schrieb:Ein Bestätigungsfehler ([...] engl. confirmation bias) ist ein Begriff der Kognitionspsychologie, der die Neigung bezeichnet, Informationen so auszuwählen, zu ermitteln und zu interpretieren, dass diese die eigenen Erwartungen erfüllen (bestätigen).
Zitat von dwtdwt schrieb:Eine der Grundannahmen des radikalen Konstruktivismus ist, dass die persönliche Wahrnehmung nicht das Abbild einer Realität produzieren kann, welche unabhängig vom Individuum besteht, sondern dass Realität für jedes Individuum immer nur eine Konstruktion seiner eigenen Sinnesreize und seiner Gedächtnisleistung bedeutet.
Ich denke das kann jeder Mensch für sich selbst bestätigen, wenn man versucht eigene Erinnerungen zu verifizieren...
Auch wenn sie eigentlich völlig unerheblich sind.

Beispiel 1:
In meinem Gedächtnis bin ich 100% sicher gewesen vor ca. 50 Jahren zusammen mit meiner Oma meine Mutter von einem (Schreibmaschinen?) Kurs an einer genau definierten Stelle abgeholt zu haben. Ich sehe mich, meine Oma und meine Mutter vor einem real existierendem Gebäude. Die Oma ist vor 22 Jahren verstorben, meine Mutter beschwört dort niemals einen solchen Kurs belegt zu haben.
Eine Recherche ergab, ich muss mich irren weil Fotoaufnahmen belegen das das in meinen Gedanken und real existierende Gebäude erst vor ca. 30 Jahren errichtet wurde, vorher war dort Ödland.

Beispiel 2:
Meine Mutter ist (war) steif und fest davon überzeugt das wir im Jahr 19... mit einem speziellen Auto im Urlaub waren.
Unsere Erinnerungen (die meiner Mutter und meine) passen korrekt zusammen, nur das mit dem Auto stimmt nicht.
Jeder beharrt auf seine Erinnerung.
Nachdem mein Vater verstorben war haben wir ein wenig aufgeräumt und uralte DIAs gesichtet.
Erinnerungen können trügen, aber ein DIA (Foto) zeigt die Realität. In diesem Fall hatte ich recht.
Und das sind nur Sachen die völlig unerheblich sind.

Geht es um Tatsachen die man sich bewusst einredet um sich etwas geschönt darzustellen wird es schwieriger, aber es geht.
Irgendwann glaubt man auch seinen eigenen "Lügen".

Dies ist ganz allgemein zu sehen, ich will J.S. hier mitnichten etwas unterstellen!

Eine sichere vollständige Aufklärung des Falls wird nach so vielen Jahren kaum mehr möglich sein...
Die forensischen Spuren deuten mal in die eine, dann wieder in die andere Richtung.
Sollte J.S. schuldig sein hat er seine "Strafe" verbüßt.
Sollte er unschuldig sein kann man ihm sein verloren gegangen Jahre auch nicht wieder "ersetzen".
Es ist einfach eine Tatsache das es im Leben Risiken gibt.
Das Risiko unschuldig verurteilt zu werden ist einfach da, man kann nur versuchen es auf ein Minimum zu reduzieren. Im Umkehrschluss heißt das aber auch das "Schuldige" nicht belangt werden.
In unserm (und den meisten westlichen) Systemen gehen wir ja von dem Grundsatz "In dubio pro reo" aus.
Das ist natürlich erst einmal eine gute Entscheidung, keine Frage.

Es gibt aber meines Wissens nach keine Statistik die eben diese Richtersprüche widerspiegelt.
Bei Kapitalverbrechen gegen Leib und Leben währe das aber sicher interessant.
Gleich vorab, ich habe da auch keine belastbare Zahlen...
Hin und wieder hört oder liest man in den Medien von Fehlurteilen, bei denen Menschen zu unrecht verurteilt wurden.
Noch weniger wird öffentlich publiziert wenn Täter (in diesem Fall geht es um die Mord) eben wegen diesen Grundsatz "In dubio pro reo" nicht zur Verantwortung gezogen werden und weiter Menschenleben zu beklagen sind.
Die Frage: Ist ein unschuldig Verurteilter mehr "Wert" als drei Menschenleben die ein Täter wegen des Grundsatzes "In dubio pro reo" danach noch ausgelöscht hat?
Genau diese Frage werden wir im "Hier und Heute" nicht beantworten können.

