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Der Mensch Jens Söring

40.372 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Kino, Gefängnis ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Der Mensch Jens Söring

Der Mensch Jens Söring

31.12.2019 um 17:20
Zitat von boraboraborabora schrieb:Manipulation hin oder her.
Wer lässt sich derart beeinflussen, das er Morde begeht?
Okay, das passiert aber immer wieder. Google mal "Gypsy Blancharde", da war es auch so, dass der Freund die ungeliebte Mutter umbrachte.

Also, da brauche ich nicht viel Fantasie, um mir vorzustellen, wie sich zwei Menschen gegenseitig in so einer fatalen Symbiose befinden, dass der eine für den anderen einen Mord begeht.
JS hatte ja gesagt, er fing an, EHs Eltern ebenfalls zu hassen (v.a. für den sexuellen Missbrauch). Und in seiner eigenen Vergangenheit hatte er die alkoholkranke Mutter erlebt, die sich aus der unglücklichen Ehe nicht lösen konnte. Außerdem war er seit Jahren als Deutscher gedisst worden und nun bezeichneten ihn die Haysoms als "child of Hitler". Da war bestimmt viel Ohnmacht und Wut in ihm und das alles "klickte" dann perfekt in ihre Zahnrädchen ein.


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Der Mensch Jens Söring

31.12.2019 um 17:26
Zitat von Cpt.GermanicaCpt.Germanica schrieb:In der Hoffnung hier nach Jugendstrafrecht verurteilt zu werden, während lebenslänglich in den USA lebenslang bedeutet. Der Widerruf seiner Geständnisse als Verzweiflungstat ...
Da fragt sich aber, warum er vor dem Geständnis nicht mal eben seinen Verteidiger gefragt hat. Denn der hätte ihm recht schnell sagen können, dass eine Auslieferung nach Deutschland und ein Prozess/eine Verurteilung nach deutschem (Jugend-)Strafrecht von vornherein ausscheiden, weil erstens nun mal die Tat nicht in Deutschland verübt wurde und zweitens die Opfer keine deutschen Staatsbürger waren. Also null Chance für die Anwendung deutschen Rechts.


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31.12.2019 um 17:29
Zitat von BluelleBluelle schrieb:Kannst Du diesen Satz mit einer Quelle hinterlegen. Interessiert mich auch im Zusammenhang, woher diese Aussage stammt.
Ja, bitteschön:
https://www.newspapers.com/clip/15169943/the_news_leader/


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31.12.2019 um 17:40
Zitat von BluelleBluelle schrieb:denken.
Im Prinzip hast Du aber sicher recht, ich glaube noch an das Gute im Menschen.
Das ehrt dich auch. Aber wer hat dann die Morde verübt? Waren es Selbstmorde??
Zitat von MelusineMelusine schrieb:Aber er hatte das wohl wirklich nicht gut durchdacht, wie man an Folgendem sieht:
- Er hatte unterschätzt, wie schwierig es ist, tatsächlich zwei Menschen zu erstechen. Er sagte wohl zu Elizabeth, es sei "nicht wie in den Movies" gewesen.
- Er hatte nicht damit gerechnet, dass ein Messermord so blutig ist und er (und Derek Haysom) im Blut ausrutschen würden.
- Er hatte nicht berücksichtigt, dass ein Angriff mit dem Messer nicht zum sofortigen Tod führt, sondern es eine Weile dauert, bis der Tod durch Verbluten eintritt (daher konnten die Opfer auch noch in zwei unterschiedliche Richtungen laufen).
- Er hatte nicht darüber nachgedacht, dass er sich selbst verletzen könnte.
- Er hat auch unterschätzt , wie sehr sich DH wehren würde.

JS hat in seinem Geständnis gesagt, dass DH "wie ein Löwe gekämpft hat".

EH hat in ihrem Geständnis gesagt, dass JS ihr gesagt habe ihr Vater hätte "wie ein Löwe gekämpft".

Das besondere an den Geständnissen der beiden war ja, dass sie sich inhaltlich nicht etwa widersprochen sondern vielmehr bestätigt haben, was die Glaubwürdigkeit der Geständnisse noch erhöht hat.
Zitat von AndanteAndante schrieb:fragt sich aber, warum er vor dem Geständnis nicht mal eben seinen Verteidiger gefragt hat. Denn der hätte ihm recht schnell sagen können, dass eine Auslieferung nach Deutschland und ein Prozess/eine Verurteilung nach deutschem (Jugend-)Strafrecht von vornherein ausscheiden, weil erstens nun mal die Tat nicht in Deutschland verübt wurde und zweitens die Opfer keine deutschen Staatsbürger waren. Also null Chance für die Anwendung deutschen Rechts.
Er will ja keinen Verteidiger gehabt haben ...

