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Der Mensch Jens Söring

40.372 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Kino, Gefängnis ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Der Mensch Jens Söring

Der Mensch Jens Söring

20.06.2020 um 18:45
Zitat von Seps13Seps13 schrieb:Ansichtssache?
Ansichtssache. Diese Tatsache ist nun mal mehreren Interpretationen zugänglich. Was mit Religionsfreiheit noch nichts zu tun hat.
Zitat von silentlistenersilentlistener schrieb:Wobei: Tauchten die Karten nicht erst kurz vor dem Prozess auf? Also nur ganz kurze Bedenkzeit für JS?
Das ist natürlich doof. V.a. wenn die Partnerin behauptet hat oder behauptet, sie habe mit den Kinokarten für das Alibi sorgen sollen.

Trotzdem gilt zu unterscheiden: Zu welchem Zweck wurden die Karten gekauft? War man damit im Kino? Und zu welchem Zweck wurden sie aufbewahrt? Und da ist die Variante "aufbewahrt als Beweis für die Eltern, dass Liz drogenfrei mit mir in Washington D.C. war" nun die allerdämlichste, die man sich ausdenken kann. Außer sie stimmt.

Wahrscheinlicher ist natürlich, dass die Karten in der Absicht erworben wurden, ein Alibi für Zwei zu belegen. Oder mit Wissen und Wollen des jeweils Anderen, ein Alibi für denjenigen zu belegen, der nach Bedford gefahren ist. Was aber keinen Sinn macht, würde Sörings Geständnis von 86 zutreffen. Und so drehen wir uns munter im Kreise...


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Der Mensch Jens Söring

20.06.2020 um 19:21
Zitat von monstramonstra schrieb:as aber keinen Sinn macht, würde Sörings Geständnis von 86 zutreffen.
Das Alibi war ja dafür gedacht gewesen, falls die beiden von der Polizei verhört worden wären und man sie nach einem Alibi befragt hätte. Ich denke, JS hat sich da tatsächlich in diesem typischen Krimiserien-Klischee verfangen.
Leider kamen ihm ja die gefahrenen Meilen dazwischen, von da an war ja zu vermuten, dass einer der beiden oder beide am Tatort gewesen waren.


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20.06.2020 um 20:40
Zitat von silentlistenersilentlistener schrieb:Wobei: Tauchten die Karten nicht erst kurz vor dem Prozess auf?
Dass die Karten im Umlauf waren und ihn in die Bredoullie bringen können, musste JS schon seit 1986 bewusst gewesen sein, als sein Vater die Kinokarten fand und an den Anwalt schickte. Evtl. hat er sich ab dem Zeitpunkt, als er beschloss, auf unschuldig zu plädieren, die Version ausgedacht, die Elizabeths Alleintäterschaft und seinen Besitz von zwei Kinokarten pro Film erklärt. Besser für ihn wäre natürlich ein Fund von Kinokarten in einfacher Ausfertigung gewesen. Dann hätte er irgendwas von einem Streit erzählen können. Aber er war nunmal der Planer und Buchhalter bei dem Mordplan, daher hatte er auch die relevanten Unterlagen komplett bei sich und war später gezwungen, das sonderbare Elternalibi als Erklärung für überflüssige Kinokarten abliefern zu müssen.
Zitat von monstramonstra schrieb:Diese Tatsache ist nun mal mehreren Interpretationen zugänglich.
Welche Tatsache? Die Tatsache, dass du eine möglicherweise bessere Story als JS erdacht hast? Wo finde ich die denn nun?
Zitat von monstramonstra schrieb:da ist die Variante "aufbewahrt als Beweis für die Eltern, dass Liz drogenfrei mit mir in Washington D.C. war" nun die allerdämlichste, die man sich ausdenken kann.
Die logischen Fehler sieht ja jeder, selbst Jens Söring. Aber diese Geschichte ist nicht nur dämlich, sie ist die einzige Idee, die Söring als Erklärung einfiel und sie beantwortet immerhin alle eventuellen Fragen und keiner hier hat eine bessere Geschichte gefunden.

Daher ist dein Argument, dass es eine gewisse Auswahl an Erklärungen gibt und der Griff zur einfältigsten Geschichte nicht notwendig war, obsolet. Daraus hast du dann ja weiter abgeleitet, dass die Geschichte wahr sein könnte, wenn jemand, noch dazu ein so intelligenter Mensch wie JS, aus mehreren Alternativen die Dümmste wählt.