Almy2812


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23.10.2021 um 23:34
@Almy2812
Dein Beispiel mit dem Schreibmaschinenkurs steht sehr bildhaft für solche "falschen Erinnerungen". Die habe ich auch aus der Kindheit: Erlebnisse, die meine Eltern oft erzählt haben (und bis heute erzählen), und von denen ich bis heute felsenfest glaube, nein, weiß, dass ich dabei gewesen bin. Bin ich aber nicht, ich habe da noch nicht gelebt.

Ich denke, du willst darauf hinaus, ob Jens Söring wirklich glaubt, dass er unschuldig ist, dass er in der Mordnacht nicht am Tatort war. Das wäre ja möglich. Weil er z.B. unter Schock stand, von seiner Freundin zu dieser Tat getrieben worden zu sein, sie ihn geradezu "hineinmanipuliert" hat. Weil seine Anwälte ihm dies sehr nachdrücklich eingeredet haben ("Du warst nicht da! DU WARST NICHT DA!") und er lernen musste, es zu glauben - für die Chance, dass ein einziger Geschworener an seiner Schuld zweifelt. Weil er dann auch im Gefängnis - um zu überleben - die neue "Wahrheit" so verinnerlichen und lernen musste, um nicht durchzudrehen.
Ja, das ist nicht ausgeschlossen. Dass er wirklich WEISS, dass er nicht am Tatort und nicht der Mörder war. Obwohl er am Tatort und der Mörder war.

Was aber dagegen spricht: Die sehr kalkulierte Anpassung seiner Geschichte, wann immer neue Erkenntnisse nicht zu seiner bisherigen Geschichte passten.
Deshalb halte ich eine solche "falsche Erinnerung" für denkbar, aber für sehr unwahrscheinlich.


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Der Mensch Jens Söring

24.10.2021 um 05:11
Zitat von dwtdwt schrieb:Auch die beiden Anwälte von JS, Klaus Söring war ein gut bezahlter Diplomat aber wird man davon reich? Oder hat evtl. Der deutsche Steuerzahler schlussendlich bezahlt?

@RickBlaine
Könntest du da evtl helfen?

- Erbrecht USA, hat EH geerbrt da ja erst im nachhinein herausgestellt hat das sie die Eltern getötet hat(Beihilfe)?
- Was schätzt du was so ein guter Anwalt damals gekostet hat in den USA? (Bei JS waren es sogar 2)

Der 2. Anwalt von Söring ist kein nobody ...William Harrison "Bill" Cleaveland .... Hat sogar wiki Eintrag
Oha. Zuerst einmal muss ich anmerken, dass, als alles passiert ist, ich noch braver Student war und mich im schönen Bayern auf mein erstes Staatsexamen vorbereitete und weder von Döring gehört hatte noch damals schon wusste, dass ich eines Tages in den USA leben und praktizieren werde. Obwohl mich dieser Fall dann interessiert hat, seit er das erste Mal hier erwähnt wurde, habe ich mir nicht die Mühe gemacht, in jedem Detail den Stand der Dinge in den 80er Jahren zu erforschen.

Zur Frage des Erbrechts: entgegen der typischen Meinung, weichen das amerikanische Recht und das deutsche Recht in den wichtigsten Prinzipien gar nicht so weit voneinander ab. Im Erbrecht gibt es aber ein paar Unterschiede, wobei man hier auch wieder nicht vergessen darf, dass nicht "ein" amerikanisches Recht gibt, sondern jeder der 50 Bundesstaaten wiederum eigene Details hat.