Ansonsten gilt in Deutschland das internationale Strafrecht: Paragraph 7 Abs. 1 Nr. 1 StGB.


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31.12.2019 um 17:40
Zitat von MelusineMelusine schrieb:Ja, bitteschön:
https://www.newspapers.com/clip/15169943/the_news_leader/
Danke Dir.
Aussage von EH, dachte ich mir schon, also mit Vorsicht zu geniessen..

Sie sagt da auch, dass ihre Eltern Angst hatten, dass die Kinder gekidnapped würden und sie deshalb auf das Internat schickten.
Wie passt das zusammen mit wenig Geld oder Guthaben.


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31.12.2019 um 17:47
Zitat von Cpt.GermanicaCpt.Germanica schrieb:Ansonsten gilt in Deutschland das internationale Strafrecht: Paragraph 7 Abs. 1 Nr. 1 StGB.
Nach § 7 StGB wäre deutsches Strafrecht für JS nicht in Betracht gekommen.
Strafgesetzbuch (StGB)
§ 7 Geltung für Auslandstaten in anderen Fällen

(1) Das deutsche Strafrecht gilt für Taten, die im Ausland gegen einen Deutschen begangen werden, wenn die Tat am Tatort mit Strafe bedroht ist oder der Tatort keiner Strafgewalt unterliegt.
(2) Für andere Taten, die im Ausland begangen werden, gilt das deutsche Strafrecht, wenn die Tat am Tatort mit Strafe bedroht ist oder der Tatort keiner Strafgewalt unterliegt und wenn der Täter
1.
zur Zeit der Tat Deutscher war oder es nach der Tat geworden ist oder
2.
zur Zeit der Tat Ausländer war, im Inland betroffen und, obwohl das Auslieferungsgesetz seine Auslieferung nach der Art der Tat zuließe, nicht ausgeliefert wird, weil ein Auslieferungsersuchen innerhalb angemessener Frist nicht gestellt oder abgelehnt wird oder die Auslieferung nicht ausführbar ist.



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31.12.2019 um 18:06
Zitat von Venice2009Venice2009 schrieb:Ich glaube, dass seine Absichten ursprünglich ganz andere gewesen sind.

Er wollte nach Deutschland ausgeliefert werden und hat wahrscheinlich noch bis zum Schluss darauf gehofft.
Deutschland hat aber, so weit ich weiß Großbritannien nicht um Auslieferung ersucht, sondern nur die USA. Irgendwie muss JS aber doch nach seiner Festnahme in London konsularischen Beistand durch Deutschland gehabt haben. Er kann doch nicht ab seiner Festnahme bis zu seiner Auslieferung ganz ohne rechtlichen Beistand bzw. Rat gewesen sein.


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31.12.2019 um 18:10
Zitat von monstramonstra schrieb:Nachrede
Zitat von monstramonstra schrieb:Na klar. Er darf die Tatsachenbehauptungen, die er ja auch in den USA vor den diversen Gerichten und Entscheidungsgremien vorgetragen hat, weiter behaupten. Man darf ein Geständnis widerrufen und auf diesem Widerruf beharren. Seine Haftentlassung ändert daran ja nichts.

Nach deutschem Recht gibt es zwar trotz Meinungsfreiheit die Grenze der Verletzung der persönlichen Ehre, hier denkbar, soweit er ausdrücklich oder explizit Elizabeth H. der Tat beschuldigt. Doch selbst wenn der Tatbestand einer Üblen Nachrede zum Nachteil von Elizabeth vorliegen sollte (§ 186 StGB), was nicht so einfach nachzuweisen wäre, würde er sich aufgrund der "Wahrnehmung berechtigter Interessen" (§ 193 StGB) nicht strafbar machen. Im Übrigen müsste Elizabeth H. einen entsprechenden Antrag (§ 194 StGB) in Deutschland stellen - was sie vermutlich nicht tun wird.
danke für die Erklärung!!