Es gibt aber keine Alternativen, jedenfalls fällt keinem hier eine ein. Außer dir vielleicht?


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Der Mensch Jens Söring

21.06.2020 um 00:09
Zitat von Seps13Seps13 schrieb:Es gibt aber keine Alternativen, jedenfalls fällt keinem hier eine ein.
Ich vermute ja auch, dass Söring gerne den komplett Ahnungslosen spielen wollte und beim Prozess nur einen Satz Karten vorgelegt hätte,

"Meine geliebte Lizzy hat mich versetzt und hat mich einfach stehengelassen. Verärgert und betrübt habe ich den ganzen Abend allein im Kino verbracht und zwischenzeitlich im Hotel nachgeschaut, ob Lizzy noch nicht da ist. Sehen Sie, hier sind die Karten! Mein Vater hat sie Gott sei Dank in meiner Studentenbude gefunden. Spät in der Nacht kam Lizzy dann zugedröhnt und blutüberstömt zurück und hat was von ihrem Dealer und von ihren Eltern gefaselt."

Gut möglich, dass Söring mit so einer Geschichte und einem Satz Kinokarten genug Zweifel bei einem der Juroren gesät hätte, um den Prozess platzen zu lassen, allen anderen Belastungsmomenten zum Trotz.
Zitat von Seps13Seps13 schrieb:Am Vorabend von Liz' großem Auftritt im Zeugenstand entschloss sich John Lowe, die Faxkopien der Kinokarten Staatsanwalt Updike zu übergeben.
[...]
Für meine Anwälte und mich war Mr. Lowes Entschluss, dem Staatsanwalt zu helfen, natürlich eine mittlere Katastrophe
Aber dann kam -- wenn man Sörings Darstellung Glauben schenlen darf -- sein Beinahe-Anwalt Lowe dawischen. Ob er Updike helfen wollte, ob er Söring helfen wollte, oder ob er verspätet seiner Pflicht nachgekommen ist, die Gegenseite über entlastende Erkenntnisse zu informieren, da kann man wieder trefflich spekulieren -- oder sich als Unterstützer über die unfairen Machenschaften der Justiz empören.

Für Soring aber waren Entlastungsindizien im Doppelpack "eine mittlere Katastrophe", und die blödsinnige Du-gehst-für-mich-auf-Drogenspazierfahrt-aber-ich-sags-Deiner-Mutti!-Geschichte musste her.

In der Situation gab es nicht mehr viel zu retten, da ist Sörings Verteidigung verdientermaßen komplett zusammengebrochen. Man hätte vielleicht noch versuchen können, bei einer Beihilfe nach der Tat zu bleiben: "und als Lizzy zurück kam, habe ich in meiner Verzweiflung ein paar Karten aus dem Müll gefischt, um sie vor dem elektrischen Stuhl zu bewahren" Nur steht er dann selbst komplett ohne Alibi da. In dieser Zwickmühle und mit nur einer Nacht Bedenkzeit hat er sich wahrscheinlich dafür entschieden, mit dem geplatzen Alibi die Illusion eines realen Alibis zu erzeugen, in der Hoffnung, dass ihm wenigstens einer der Juroren auf den Leim geht. Eine Wahl zwischen Pest und Cholera, und hat halt nicht geklappt.

Danach ist Söring ein paar Jahre abgetaucht, hat sich auf Rechtsmittel verlegt. Als die auch nichts geholfen haben (Revision 1991/1992 abgelehnt) und er genug schwedische Gardinologie studiert hatte, da ist er dann mit seine Geschichte an die Öffentlichkeit ("Killer proclaims innocence on Internet", 1995) -- und musste konsequent bei seiner blödsinigen Unschuldsnummer bleiben.

Söring war mit seiner Story von widrigen Umständen getrieben, wirklich befriedigende und überzeugende Alternativen hat er nie gehabt. Aber gerade dieses irrsinnige Übermaß an angeblich erlittenem Unrecht hat ihn dann berühmt gemacht und ihm zu einer ahnsehnlichen Zahl bedingungslos loyaler Unterstützer verholfen.


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21.06.2020 um 00:31
Zitat von monstramonstra schrieb:nun die allerdämlichste, die man sich ausdenken kann. Außer sie stimmt.
Mit dieser Totschlagargumentation machst Du die Tür natürlich komplett zu:
Sind seine Lügen gut, sind sie nicht zu wiederlegen.
Sind sie schlecht und widerlegbar, können sie deshalb keine Lüge sein.

