synthia schrieb:Solange die Annahme im Bereich von Wahrscheinlichkeiten bleibt sollte man bedenken wieviel Theorie neben der ganzen Berechnung liegt.
synthia schrieb:So könnte man beispielsweise auch annehmen, in einer Probe ist DH, in einer eine Laborkontamination, und in einer ein Unbekannter. Und schon ist die schöne Berechnung
dahin.
Wenn ich dich da richtig verstehe, meinst du damit die Überlegung, ob die ermittelte biostatistische Wahrscheinlichkeit beeinflusst wird von den konkreten Umständen.
1. Sie besteht grundsätzlich unabhängig davon.
2. In einem zweiten Schritt ist die Bedeutung der DNA-Wahrscheinlichkeit in Bezug zu den konkreten Umständen zu setzen, da greifen aber Ausschlusskriterien, die vielfältigen Möglichkeiten, wie das (wahrscheinliche) Ereignis zustande gekommen sein kann, spielen im Ergebnis keine Rolle.
Als Beispiel: Wenn ein Mann nach seinem DNA-Profil zu 99% der Vater eines Kindes ist, dann ist das natürlich sehr aussagekräftig, aber nur, wenn er überhaupt Geschlechtsverkehr mit der Mutter hatte. Wenn nicht, weil er nämlich in dem Zeitfenster der Empfängnis nachweislich im Ausland war, kann er natürlich nicht zu Unterhaltszahlungen verpflichtet werden. Dann kann er nicht der Vater sein (Ausschlussgrund) und ist es tatsächlich ein riesiger Zufall, dass ein genetischer Zwilling des tatsächlichen Vaters gefunden wurde.
Wenn nun einer von 567.828 Männern dieses in Blutgruppe 0 gefundene DNA-Profil hat, es mit dem ermittelten Profil von DH übereinstimmt und noch ein weiteres Mal dieses Profil in AB-Blut gefunden wurde, wodurch sich die Wahrscheinlichkeit weiter verringert, dann ist dies sehr aussagekräftig im Hinblick auf eine Kontamination.
Bei den konkreten Umständen muss man eigentlich nur - wie beim möglichen Vater in dem Beispiel oben - schauen, ob DH als DNA-Spurensetzer auszuschließen ist. Da sind wir uns wohl einig, das ist er ganz gewiss nicht. Die hohe Wahrscheinlichkeit für eine Kontamination bleibt also bestehen, Ausschlussgründe wären ggf. zu beweisen, das ist in diesem Fall nicht möglich.
ground schrieb:Was mich wundert, es müsste doch eine Originalquelle geben mit entsprechenden Berechnungen von den mit dem Fall beschäftigten Kriminalbiologen und den dazugehörigen Schlussfolgerungen.
Eine konkrete Wahrscheinlichkeitsberechnung habe ich bisher nur bei
@Sector7 und Andrew Hammel gesehen. Nach der deutschen Rechtsprechung ist sie heutzutage standardmäßig von Gutachtern zu verlangen. Übrigens wurde vom BGH sogar die Anwendung der Produktregel (s. Berechnung Hammel) für die Ermittlung der Häufigkeit eines DNA-Profils bestätigt.
monstra schrieb:ob und wo JS "erwiesenermaßen" gelogen hat
Erwiesenermaßen, weil logisch und rechnerisch nachvollziehbar: Bei den zwei Männern, die er als Fakt hinstellt. Bei der als Fakt verkauften Behauptung, er sei als Quelle des Bluts der Blutgruppe 0 ausgeschlossen. Das ist schlicht und ergreifend nicht wahr, aber sieh dir die aktuellen Leserbriefe vom Sheriff und vom Freundeskreis an - Es wird weiter suggeriert, das seien objektive Fakten.
Söring hat natürlich kein Interesse an so einer evidenten kontraproduktiven Wahrscheinlichkeitsberechnung. Da ich aber davon ausgehe, dass seine Experten das Ergebnis dieser Berechnung ganz genau kennen, das machen die nämlich im Vorbeigehen, ist es für mich eine bewusste Täuschung/Lüge, diese nicht zu veröffentlichen und die Behauptung der zwei fremden Männer gegen jede Wahrscheinlichkeit aufzustellen.
Wenn man es nicht für eine Täuschung oder Lüge halten möchte, dann wären die Experten... kultivierte Umschreibung für doof... nicht auf dem aktuellen wissenschaftlichen-juristischen Stand, denn der erfordert eine Wahrscheinlichkeitsabwägung vor einer Schlussfolgerung.
@Sector7, der die Wahrscheinlichkeitsabwägungen viel besser erklären könnte, hat sich leider abgemeldet. Er hat hier dankenswerterweise "ehrenamtlich" sehr viel Arbeit in den Krimibereich gesteckt, von der alle profitiert haben (mehrere wikis, sein Edutainment-Blog, auf den sich auch A. Hammel bezieht). Nun hatte er sich anscheinend in die dunklen Ecken dieses Forums verirrt, wo anständige Krimirubrik-User nicht hinkommen und ist da in einen Intrigensumpf geraten (?) Ich weiß es nicht. Aber ich finde seinen Weggang sehr schade. Viele Grüße an dieser Stelle an ihn und auch (unbekannterweise) an @Lebalda.