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31.12.2019 um 19:30
Nachtrag zum Strafanwendungsrecht: Wie sich aus § 7 Abs. 2 NR. 1 StGB ergibt, fand auf JS - neben dem US-Recht als dem Recht des Tatortes - theoretisch auch deutsches Strafrecht Anwendung, da JS zur Tatzeit Deutscher war und die Tat am Tatort mit Strafe bedroht ist.

Praktisch hätte sich das ausgewirkt, wenn JS nach der Tatbegehung nach Deutschland geflüchtet und dort festgenommen worden wäre. Als Deutscher hätte er von deutschen Behörden gemäß Art. 16 Abs. 2 Satz 1 Grundgesetz nicht an die USA ausgeliefert werden dürfen. Er wäre daher in Deutschland nach deutschem Recht wegen Verdachts des Mordes an den Haysoms vor Gericht gestellt worden.

Nun wurde er aber nicht in Deutschland gefasst, sondern flüchtete bekanntlich nach GB, wurde dort festgenommen, nach britischem Recht auf Ersuchen der USA an diese ausgeliefert und dort nach dem Recht des Tatorts verurteilt.


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Der Mensch Jens Söring

31.12.2019 um 19:57
Zitat von AndanteAndante schrieb:Nun wurde er aber nicht in Deutschland gefasst, sondern flüchtete bekanntlich nach GB,
Und genau das wirft auch viele Fragen auf.
Warum ist er u. Elizabeth nicht sofort nach Deutschland geflohen, wenn er sich schon auf dessen Strafrecht (höchstens ein paar Jahre) mitsamt Diplomatenstatus berufen hat u. sich den dortigen Behörden gestellt.

Stattdessen flieht er in einem anderen Land, verändert sein Aussehen u. begeht Scheckbetrug.

Das macht mMn u. a. seine Rettungsgeschichte unglaubwürdig u. er sich selbst dadurch auch noch mehr.


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Der Mensch Jens Söring

31.12.2019 um 20:20
Zitat von MelusineMelusine schrieb:Also, da brauche ich nicht viel Fantasie, um mir vorzustellen, wie sich zwei Menschen gegenseitig in so einer fatalen Symbiose befinden, dass der eine für den anderen einen Mord begeht.
Beeinflussen, okay, jedoch nur bis zu einem gewissen Grad u. kommt darauf an, um was es geht.
Ich wollte darauf hinaus, das Jemand schon eine gewisse Affinität innehaben muss, speziell bei einem derartigen Verbrechen.


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31.12.2019 um 20:35
@borabora
Mitte der Achtziger war mit Sicherheit auch für JS Deutschland nicht das Land der Träume . Was hätte Elizabeth in Deutschland machen sollen ? Einen Kuchen backen und den töpferkurs besuchen ? Dazu die fehlenden Sprachkenntnisse . Die beiden waren in der Schweiz , die wussten dass weder dort noch in Bonn der Bär steppt .
UK war Hipp , wild , damals schon sehr multikulti und ideal zum abtauchen . Man stelle sich vor , die beiden wären ausversehen in der DDR gelandet ...nicht auszudenken .
Aber vorrangig , spielte da sicher die Sprache eine gewichtige Rolle.
Wäre interessant mal zu erfahren , was sie dachten , wie das da weitergeht . Die hätten ja nicht ewig mit gefälschten ausweisen und kleinkriminalität weitermachen können . Zu zweit scheint man weniger Angst zu haben . Theoretisch hätte Jens als "unschuldiger " wieder zurück fliegen können .
Mich wundert es, dass sein Vater ihn dazu nicht überreden konnte. Und da liegt für mich eigentlich ein sehr starkes Indiz zur Täterschaft . Er wusste jeden einzelnen Tag in UK , dass er bzw beide gesucht werden und auch warum .
Mir kann niemand erzählen , dass zwei kluge junge Erwachsene, monatelang den Mord an EH's Eltern nicht erwähnt haben in lauschigen Momenten .
Die Macht der Liebe ist eine Seite , aber so wie Bonnie und Clyde ewig auf der Flucht. nochzumal ja Jens der gut erzogene Nerd war( zumindest wird er so geschildert ) . Dem muss doch mal der Ar....ch auf Grundeis gegangen sein . Was für zukunfts Pläne schmiedet man denn, wenn man illegal unterwegs ist?