Ich bin zwar ein Anhänger der Glaubensrichtung "Schuldig". Da ich aber nicht othodox bin, nenne ich Dir jetzt trotzdem eine Argumentation, wie man das "Drogenfahrt-Alibi" begründen könnte:
Glaubt man den Berichten von Englade hatte EH in Europa einen Horror-Trip hinter sich, der für alle Eltern dieser Welt den optimalen Alptraum bedeutet hätte. Drogen, vermutete Prostitution, tagelange Vergewaltigungen im Dämmerschlaf. („Alle wollten diese Bienenkönigung zur Freundin haben, weil sie so welterfahren war." Puh!) Da ist es logisch, dass die Eltern von nun an jeden Schritt der Tochter überwacht haben. Und deshalb wird sich die Tochter wahrscheinlich zu Recht übermäßig kontrolliert gefühlt haben.
Nun fährt EH während eines Ausfluges zu einem Drogendealer und kommt 8 Stunden nicht zurück. Da könnte man vermuten, dass sie wieder völlig abgestürzt ist. Falls die Eltern dem Begleiter nach Ende der Reise für die Verfassung der Tochter Vorwürfe machen, legt ihnen dieser in der eigenen Hilflosigkeit Kino-Karten vor. (‚Komisch, ich verstehe das nicht, wir waren die ganze Zeit im Kino. Schauen Sie mal hier.‘). Auch wenn es unlogisch ist.
So eindringlich hat er die Geschichte vor Gericht anscheinend aber nicht erzählt.
Er war wahrscheinlich selbst nicht von der Glaubwürdigkeit überzeugt.

Herr Hammel schreibt auf https://hammeltranslations.com/2020/05/25/3121/ (Archiv-Version vom 29.05.2020):
"Der Staatsanwalt hat natürlich diesen eklatanten Logikfehler während Sörings Kreuzverhör angesprochen. Söring meinte, etwas hilflos, dass er aus zwei Gründen die Kinotickets und Zimmerservice für zwei gekauft und die entsprechenden Belege jahrelang aufbewahrt hat. Erstens habe er die Tickets gekauft und Zimmerservice bestellt, weil er Elizabeths Eltern auf Anfrage beweisen wollte, dass Elizabeth während des Aufenthalts in Washington DC keine Drogen genommen habe. Zweitens habe er die Belege aufbewahrt, weil er von seiner Natur her ein Hamsterer sei. Natürlich fragte der Staatsanwalt, wie Kinotickets und Zimmerservice-Rechnungen beweisen könnten, dass Elizabeth keine Drogen genommen hat. Söring hatte keine überzeugende Antwort. Er steckte fest in seinem Spiegelkabinett."
Als die Eltern tot waren, brauchte er die Kinokarten für diesen Zweck allerdings nicht mehr. Er hätte sie entsorgen können. Vielleicht hat er aber nicht mehr an sie gedacht. Sein Vater hat sie dann wohl gefunden und einem Rechtsanwalt geschickt.
Er wird von der totalen Unschuld seines Sohnes ausgegangen sein und gedacht haben, dass sich die Kinokarten als entsprechendes Indiz logisch einreihen. Dass sie seinem Sohn schaden könnten, ist ihm gar nicht in den Sinn gekommen.
Zitat von yasumiyasumi schrieb am 27.04.2017:Kurz nach meiner Verhaftung 1986 hatte mein Vater Kontakt zu John Lowe aufgenommen, einem bekannten Strafverteidiger in Virginia, um mit ihm über meine Verteidigung in einem möglichen Prozess zu sprechen. Meinem Vater war klar, dass die Kinokarten möglicherweise sehr wichtig sein würden, und deshalb hatte er ihm Kopien davon gefaxt, zusammen mit anderen Dokumenten, die er in meinem Wohnheimzimmer gefunden hatte. Mr. Lowe nahm dann doch nicht an meiner Verteidigung teil
[...]
Am Vorabend von Liz' großem Auftritt im Zeugenstand entschloss sich John Lowe, die Faxkopien der Kinokarten Staatsanwalt Updike zu übergeben.
Ich vermute mal, es war der "große Auftritt" bei seinem Prozess 1990.
JS musste sich also kurzfristig mit den Kinokarten auseinandersetzen, weil er nicht damit rechnen konnte, das sein Vater sie weitergibt und wohin sie gelangen. Dein Aspekt, dass JS jahrelang Zeit gehabt hätte, sich bei Bedarf eine viel bessere Lüge auszudenken und dass die Aussage daher "die Wahrheit" sein muss, trifft wahrscheinlich nicht zu. Er dürfte nur wenig Zeit gehabt haben, sich etwas auszudenken.
Das Ergebnis kennen wir.