1. Entscheidend ist erst einmal die Frage, ob die Haysoms ein Testament hatten oder nicht. Obwohl die Haysoms nicht, wie hier manchmal dargestellt, sehr "reich" waren, hatten sie offensichtlich ein gewisses Vermögen, und in dem Fall haben die meisten Amerikaner auch ein Testament. In dem Fall gilt erst mal, was darin steht. Sollten die Haysoms aus irgendeinem Grund Elizabeth nicht darin bedacht haben, dann erbt sie auch nichts. In den USA gibt es keinen "Pflichtteil" wie in Deutschland.

Üblich ist freilich, die eigenen Kinder in einem Testament als Erben einzusetzen. Hier ist es dem Erblasser aber frei gestellt, wie das Erbe aufgeteilt wird, man muss nicht alle Erben gleich bedenken.

Gab es kein Testament, dann gilt die gesetzliche Erbfolge, das bedeutet, alle Nachkommen (Kinder) erben zu gleichen Teilen.

2. Interessant wird dann aber eine Regel aus dem englischen "common law," welches die Grundlage auch des amerikanischen Rechts ist: Ein Mörder soll nicht von seiner Tat profitieren und wird deshalb als Erbe des Opfers von Rechts wegen ausgeschlossen. In Virginia ist das in § 64.2500ff Code of Virginia kodifiziert. Daher ist Elizabeth als Erbin von Rechts wegen ausgeschlossen. Dabei ist es egal, ob sie durch Testament oder gesetzlich geerbt hätte.


Nun zu den Anwälten. Wie gesagt, ich kann zu den üblichen Honoraren, Preisen usw. damals nichts fundiertes sagen. Grundsätzlich gilt in Virginia, im Prinzip wie auch in Deutschland: Jeder Angeklagte hat das Recht einen Verteidiger zu berufen und muss zunächst einmal diesen auch selbst bezahlen. Im Unterschied zum damaligen Deutschland gibt es hier keine staatliche Gebührenordnung, die vorschreibt, wieviel Anwälte berechnen dürfen. Hier gilt Vertragsfreiheit, und so können Mandant und Verteidiger frei entscheiden, wieviel sie berechnen und bezahlen. Nach oben ist nur in sofern eine Grenze gesetzt, als dass vorgeschrieben ist, dass die Bezahlung "angemessen" sein muss, was wieder der Interpretation eines Gerichts bzw. der Rechtsanwaltskammer unterliegt. Mit anderen Worten: ich darf als Anwalt z.B. nicht vereinbaren, für die Verteidigung eines Ladendiebs $ 10 Millonen zu berechnen.

Kann sich der Angeklagte keinen Rechtsanwalt leisten, was in über 90% der Mordanklagen wohl der Fall ist, tritt der Staat ein, man nennt das "Pflichtverteidigung."

Hier gibt es zwei verschiedene Modelle: entweder der Staat beschäftigt eigene, angestellte Rechtsanwälte, die erhalten ein Gehalt vom Staat und verteidigen dann den Mandanten kostenfrei. Oder der Mandant einigt sich mit einem freiberuflichen Verteidiger und dieser stimmt dann zu, dem Mandanten nichts zu berechnen, sondern sich mit den amtlichen Gebührensätzen zufrieden zu stellen, welche der Staat dann an ihn überweist. Diese liegen in der Regel erheblich unter dem Satz, den ein freiberuflicher Verteidiger sonst berechnen würde. Oft liegt der Satz bei nur 30 % des typischen "privaten" Satzes oder so.

Über die Höhe solcher Sätze damals in Virginia kann ich jetzt nichts sagen.

Nicht vergessen darf man, dass das Honorar des Verteidigers in der Regel in einem komplizierten Mordfall nicht der grösste Anteil an den Gesamtkosten ist, sondern zum Beispiel Gutachterkosten das Anwaltshonorar weit übersteigen können etc.

Döring wäre als Student vermutlich für einen Pflichtverteidiger qualifiziert gewesen, da er m.W. weder Reichtümer noch Einkommen hatte.