Die Briefe die sich die beiden nach der Verhaftung geschrieben haben , zeigen eigentlich gut auf, dass beide echt dachten , sie sind immer noch in einem Hollywoodfilm und alles wird schon gut werden . Zumindest zeigt das tatsächlich einzigartige jahrelange Geständnis von JS , dass er den Ernst der Lage irgendwie nicht kapiert hat . Elizabeth war da irgendwie schneller dabei, sie hat früh begriffen , was kommt und was sie tun muss um da zu retten was für sie noch zu retten war.


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31.12.2019 um 20:52
Zitat von boraboraborabora schrieb:Warum ist er u. Elizabeth nicht sofort nach Deutschland geflohen, wenn er sich schon auf dessen Strafrecht (höchstens ein paar Jahre) mitsamt Diplomatenstatus berufen hat u. sich den dortigen Behörden gestellt.
Aus dem Urteil des Europ. Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR), den Soering angerufen hatte, um seine Auslieferung an die USA zu verhindern, ergibt sich, dass S. in GB von einem deutschen Staatsanwalt vernommen worden ist (Deutschland hatte tatsächlich, allerdings zeitlich nach den USA, einen Auslieferungsantrag gestellt). In dem Verfahren um die Auslieferung hatte er dann keine Bedenken gegen eine Überstellung nach Deutschland. Aber warum er nicht gleich dorthin geflohen ist? Vielleicht dachten er und Elizabeth aus irgendeinem Grunde, dass sie ihrer Verhaftung eher entgehen könnten, wenn sie irgendwohin gingen, bloß nicht nach Deutschland....

Großbritannien hat sich dann, als ihm zwei konkurrierende Auslieferungsersuchen vorlagen, nämlich einmal aus den USA und einmal aus Deutschland, für das aus den USA entschieden, nachdem die USA endgültig versichert hatten, dass S. keine Todesstrafe droht.

Die bevorzugte Behandlung des Ersuchens aus den USA ergibt sich aus Art. X des entsprechenden Auslieferungsabkommens zwischen GB und den USA, wonach u.a. entscheiden sind die Schwere der Tat, der Tatort und wer als erster den Auslieferungsantrag gestellt hat. Hiergegen hatte der EGMR offenbar keine Einwände.

https://www.jura.uni-bonn.de/fileadmin/Fachbereich_Rechtswissenschaft/Einrichtungen/Institute/Voelkerrecht/Dokumente_fuer_Webseite/Menschenrechte/2-N_Soering_gegen_Vereinigtes_Koenigreich_1989_mit_KW.pdf


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31.12.2019 um 21:04
@calligraphie

Letzten Endes egal, wohin sie geflohen wären.
Es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen, sie festzunehmen.

@Andante

D hätte Elizabeth wohl an die USA ausliefern müssen.
Aber vielleicht hätte sich bzgl. der Todesstrafe durch die Flucht etwas bewegt.


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31.12.2019 um 21:46
Erstaunlich ist, dass der EGMR - noch vor der Auslieferung, geschweige denn vor einem US-Urteil - in seiner Entscheidung eingangs ohne Umschweife feststellt, dass JS die Eltern Haysom erstochen hat. Welcher Teufel die Richter da geritten haben mag? Es war weder ihre Aufgabe, dies verbindlich festzustellen, noch war eine solche Festellung für die Frage der Auslieferung von entscheidendem Belang.


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Der Mensch Jens Söring

31.12.2019 um 22:28
Zitat von calligraphiecalligraphie schrieb:Wäre interessant mal zu erfahren , was sie dachten , wie das da weitergeht . Die hätten ja nicht ewig mit gefälschten ausweisen und kleinkriminalität weitermachen können . Zu zweit scheint man weniger Angst zu haben . Theoretisch hätte Jens als "unschuldiger " wieder zurück fliegen können .
Ich habe mir gerade noch einmal den langen "Weihnachts-Brief" durchgelesen, der im Wiki zu finden ist. Ich denke nicht, dass JS lügt, wenn er in "Mortal Thoughts" schreibt, dass er sich im ersten Semester in einer absolut depressiven Phase befand, weil sich sein Studienfach (Psychobiologie) als Fehler für ihn herausstellte. In seinem Brief schreibt er an Liz, dass er so gerne 3 Monate im Sommer das Leben genießen will, dass er sich einfach mal treiben lassen will, dass er einfach nicht weiß, was er mit seinem Leben anfangen soll, dass ihm seine Eltern die Leviten gelesen haben, was er mit seiner Zukunft anfangen will, dass er das Gefühl hat, vor einer Wand voller Türen zu stehen und nicht zu wissen, wie es weitergehen soll, etc.