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Der Mensch Jens Söring

21.06.2020 um 00:41
Sorry
Zitat von silentlistenersilentlistener schrieb:Sind seine Lügen gut, sind sie nicht zu wiederlegen.
"... zu widerlegen"
Zitat von silentlistenersilentlistener schrieb:optimalen Alptraum
"... maximalen Alptraum ..."


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21.06.2020 um 01:06
Zitat von silentlistenersilentlistener schrieb:JS musste sich also kurzfristig mit den Kinokarten auseinandersetzen, weil er nicht damit rechnen konnte, das sein Vater sie weitergibt und wohin sie gelangen.
Das macht doch alles nur noch merkwürdiger. Wenn ihm sein eigener Vater und sein eigener Rechtsanwalt dieses Nest ins Ei gelegt haben - warum hat er das nicht verhindert?

Es war doch klar - schließlich war Elizabeth Haysom schon verurteilt - dass ZWEI Kinokarten immer dazu führen würden, die Frage nach einem gefakten Alibi zu stellen, das Beiden diente. Und damit immer dazu führte, eine von Beiden geplante oder ausgeführte Tat anzunehmen.

Warum hat er also 1990 nicht gesagt, "ich habe die Karten gekauft, weil ich Elizabeth Haysom und mir ein Alibi geben wollte, als sie nach Bedford gefahren ist".

Das wäre für mich die logische Erklärung gewesen. Die Elterngeschichte ist auch bei wohlwollenster Interpretation dämlich, weil die Kinokarten nichts belegen. Das wäre vielleicht die Eintrittskarte für ein katholisches Kloster in den Appalachen gewesen oder ein Zoobesuch, aber doch kein Kino in Washington D.C.


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Der Mensch Jens Söring

21.06.2020 um 05:06
Zitat von Mr.StielzMr.Stielz schrieb:Aber dann kam -- wenn man Sörings Darstellung Glauben schenlen darf -- sein Beinahe-Anwalt Lowe dawischen. Ob er Updike helfen wollte, ob er Söring helfen wollte, oder ob er verspätet seiner Pflicht nachgekommen ist, die Gegenseite über entlastende Erkenntnisse zu informieren, da kann man wieder trefflich spekulieren
Zitat von silentlistenersilentlistener schrieb:JS musste sich also kurzfristig mit den Kinokarten auseinandersetzen, weil er nicht damit rechnen konnte, das sein Vater sie weitergibt und wohin sie gelangen.
1985 nach der Befragung und vor ihrer Flucht gab Haysom Kopien der Tickets an ihren damaligen Rechtsanwalt Lowe. Soerings Vater fand später im Dezember 1985 bei den Sachen von JS die Originale und gab diese dann weiter. Auf den Koipen war allerdings Startzeiten etc. nicht leserlich.

Da EH bereits total unterschiedliche Angaben zu den Tickets bei der Befragung 1986/87 und in ihren Prozess 1987 machte hätte sie sich Sörings Prozess 1990 wahrscheinlich erneut in Widersprüche verwickelt.

Für Updike waren die Tickets in den Moment schon ein Problem, weil er musste ja EH nun erst neu "briefen" damit EH keine falschen Angaben zu Kino oder Uhrzeiten macht.
In 1986, Haysom told investigators that she set up an alibi for her boyfriend - going to movies and ordering dinners in Washington. A year later, though, she told investigators that she had actually gone to a Georgetown bar that day, got drunk and bought heroin. She denied going to the afternoon movies....

After meeting privately with Updike to discuss whether the prosecutor could look at Neaton's originals of the documents, Neaton asked Circuit Judge William Sweeney to order that Elizabeth Haysom testify immediately Tuesday afternoon....