Nun kann es also sein, dass Neaton sich bereit erklärt hat, für den geringeren Satz, der in Virginia Pflichtverteidigern gezahlt wird, zu arbeiten. Es kann aber auch sein, dass er mit Döring bzw. dessen Vater eine eigene Honorarvereinbarung hatte.

Kann man sich so eine Verteidigung mit einem deutschen Diplomatengehalt leisten? Unmöglich ist das nicht. Mit Auslandszulage und allem kann man heute von einem Einstiegsgehalt im diplomatischen Dienst von mindestens 5000 Euro im Monat ausgehen, und Dörings Vater lag sicherlich über dem Einstiegsgehalt. Aber es wären sicherlich hohe Kosten entstanden: heute würde ich sagen muss man bei einer solchen Anklage und solchem Prozessverlauf mit Kosten von mindestens $ 200,000 rechnen. Das betrifft jetzt die Kosten des gesamten amerikanischen Verfahrens, also nicht nur das Anwaltshonorar. Aber die Kosten des europäischen Verfahrens habe ich nicht dabei eingerechnet.

Nach oben sind die Grenzen freilich offen. Das berühmte "dream team" von Anwälten im O.J. Simpson Prozess soll angeblich um die $ 6 Millionen erhalten haben.

Zum Schluss noch eine Bemerkung zum zweiten Anwalt: warum hatte Döring zwei? Das lag daran, dass Neaton keine Zulassung in Virginia hatte. Er lebte und praktizierte in einem anderen Bundesstaat. In solchen Fällen kann ein Anwalt zwar nur für den Prozess in dem Staat zugelassen werden, in dem er keine Zulassung hat ("pro hac vice"), aber die Vorschriften sagen, dass dann pro forma auch ein Anwalt mit Zulassung in diesem Staat beteiligt werden muss. Oft beschränkt sich dessen Beteiligung allerdings auf das Formelle. Dieser Anwalt berechnet dann freilich auch seine Arbeit.


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Der Mensch Jens Söring

24.10.2021 um 05:20
Ach so, noch zur Frage nach dem deutschen Steuerzahler. Normalerweise übernimmt der deutsche Staat keine Kosten, wenn Deutsche im Ausland angeklagt werden. Es gibt aber eine Ausnahme: in Fällen, in welchen die Todesstrafe droht, beteiligt sich Deutschland in der Regel an den Kosten der Verteidigung, wenn der Angeklagte die nicht selbst aufbringen kann, und sie nicht durch eine Pflichtverteidigung gedeckt sind. Da die Pflichtverteidigung aber in der ersten Instanz in der Regel greift, betrifft das meistens nur Revisionsverfahren usw.

Man kann also davon ausgehen, dass im Fall Döring der deutsche Steuerzahler keine Kosten übernommen hat.


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dwt ehemaliges Mitglied

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Der Mensch Jens Söring

24.10.2021 um 07:33
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Aber es wären sicherlich hohe Kosten entstanden: heute würde ich sagen muss man bei einer solchen Anklage und solchem Prozessverlauf mit Kosten von mindestens $ 200,000 rechnen.
@Rick_Blaine
well done! Vielen dank für deine Ausführungen, es ist schön ein Profi auf der anderen Seite des grossen Teiches zu haben

Im Film Killing for love sagt dort ein damaliger Us Kollege das die Anwälte.500 000 us Dollar in Cash wollten im voraus (damals war ein us Dollar noch viel mehr wert als heute)....aus Virgina

Klaus Söring hat aber nicht auf seinen Kollegen gehört und eben diese neaton aus Detroit engagiert...(+ aus rechtlichen gründen den cleaveland)....evtl. aus Kostengründen
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Nicht vergessen darf man, dass das Honorar des Verteidigers in der Regel in einem komplizierten Mordfall nicht der grösste Anteil an den Gesamtkosten ist, sondern zum Beispiel Gutachterkosten das Anwaltshonorar weit übersteigen können etc.
Stimmt, an das habe ich gar nicht gedacht.... daher hat man mit einem unmotivierten Pflichtverteidiger ohne Möglichkeit von (privaten)Gutachten klar die schlechteren Karten....
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Nach oben sind die Grenzen freilich offen. Das berühmte "dream team" von Anwälten im O.J. Simpson Prozess soll angeblich um die $ 6 Millionen erhalten haben.
Das ist das Paradebeispiel was "gute" Anwälte in den USA bewirken können....der hätte Söring höchstwahrscheinlich rausgehauen....