Ich denke daher, dass er - gefühlt für sich - gar nicht alles aufgegeben hat (wie ich ursprünglich dachte), sondern vielmehr aus allem ausgebrochen ist. In Mortal Thoughts schildert er ja mit Stolz, wie sie sich auf ihrer Reise um die halbe Welt durchgeschlagen haben. Und ich denke, dazu gehört schon einiges, er fühlte sich endlich mal nicht als der "Weirdo", mit dem eh keiner was zu tun haben will.

Ich habe vorhin gelesen, dass sie mit ihren Betrügereien in London 9.000 Pfund ergaunert hatten. Wenn sie nicht geschnappt worden wären, hätten sie davon eine ganze Weile leben können. (Sie saßen dafür 1 Jahr im Gefängnis, ihr Betrug waren also keine Peanuts.)

Dass sie ihre Briefe nicht weggeworfen haben, wundert mich auch nicht. Sie haben sich beide gerne mit Worten ausgedrückt. Hätte er keinen Mord begangen, sondern wären einfach so durch die Welt getourt, hätten sie vermutlich gemeinsam ein sehr faszinierendes Reisetagebuch veröffentlicht.

(By the way, ich kann mich noch sehr an die langen einsamen Abende im ersten Semester erinnern, in denen ich lange Briefe schrieb, man war zum ersten Mal auf sich alleine gestellt, es gab noch kein Internet und die Zeit zog sich wie Kaugummi. Ich finde es faszinierend, wie eloquent sich JS als 18-jähriger ausdrücken konnte und kann seine Art zu schreiben einfach nicht mit der Person, die man im Fernsehen sieht (weder in den Gerichtsaufnahmen noch in den aktuellen Bildern) in Einklang bringen. Der Blog suggeriert ja, "das Böse" hätte schon immer in ihm geschlummert hat, aber ich lese das so nicht heraus. Ich lese da viele Selbstzweifel und immer wieder die Angst, Elizabeth zu verlieren und ihrer nicht wert zu sein.)


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01.01.2020 um 02:01
Zitat von SomertonManSomertonMan schrieb am 28.12.2019:Das einzig Schlaue wäre, dass er reinen Tisch macht. Es muss doch anstrengend sein, sich jahrzehntelang Aussagen zurechtzubiegen und diese aufrecht zu erhalten.
Sich heraushauen lassen, um dann allen Unterstützern und Helfern den Stinkefinger zu zeigen? Das wäre m.M.n. das Dümmste was er tun könnte. Glaube kaum dass er Bösewicht Nr. 1 werden möchte.

An seiner Stelle würde ich gar nicht mehr so viel darüber reden, lieber ein paar gute Taten sprechen lassen, sich irgendwo engagieren, etwas Gutes tun. Dann nimmt man ihm den Paulus auch ab. Die Damen würden ihn noch mehr lieben. Gibt viele Klicks und Bücher verkaufen sich besser.


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Der Mensch Jens Söring

01.01.2020 um 03:02
Zitat von AndanteAndante schrieb:Deutschland hat aber, so weit ich weiß Großbritannien nicht um Auslieferung ersucht, sondern nur die USA. Irgendwie muss JS aber doch nach seiner Festnahme in London konsularischen Beistand durch Deutschland gehabt haben. Er kann doch nicht ab seiner Festnahme bis zu seiner Auslieferung ganz ohne rechtlichen Beistand bzw. Rat gewesen sein.
Er hatte - entgegen seinen Behauptungen - von Anfang an Beistand wie Scotland Yard erst jüngst bzw. im vergangenen Dezember klar gestellt hat, vom ersten Tag seiner Verhaftung an!
Zitat von calligraphiecalligraphie schrieb:Die beiden waren in der Schweiz , die wussten dass weder dort noch in Bonn der Bär steppt .
UK war Hipp , wild , damals schon sehr multikulti und ideal zum abtauchen . Man stelle sich vor , die beiden wären ausversehen in der DDR gelandet ...nicht auszudenken .
Wie alt bist du?