Sweeney also rejected Neaton's request that Haysom be held in isolation without access to television or newspapers. Haysom is expected to testify today or Thursday.
https://scholar.lib.vt.edu/VA-news/ROA-Times/issues/1990/rt9006/900613/06130339.htm
Zitat von monstramonstra schrieb:Die Elterngeschichte ist auch bei wohlwollenster Interpretation dämlich, weil die Kinokarten nichts belegen. Das wäre vielleicht die Eintrittskarte für ein katholisches Kloster in den Appalachen gewesen oder ein Zoobesuch, aber doch kein Kino in Washington D.C.
Die Elterngeschichte halte ich schon für realistisch. EH war schliesslich kein Nesthäkchen sondern schonmal ausgebüxt. Die Eltern werden sicherlich gewusst haben das sie neben psychische Probleme auch an der Nadel hängt. Es würde mich wundern wenn die keine Nachweise über die Freizeitgestaltung hätten haben wollen. JS sagt in der Vernehmung 1986:
"On the Friday when we left, Elisabeth had a phone call from her parents. I do not know what the parents discussed with her."
Wer telefoniert schon einer 22 jährigen am WE hinterher? Der Anruf an diesen Freitag war vermutlich der Auslöser/Zündfunke der fehlte.


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21.06.2020 um 07:17
Zitat von Mr.StielzMr.Stielz schrieb:Gut möglich, dass Söring mit so einer Geschichte und einem Satz Kinokarten genug Zweifel bei einem der Juroren gesät hätte, um den Prozess platzen zu lassen, allen anderen Belastungsmomenten zum Trotz.
Ja, die Originalkinokarten (einfach) in seinem, nicht ihrem Besitz, dazu ihre widersprüchlichen Aussagen zu ihrer Alleinbeschäftigung in D.C. hätten durchaus ein anderes Bild ergeben.
Es wäre jedenfalls nie die fatale Nachfrage aufgekommen, warum er zwei Kinokarten besorgte, als er sich allein in D.C. die Zeit vertrieb.
Zitat von Mr.StielzMr.Stielz schrieb:Söring war mit seiner Story von widrigen Umständen getrieben, wirklich befriedigende und überzeugende Alternativen hat er nie gehabt.
Das meine ich auch, aber er hat das Beste draus gemacht und
Zitat von Seps13Seps13 schrieb:Es gibt aber immerhin Menschen, die kaufen ihm diese hühnerbelustigende Geschichte ab.
Siehe hier:
Zitat von orenoaorenoa schrieb:Die Elterngeschichte halte ich schon für realistisch.
Zitat von silentlistenersilentlistener schrieb:Falls die Eltern dem Begleiter nach Ende der Reise für die Verfassung der Tochter Vorwürfe machen, legt ihnen dieser in der eigenen Hilflosigkeit Kino-Karten vor.
Hm, das ist jetzt aber auch nicht viel anders oder besser als Sörings Version. :)
Zitat von orenoaorenoa schrieb:1985 nach der Befragung und vor ihrer Flucht gab Haysom Kopien der Tickets an ihren damaligen Rechtsanwalt Lowe.
Wo steht das denn? Die Karten sind doch über Sörings Vater in Umlauf gebracht worden. EH hat damit nichts zu tun.
Zitat von orenoaorenoa schrieb:Es würde mich wundern wenn die keine Nachweise über die Freizeitgestaltung hätten haben wollen.
Wenn da große Bedenken wegen dunkler Wolken am Familienhimmel der Haysoms bestanden hätten, hätten die beiden gar nicht losfahren dürfen, es war ja ein heimlicher Trip, den man eher nicht im Nachhinein nachweisen wollte.
Zitat von monstramonstra schrieb:Das macht doch alles nur noch merkwürdiger. Wenn ihm sein eigener Vater und sein eigener Rechtsanwalt dieses Nest ins Ei gelegt haben - warum hat er das nicht verhindert?
Als sein Vater die Karten weitergab, war JS noch flüchtig. Lowe war nicht sein Anwalt.
Zitat von monstramonstra schrieb:Warum hat er also 1990 nicht gesagt, "ich habe die Karten gekauft, weil ich Elizabeth Haysom und mir ein Alibi geben wollte, als sie nach Bedford gefahren ist".

Dann wäre die Frage gewesen, warum er meinte, selbst ein Alibi zu benötigen und ob er von ihren Plänen, die Eltern zu töten, wusste und dieses Vorhaben deckte.

Mein Fazit ist weiterhin - JS hat den überflüssigen Kartenkauf erklärt, so gut es eben geht. Was Besseres fällt auch anderen nicht ein. Die doppelten Kinokarten sind aber leider so auffällig und wenig erklärbar aus Sicht eines "accessory after the fact", dass die Jury dies auch erkannte.


