Mrs.Melody schrieb:Im Prozess wurde der gesamte Eeihnachstbrief vorgelesen (mehrere Tagebuchbriefe). Updike ist dann die verfänglichen Passagen durchgegangen. Neaton in der Zeugenbefragung noch mal. Insofern hat Söring das schon ausführlich und in sich geschlossen erklärt.
Dieser Weihnachtsbrief, über x-Seiten, ist eine
stream of consciosness. Söring wollte sich offenbar "nackt" machen, die Eindrücke verarbeiten, die Haysom in sehr kurzer Zeit in ihm ausgelöst hat. Und so wie wir bei unseren eigenen Assoziationen oder Gedanken, würden wir sie so zu Papier bringen, allerlei obskure, absurdes und wüstes Zeugs drin finden würde, findet sich das auch hier.
Wer mal beim Psychiater auf der Couch gelegen ist oder sehr stark selbst reflektierend Tagebuch geführt hat, dem ist das nicht völlig fremd. Die meisten von uns tun das nicht, weil wir zu erwachsen, zu wenig "psycho", zu wenig literarisch sind, Wichtigeres zu tun haben und es auch für nutzlos halten, weil die eigenen Gedankenfetzen nun mal nicht so wichtig sind. Ein 18jähriger, erstmals verliebt, das Objekt seiner Begierde erst sehr kurze Zeit kennend, voll mit Hormonen bis Oberkante-Unterkiefer, der tut das halt.
Das ist noch nicht mal verschieden interpretierbar, eigentlich auch nicht erklärbar und erst recht nicht vermittelbar. Söring versucht es m.E. ziemlich plausibel und am Ende doch erfolglos, egal ob das nun die "Wahrheit" ist oder nicht.
Cpt.Germanica schrieb:Schutzbehauptungen eben, nichts als Schutzbehauptungen!
Das ist der Rettungsanker des Richters, wenn er einem Zeugen nicht glaubt, aber das nicht begründen kann: "Schutzbehauptungen".
Mal davon abgesehen, ist es ein Ding der Unmöglichkeit ist, jemanden zu überzeugen, man habe nicht Monate vorher an Mord
gedacht, wenn der schon überzeugt ist, dass man den Mord
begangen hat.
Mal angenommen, Söring wäre unschuldig: Er hätte keine Chance gehabt, seinen Brief überzeugend zu erklären.