kelten-maisie schrieb:Vielleicht kannst du das irgendwie fürs Verständnis nach deiner Ansicht gerade rücken. Danke.
Nein, ich rede nicht von JS. Und nein, ich kenne ihn nicht.
Ich rede von einer Person in meiner Vergangenheit, die ein notorischer Lügner war. Diese Person habe ich während meines Studiums vor ca. 20 Jahren kennengelernt, er war 4 Jahre jünger als JS und Einzelkind. Ich war drei Jahre in einer Beziehung mit ihm, obwohl ich eigentlich von Anfang an wusste, dass es zwischen uns nicht passt. Aber auch er hat es geschafft, bei mir "die richtigen Knöpfe" (Bewunderung meines Intellekts + Ausnutzung meiner emotionalen Bedürftigkeit) zu drücken, so dass ich mein inneres Bauchgrummeln überhörte und mir die Beziehung schönlog ("Besser mit ihm zusammen als ganz allein"). Bis er mir einen Heiratsantrag machte, ein "Nein" aus dem tiefsten Inneren herauskam und ich wusste, dass es jetzt allerhöchste Zeit wird, wegzulaufen. Zum Glück habe ich damals meinen jetzigen Mann kennengelernt, sonst hätte ich den Absprung wohl nicht geschafft. (Ich hoffe, das reicht an persönlichen Details. Es ist ja nicht so, dass JS oder EH die einzigen Lügner auf diesem Planeten sind.)
Rick_Blaine schrieb:Ach so, nach ihrer Verurteilung? Gar nicht, da hast Du Recht, sie hätte nicht noch einmal verurteilt werden können.
Allerdings, wozu sollte sie dann die Unwahrheit sagen?
Wenn ich "Indizien" dafür suche, dass die Einzeltäter-Theorie nicht stimmt, dann kommt mir halt auch dieses Verraten-Gefühl sehr merkwürdig vor. Warum sollte er sich verraten fühlen, wenn doch angeblich alles so war, wie sie es geschildert hat?
Er konnte auch die Schnipsel benutzen, die sie ihm hinwirft, z.B. dass sie Drogen genommen hat. Daraus konstruierte er dann die Drogenkurier-Fahrt. Nur er hatte viel weniger Material, weil sie von Anfang an so versponnene Briefe geschrieben hatte (siehe zum Beispiel Weihnachtsbrief, da ist nämlich, wie jetzt dank "On the case" entziffern konnte, von einem "unreal dog" die Rede), dass niemand genau sagen kann, was davon stimmt, weil sie bei der Abfassung offensichtlich Drogen genommen hat ("4. joint").
Im Grunde hat sie ja im Prozess 1990 durchblicken lassen, dass sie ihm die Tat nie zugetraut hätte und dass sie viel mehr Angst hatte, dass er ihre Eltern nicht tötet als dass er sie tötet. Auch diese Aussage ist wieder sehr janusgesichtig. Auf der einen Seite kann man es so sehen, dass sie damit sagte ,dass er der Täter ist, obwohl er nicht so aussieht. Auf der anderen Seite kann man es auch so interpretieren, dass sie die ganze Zeit fürchtete, seine Tötungsphantasien seien nur Hirngespinste und er würde es dann vor Ort "nicht durchziehen" können (sorry, ich möchte nicht so zynisch klingen). Dafür spricht ja auch der Brief, den sie nach dem Weihnachtsferien an einen anderen Studenten schrieb, er wäre unfähig, tatsächlich etwas zu "erschaffen".
(Leider spinnt mein Laptop heute morgen rum, so dass ich jetzt von einem anderen PC schreiben muss, die Quellen kann ich nachliefern.)
Nochmal
@Rick_Blaine:
Ich versuche einfach nochmal, mögliche Gedankengänge zu prüfen:
- Du hast recht, er konnte nicht hoffen, aus dieser Sache irgendwie wieder herauszukommen.
- Die Idee, dass sie auf ihn "wartet" in irgendeiner Form muss er schon bei seinem Geständnis in London gedanklich abgehakt haben. Wenn ich davon ausgehe, dass er ihr Leben retten wollte, dann war seins unrettbar verloren.
- Möglicherweise kam ihm der Gedanke des "Auf-ihn-Wartens" erst nach der Info, er könnte vielleicht in Deutschland eine Jugendstrafe absitzen und sie könnte vielleicht irgendwie (wie auch immer?) auch eine geringe Strafe bekommen, da sie "ja nicht einmal schuldig" (in den Gedanken der Ermittler, nicht in Wirklichkeit) sei.
- Die Idee, dass sie 1990 die Drogenkurier-Geschichte bestätigt, konnte er auch abhaken, die Beweise (Geständnis, Blut, Sockenabdruck) waren zu eindeutig und die Logiklöcher waren zu groß.
- Dass er eine geringere Strafe bekommt, falls sie aussagt, dass sie es gemeinsam getan haben, konnte er auch abhaken, das war klar.
- Aber dass sie seine "Schwächen" (Impotenz, etc.) für ihre Verteidigungsstrategie ausnutzte, das war dann einfach zuviel für ihn.
Mal nochmal ganz deutlich gefragt: Angenommen, EH wäre als Zeugin reingekommen und hätte gesagt: JS lügt mit der Drogenkurier-Geschichte, aber er hat recht, wir waren um 22 Uhr im Kino. Er hat in London gelogen, als er alles auf sich nahm und mir die Rolle der Alibi-Geberin überließ. Wir haben es gemeinsam getan, wir haben die Kinokarten einmal um 14 und einmal um 22 Uhr gekauft und sind zwischendurch nach Loose Chippings gefahren, um meine Eltern zu töten, wir waren es gemeinsam. Was wäre dann passiert?
Einfach nur mal rein rechtlich gesehen, ohne Vorbehalte, wer jetzt zu welchem "Lager" gehört.