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Der Mensch Jens Söring

21.06.2020 um 07:42
Zitat von orenoaorenoa schrieb:Die Elterngeschichte halte ich schon für realistisch. EH war schliesslich kein Nesthäkchen sondern schonmal ausgebüxt. Die Eltern werden sicherlich gewusst haben das sie neben psychische Probleme auch an der Nadel hängt. Es würde mich wundern wenn die keine Nachweise über die Freizeitgestaltung hätten haben wollen. JS sagt in der Vernehmung 1986:
natürlich,weil es ja auch so gut zu JS Geschichte passen würde.
Das Problem ist, dass es eben recht unglaubwürdig klingt. Denn Tickets können nicht beweisen, dass jemand keine Drogen nahm. Im Übrigen gab es nicht nur das, sondern alles andere drumherum, und immer wieder war es jS gewesen, der seine Finger mit im Spiel hatte. Man kann nicht immer alles herunterspielen bzw. kann man schon, nur sollte man nicht davon ausgehen, dass ihm jeder glaubt.

Die Geschichte ist unglaubwürdig. Das muss man eben auch mal so zugeben können. Selbst wenn man ein JS Verfechter ist.


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Der Mensch Jens Söring

21.06.2020 um 07:56
Zitat von orenoaorenoa schrieb:1985 nach der Befragung und vor ihrer Flucht gab Haysom Kopien der Tickets an ihren damaligen Rechtsanwalt Lowe. Soerings Vater fand später im Dezember 1985 bei den Sachen von JS die Originale und gab diese dann weiter. Auf den Koipen war allerdings Startzeiten etc. nicht leserlich.

Da EH bereits total unterschiedliche Angaben zu den Tickets bei der Befragung 1986/87 und in ihren Prozess 1987 machte hätte sie sich Sörings Prozess 1990 wahrscheinlich erneut in Widersprüche verwickelt.
Habe ich das jetzt richtig verstanden?
Die Kinokarten waren schon bei ihrem Prozess 1987 in der Welt. Dass sie einen Alibiversuch der beiden Täter darstellten, konnte aber nicht belegt werden, weil die Zeiten unleserlich waren. Richtig brisant wurden sie erst in seinem Prozess 1990, weil nun bekannt war, dass die Filmlaufzeiten mit der Mordzeit übereinstimmten. (= Beweis für ihre Anstiftung und seine Ausführung oder umgekehrt.)
Und: Hat Vater Söring die Original-Karten seinerzeit ihrem Rechtswalt ausgehändigt, der sie aber erst zu seinem Prozess bekannt gab?

War Vater Söring also an einer ehrlichen Aufklärung interessiert, wenn er alles weitergab, auch wenn es dem Sohn schadet? Oder schätzte er das falsch ein? Oder ging er damals noch davon aus, dass man mit den Hasysoms zusammen im gleichen Team spielt und daher den gleichen Rechtsanwalt in Anspruch nehmen könnte?
Zitat von Seps13Seps13 schrieb:Seps13 schrieb:
Es gibt aber immerhin Menschen, die kaufen ihm diese hühnerbelustigende Geschichte ab.
Siehe hier:
Was mich betrifft, schätzt Du das falsch ein. Du scheinst meinen Beitrag anders gewertet zu haben, als ich ihn gemeint habe.
Ich für meine Person versuche in diesem Forum mit möglichst wenig Schubladen-Denken auszukommen.
Diese Haltung vermisse ich bei manchen.


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Der Mensch Jens Söring

21.06.2020 um 08:28
Warum hängt man sich denn so an diesen Kinokarten auf?. Vielleicht hätte es den Eltern von EH tatsächlich bewiesen das sie keine Drogen genommen hat, wenn sie mit Ja dort war? Woher wollt ihr wissen ob das für die Eltern ein Beweis gewesen wäre? In den Anfang 90ern, zwei junge verliebte Menschen... Es hätte doch sein können das die eltern einfach beruhigt gewesen wären, hätten sie die Kinokarten gesehen? Also meine eltern hätten wahrscheinlich ruhiger geschlafen, wenn ich ihnen etwas ganz "normales" wie ein Kinobesuch vorgelegt hätte. Wie war das Verhältnis zu Jens und den Eltern? Weiß das jemand? ( und ja entschuldigung wenn ich nicht jede Seite durch lesen kann, falls das Thema schon angesprochen wurde) ich finde wenn JS bei den Eltern der intelligente, sozial perfekt angepasste Schwiegersohn in spe gewesen wäre, hätten so ein paar Kino Karten schon bewiesen das EH zu dieser Zeit keine Drogen genommen hätte.. Also ich als Mutter von zwei Kindern, würde wahrscheinlich lieber in der Illusion leben können das sie diesmal keine Drogen Nächte hatte, als mir auszumalen was sie gerade alles furchtbares macht.. Und ja das wäre ein eigenes verschleiern der Realität, aber das echte Leben ist eben keine allmysterie Plattform, in der jeder versucht nachzuvollziehen wie jemand in extremsituationen reagiert. Ich bin in fall sicher nicht so belesen wie ihr weil ich erst vor kurzem darauf gestoßen bin, finde es aber irgendwie makaber sich an Kinokarten so aufzuhängen.