In der DDR landete man nicht einfach so "versehentlich". Und Westdeutschland war nicht die Schweiz und bestand auch nicht nur aus Bonn.
Zitat von calligraphiecalligraphie schrieb:Die Briefe die sich die beiden nach der Verhaftung geschrieben haben , zeigen eigentlich gut auf, dass beide echt dachten , sie sind immer noch in einem Hollywoodfilm und alles wird schon gut werden . Zumindest zeigt das tatsächlich einzigartige jahrelange Geständnis von JS , dass er den Ernst der Lage irgendwie nicht kapiert hat .
Er hat 1986 in England seinem dortigen besten Knastkumpel die Tat auch gestanden, einem gewissen Matthias Schroeder bzw. Schröder.

Meiner Ansicht nach ging es nicht um "kapieren", vielmehr ging er wohl davon aus, dass aufgrund der Spurenlage am Tatort ein Leugnen ohnehin keinen Sinn macht.

Diese Einschätzung der Beweislage war auch das Motiv für die voran gefangene Flucht. EH hatte 1985 in ihrem Tagebuch geschrieben, dass die Tat wohl bald aufgeklärt sein wird, Jens sich womöglich durch Fingerabdrücke an einem Kaffeebecher der Polizei in Bedford verraten hat und Fluchtpläne geschmiedet werden. Dann hat sie Tage später geschrieben, dass Fingerabdrücke in Jens Wohnung und Auto weg gewischt wurden und kurz darauf war erst JS verschwunden und dann auch EH.

Er hatte die Briefe, die die beiden sich geschrieben haben, aber in seiner Wohnung vergessen und schon am Flughafen befindlich EH noch angerufen um ihr mitzuteilen sie solle die Briefe holen.

Zur Erinnerung: Diese Briefe haben später die britische Polizei dazu gebracht in Virginis anzurufen und zu fragen, ob EHs Eltern noch leben und falls nicht ob sie ermordet wurden weil man hier deren mutmaßliche Mörder wegen Scheckbetrugs in Haft hat.
Zitat von AndanteAndante schrieb:Erstaunlich ist, dass der EGMR - noch vor der Auslieferung, geschweige denn vor einem US-Urteil - in seiner Entscheidung eingangs ohne Umschweife feststellt, dass JS die Eltern Haysom erstochen hat. Welcher Teufel die Richter da geritten haben mag? Es war weder ihre Aufgabe, dies verbindlich festzustellen, noch war eine solche Festellung für die Frage der Auslieferung von entscheidendem Belang.
Was erwartest du? Der EGMR wird sich ganz einfach auf die Geständnisse von JS berufen haben die damals ja noch unstrittig waren.


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Der Mensch Jens Söring

01.01.2020 um 09:12
Zitat von MelusineMelusine schrieb:. Der Blog suggeriert ja, "das Böse" hätte schon immer in ihm geschlummert hat, aber ich lese das so nicht heraus. Ich lese da viele Selbstzweifel und immer wieder die Angst, Elizabeth zu verlieren und ihrer nicht wert zu
Der Blog kann auch nur bestimmte Verhaltensweisen interpretieren, wie wir alle hier.
Ich gebe zu bedenken, dass viele in dem Alter Selbstzweifel plagen, erste Liebe, Unsicherheiten bezüglich der eigenen Zukunft.

Nur wer vonn ihnen tötet auf so eine grausame Art und Weise? In so einem Menschen muss wohl etwas Böses schlummern. Ansonsten tötet man nicht ohne jegliche Notwendigkeit.

Ein frohes Neues Jahr.


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Der Mensch Jens Söring

01.01.2020 um 09:34
Zitat von AndanteAndante schrieb:Erstaunlich ist, dass der EGMR - noch vor der Auslieferung, geschweige denn vor einem US-Urteil - in seiner Entscheidung eingangs ohne Umschweife feststellt, dass JS die Eltern Haysom erstochen hat. Welcher Teufel die Richter da geritten haben mag? Es war weder ihre Aufgabe, dies verbindlich festzustellen, noch war eine solche Festellung für die Frage der Auslieferung von entscheidendem Belang.
Das ist der entscheidende Punkt.
Gut recherchierte Beiträge. Der vorige auch....damit ist der Punkt wieso JS am Geständnis festgehalten hat wohl eindeutig erklärbar.
Seine Antwort, dass ihm seine Anwälte dazu geraten haben mag das erklären.

Ein friedliches Neues Jahr.


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