Söring hatte ja versucht, das Geständnis aus seinem Prozess herauszuhalten. Dazu hatte er bei einer Anhörung ausgesagt, er sei zu seinem Geständnis gedrängt worden, weil Ken Beever angedeutet habe, Elizabeth könne etwas passieren.
Andrew Hammel hatte letztens diese Aussage in seinem Blog auseinandergenommen. Hammels Einschätzung: Sörings Aussage wurde als Lüge entlarvt, Söring habe also unter Eid gelogen. Und deshalb musste er sich eine neue Geschichte ausdenken:
There was, in other words, a mountain of evidence that Söring was lying about the circumstances of his confessions. Judge Sweeney therefore ruled that Söring had lied about Beever’s supposed threat, and that most of Söring’s confessions could come in. Every court to review Sweeney’s ruling has held it to be correct on the law and the facts.
[..]
So Söring had to come up with another story to explain why he confessed.
https://hammeltranslations.com/2020/06/12/dr-andy-griffiths-complete-report-on-jens-sorings-interrogation-part-1-of-2/ (Archiv-Version vom 15.06.2020)
Eine Lüge löst also die andere ab.
Nun kommt Hammel zu dem Schluss, dass es sich mit der Aussage, er sei zu seinem Geständnis gezwungen worden, wohl um einen prozesstaktischen Schachzug handelte, zu dem ihn vermutlich sein Anwalt geraten habe.
Denn das was bei einer diesen Anhörungen gesagt wird, könne während des Prozesses nicht gegen einen verwendet werden. Es sei denn die Verteidigung und der Angeklagte wiederholen das Gesagte während des Prozesses. (So wie ich das vestanden habe.)
Hammel nennt ein Beispiel: der Anwalt eines Drogendealers versucht, durch einen Hinweis, Rechte seien verletzt worden, eine Tasche mit Drogen aus dem Prozess rauszuhalten.
Zu verlieren hat der Angeklagte dabei nichts, selbst wenn sich seine Geschichte um die Tasche ändern sollte. Wird die Tasche doch als Beweis zugelassen, dann wird die Jury von dieser Anhörung nichts erfahren.
Hammel lässt seinen fiktiven Verteider sagen:
So before the trial ever starts, we’re going to have a separate hearing, without the jury present, in which we’ll argue the bag should be suppressed as evidence — i.e., the state cannot use it at trial.
[...]
A fair system must allow suspects to admit certain things at pretrial hearings so that they can argue that evidence — or a confession — was obtained in violation of their constitutional rights. So the Supreme Court says you can admit you confessed, or that the bag belonged to you, during the pre-trial hearing. But the prosecution cannot use those statements against you at trial to prove your guilt.
https://hammeltranslations.com/2020/06/24/lots-and-lots-of-legal-background-on-the-jens-soring-suppression-hearing/ (Archiv-Version vom 24.06.2020)
Das, was in der
pretrial hearing gesagt wurde, war also ein legitimer Versuch, Sörings Geständnis aus dem Prozess rauszuhalten. Das Gesagte taugt nicht wirklich dazu, Sörings Aussage vor Gericht auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen - so wie es Andrew Hammel in seinem ersten Blogpost zum Thema versucht hat.
Aber Hammel lässt es sich dennoch nicht nehmen, Söring erneut einen reinzuwürgen:
Er fantasiert, dass ihm sein Anwalt eingeschärft habe, die Vorwürfe während des Prozesses nicht zu wiederholen (denn dann könne sich ja die Anklage doch noch darauf beziehen). Aber Söring plaudert munter drauf los:
This is how Söring and his lawyers massaged the issue:
“Q: And were there any other reasons that you made these statements?
A: Well, I mean there was concern of mine that she [Elizabeth Haysom] might come to some immediate physical harm, and you know, I didn’t know any better.”
Then Neaton immediately switches over to another line of questioning.
https://hammeltranslations.com/2020/06/24/lots-and-lots-of-legal-background-on-the-jens-soring-suppression-hearing/ (Archiv-Version vom 24.06.2020)
Das hatte zwar keine Folgen für den Prozess - aber warum nicht noch mal darauf hinweisen, wie dumm doch dieser superschlaue Söring eigentlich ist.
Naja, wer's braucht.