Wollt ihr mir mal verraten was außer den Kinokarten Ihn noch unglaubwürdig macht?
Ich bin tatsächlich der Meinung das er zu Unrecht 33 Jahre lang in Haft war.


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Der Mensch Jens Söring

21.06.2020 um 08:31
Zitat von silentlistenersilentlistener schrieb:Die Kinokarten waren schon bei ihrem Prozess 1987 in der Welt.
Das behauptet der User. Allerdings ohne Beleg. Warte doch mal den Beleg ab, bevor du das für bare Münze nimmst. Im link von @orenoa steht nämlich, dass zwar Neaton bereits seit 1986 von der Existenz der doppelten Kinokarten wusste (Im Gegensatz zu Updike), aber auf Offenlegung verzichtete. Der Grund, warum ein Anwalt dem StA Beweismaterial vorenthält, ist naheliegend.
Zitat von silentlistenersilentlistener schrieb:Was mich betrifft, schätzt Du das falsch ein. Du scheinst meinen Beitrag anders gewertet zu haben, als ich ihn gemeint habe.
Deinen Beitrag habe ich als nachträglichen Vorschlag verstanden, eine andere, möglichst bessere Erklärung für den Kauf und das Aufbewahren von doppelten Kinokarten zu liefern.
Ausgangspunkt war ja das hier:
Zitat von silentlistenersilentlistener schrieb:Dann denk doch einfach mal eine Woche lang (als Simulation von "mehrere Jahre") darüber nach, ob Dir eine bessere Begründung einfällt, warum man zwei Kinokarten aufbewahrt haben könnte, ohne ein Alibi für ein Verbrechen besorgen zu wollen.
Nun finde ich Sörings Erklärung zwar nicht glaubhaft, aber deine auch nicht besser. Es gibt einfach keine sinnvolle Erklärung.
Zitat von silentlistenersilentlistener schrieb:Ich für meine Person versuche in diesem Forum mit möglichst wenig Schubladen-Denken auszukommen.
Diese Haltung vermisse ich bei manchen.
Wen möchtest du ansprechen?


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21.06.2020 um 09:29
Zitat von ErdbeerinchenErdbeerinchen schrieb:. Vielleicht hätte es den Eltern von EH tatsächlich bewiesen das sie keine Drogen genommen hat, wenn sie mit Ja dort war? Woher wollt ihr wissen ob das für die Eltern ein Beweis gewesen wäre?
weil es zufällig der Tag gewesen ist, an denen die Eltern ermordet wurden. Wie glaubwürdig ist es also, dass jemand völlig ahnungslos 2 Tickets für´s Kino kauft um für ein Alibi zu sorgen (natürlich nur für die Eltern), ausgerechnet an dem Tag an dem die Freundin? ihre Eltern tötet.
Zitat von ErdbeerinchenErdbeerinchen schrieb:Wollt ihr mir mal verraten was außer den Kinokarten Ihn noch unglaubwürdig macht?
wenn du hier ein wenig liest, steht das alles beschrieben.

Er hat mehrfach gestanden. Hat sein Geständnis erst nach 4 Jahren zurückgezogen, erst zu der Zeit, als er in die USA ausgeliefert werden sollte und somit ahnte, welche Strafe ihm drohen würde. ER hat in seinen Geständnissen Täterwissen offenbart. Er hat sich unkooperativ verhalten, ist zu dem Zeitpunkt zuerst geflohen als man seine Erkennungsmerkmale (Finger- und Fußabdrücke) verlangte, die geschriebenen Briefe die die Morde andeuten usw. usf. Das Dinner ist geplant z. B. war ein Satz gewesen. Die Eltern starben bei einem Dinner.