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dwt ehemaliges Mitglied

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Der Mensch Jens Söring

24.10.2021 um 07:50
Zitat von blorgempireblorgempire schrieb:Was aber dagegen spricht: Die sehr kalkulierte Anpassung seiner Geschichte, wann immer neue Erkenntnisse nicht zu seiner bisherigen Geschichte passten.
Deshalb halte ich eine solche "falsche Erinnerung" für denkbar, aber für sehr unwahrscheinlich.
@blorgempire
@beheje8030


Das eine schliesst das andere nicht aus, alle neu(eren) aufgetauchten Fakten interpretiert er logischerweise (aus seiner Sicht) so das diese zu seiner subjektiven Erinnerung passt... Und fügt das so ein das dieses Inputs seine Geschichte untermauern
Zitat von blorgempireblorgempire schrieb:Das wäre ja möglich. Weil er z.B. unter Schock stand, von seiner Freundin zu dieser Tat getrieben worden zu sein, sie ihn geradezu "hineinmanipuliert" hat.
Diese Worte stimmen zu 100%, wenn man unter Schock ist (unabhängig warum), läuft unser Körper (Immunsystem) im roten Bereich.... daher sind die Sinneswarnehmungen definitiv eingeschränkt


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24.10.2021 um 08:25
Zitat von dwtdwt schrieb:Das ist das Paradebeispiel was "gute" Anwälte in den USA bewirken können....der hätte Söring höchstwahrscheinlich rausgehauen....
Na ja, man darf das auch nicht überschätzen. Wenn der Mandant schuldig ist, kann in der Regel auch der beste Anwalt nichts tun. Bei OJ kam eben hinzu, dass die Polizei Fehler gemacht hat - die haben die Anwälte dann freilich ausgenutzt.

Am schlimmsten sind Mandanten, die eh alles besser wissen als ihre Verteidiger. Und als einen solchen schätze ich Döring ein. :)


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dwt ehemaliges Mitglied

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Der Mensch Jens Söring

24.10.2021 um 08:28
@Rick_Blaine
https://hammeltranslations.com/2020/07/30/the-new-killing-for-love-documentary-analysis-of-a-scene/ (Archiv-Version vom 19.09.2021)

Ich hätte noch eine Frage, h a m m e l hat gut erklärt das der Prozess von EH kein Geschworenen Prozess war (keine Jury) sondern gemäss ihm nur ein Verfahren zur Bestrafung

1. Wer entscheidet ob es eine Jury gibt oder nicht? Der Staatsanwalt?
2. EH hat ja Beihilfe zugegeben und zu gesagt gegen JS auszusagen (Kronzeugin), könnte sie so einen Deal vom elektrischen Stuhl bewahrt haben?

Eine Jury hätte sie sehr wohl zum tode verurteilen können... aber dann wäre die Kronzeugin unter der Erde gewesen und könnte nicht mehr gegen js aussagen

Die Amerikaner Sind bekannt für Deals und auch für grosszügige Kronzeugen Regelungen

Hier in der Schweiz hat ein Us banker für eine Schweizerbank geholfen steuern (für US Bürger) zu hinterziehen aktiv.

Danach hat der us banker die Seite gewechselt und die us Bürger am IRS verpfiffen und danach 30% der eingenommen Summen kassiert, so was ist undenkbar in Europa


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Der Mensch Jens Söring

24.10.2021 um 08:39
Wahrscheinlich keine Geschworenen, weil E.H. ja alles zugegeben hat. Es war keine Frage, ob sie "schuldig" war oder "nicht schuldig".


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