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21.06.2020 um 09:42
Zitat von ErdbeerinchenErdbeerinchen schrieb:Wollt ihr mir mal verraten was außer den Kinokarten Ihn noch unglaubwürdig macht?
https://www.allmystery.de/blogs/elvisp

https://www.faz.net/einspruch/die-beweislage-im-fall-jens-soering-16592996.html?GEPC=s3&premium=0x52257b499528f4d29e71e370b73b4fb2


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21.06.2020 um 09:42
@Venice2009
Ja danke :) ich bin gerade dabei alles hier zu lesen.. Is ja einiges an bildern und vielen info material. Hätte ich vielleicht vorher tun Sollen bevor ich 3 Seiten über Kino Karten lese :D


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21.06.2020 um 12:47
Zitat von Seps13Seps13 schrieb:Wo steht das denn? Die Karten sind doch über Sörings Vater in Umlauf gebracht worden. EH hat damit nichts zu tun.
Nur die Original Karten hat Sörings Vater an Neaton gegeben. Die Kopien hat Haysom im April 1985 an ihren damaligen Anwalt John Lowe gegeben.
The copies of the tickets in Commonwealth’s Exhibit #349 were given to John Lowe by Elizabeth Haysom in April 1985.
Steht in unzähligen Artikel und auch im Terry Wirght Bericht Seite auf Seite 228

https://soeringguiltyascharged.files.wordpress.com/2020/01/the-detectives-report-by-terry-wright-final.pdf
Zitat von silentlistenersilentlistener schrieb:Habe ich das jetzt richtig verstanden? Die Kinokarten waren schon bei ihrem Prozess 1987 in der Welt.
Die Karten war 1985 bereits in der Diskussion. Nur hat sich EH diesbezüglich halt mehrfach widersprochen daher war es für Updike 1990 in den Moment ein Problem sie in den Zeugenstand zu lassen.

steht zum Beispiel auch hier:

"At her own hearing, in 1987, she said that she had not desired the deaths: “I wasn’t thinking murder, and it seems that he was.” Now she said, “I was much more concerned that he would not kill them.” Initially, she said that she had seen the alibi movies; now she said that she had bought the tickets but didn’t go into the theatre."

https://www.newyorker.com/magazine/2015/11/09/blood-ties

oder halt unter den Link oben:

https://scholar.lib.vt.edu/VA-news/ROA-Times/issues/1990/rt9006/900613/06130339.htm


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21.06.2020 um 12:55
Zitat von Venice2009Venice2009 schrieb:Das Problem ist, dass es eben recht unglaubwürdig klingt. Denn Tickets können nicht beweisen, dass jemand keine Drogen nahm.
Mal theoretisch angenommen...Wie hättest Du den deinen Eltern einen Nachweis gegeben das Du am Samstag Abend brav mit deinen Freund unterwegs warst? Eine Eintrittskarte für eine Technodisko wäre es nun glaub ich nicht gewesen.


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21.06.2020 um 12:59
Zitat von Seps13Seps13 schrieb:Nun finde ich Sörings Erklärung zwar nicht glaubhaft, aber deine auch nicht besser. Es gibt einfach keine sinnvolle Erklärung.
Eine sinnvolle Erklärung für den Kauf von doppelten Kinokarten ist mir grade eingefallen. Doppelte Kinokarten kaufen, um den Partner eifersüchtig zu machen und einen Nebenbuhler vorzutäuschen. Söring hätte behaupten können, dass er EH´s unaufschiebbaren Drogenkurierjob nicht wirklich geglaubt hatte, sondern einen anderen Liebhaber dahinter vermutet hat. Er kaufte daher doppelte Kinokarten, die EH entdecken und vermuten sollte, er hätte auch noch andere Chancen.

Das Söring nicht darauf gekommen ist zeigt mir, dass er sich die ganze Drogenkuriergeschichte ausgedacht hat.


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21.06.2020 um 14:12
Zitat von monstramonstra schrieb:Warum hat er also 1990 nicht gesagt, "ich habe die Karten gekauft, weil ich Elizabeth Haysom und mir ein Alibi geben wollte, als sie nach Bedford gefahren ist
Weil Elizabeth Haysom bereits 2 * 45 Jahre nacheinander als Strafe für diesen Tatbeitrag erhalten hat -- trotz Kronzeugenbonus. Accessory before the fact war also ausgesprochen unattraktiv. Zudem hätte sich bei eingestandener Mitwisserschaft umso dringlicher die Frage gestellt nach "Söring blood-type" und devils foot-print. Da gab es für Söring nur hopp oder topp. Komplett unschuldig oder lebenslänglich.


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