Selbstjustiz
26.10.2009 um 15:10@sinti
Keine Bange, ich weiss, worüber ich schreibe.
Meine erste Ehefrau Salwa war Palästinenserin, Ärztin und PFLP-Mitglied.
Ich lernte sie im Rahmen meiner Berichterstattung aus dem libanesischen Bürgerkrieg im Jahre 1975 kennen. Ich war damals für eine politische Zeitschrift als freier Mitarbeiter tätig und berichtete aus dem Palästinenserlager Tel as Satar. Dieser Krieg der Christen gegen die Palästinenser wurde seinerzeit in Europa kaum wahrgenommen, entsprechend gering war die Resonanz in den Medien. Nun gab es damals noch so etwas wie "Internationale Solidarität", was dazu führte, dass linke oder "alternative" JournalistInnen sich aufmachten, um eine gewisse Gegenöffentlichkeit in Westeuropa zuschaffen.
Während meiner Tätigkeit während der Kämpfe dort wurde ich bei einem feuerüberfall der Christen mit Mörsergranaten von Teilen einer Hausfassade relativ heftig am Rücken verletzt. Die GenossInnen der PFLP kümmerten sich um meine medizinische Versorgung, in deren Rahmen ich meine spätere Ehefrau kennenlernte. Um es kurz zu machen: Wir heirateten, damit sie die deutsche Staatsbürgerschaft bekam,ausreisen konnte und ihre politische Arbeit hier in der BRD fortsetzen konnte. 1978 wurde unsere Tochter Leila geboren.
Als sich im Sommer 1982 die politische und militärische Lage im Libanon durch die Intervention Israels wieder zuspitzte, sah es Salwa als ihre vordringliche politische und humanitäre Aufgabe an, den Palästinensern in dieser Situation beizustehen und nicht im fernen Deutschland tatenlos zu zu sehen. Ich blieb mit unserer Tochter in Deutschland.
Am Abend des 16. Dezember drangen christliche Milizenin das Palästinenserlager Sabra ein, das zuvor von der israelischen Armee abgeriegelt worden war. Dort ermordeten sie zwischen 800 und 1000 palästinensische Männer, Frauen und Kinder, darunter auch nahezu das gesamte medizinische Personal eines kleinen Lazaretts,in dem meine Frau zu diesem Zeitpunkt tätig war.
Am 23. Dezember erhielt ich einen Anruf eines deutschen PFLP-Vertreters, der mir die Mitteilung vom Tode meiner Fraumachte.
Was da in mir vorging, kann ich nicht so einfach in Worte fassen.
Anfang 1983 flog ich noch einmal in den Libanon, um Nachforschungen anzustellen, Zeugen zubefragen, mit der deutschen Botschaft dort zu sprechen etc. Obwohl meine Frau deutsche Staatsbürgerin war, zeigten sich die Behörden nicht sehr kooperativ, ging es doch nur um eine "Terroristin".
Am schlimmsten fand ich es, unserer damals vierjährigen Tochter zu Weihnachten zu eröffnen, dass ihre Mutter niemals wiederkäme. Das wünsche ich niemandem.
Als Leila ihr erstes Jahr zur Schule ging, fragte die Religionslehrerin die Klasse in der Vorweihnachtszeit, was Christen so zu Weihnachten machen.
Leila antwortete ihr: "Meine Mutter totschiessen!"
Manchmal vermisse ich Salwa heute noch. Sie war eine Kerze, die an beiden Enden brannte. In erster Linie Ärztin,Kommunistin aus Überzeugung, Palästinenserin von Geburt und sie wurde letztlich auf Grunddieser Kombination ermordet.
Trotzdem, @sinti , ist mir, allen Bemühungen der Familie meiner Frau zum Trotz, nie in den Sinn gekommen, in den Libanon zu gehen und dort die Christen auszurotten.
Blutrache überlasse ich den Primitiven. Unserer Tochter hätte sie die Mutter nicht zurück gebracht. Aber wahrscheinlich anderen Kindern die Eltern genommen.
Keine Bange, ich weiss, worüber ich schreibe.
Meine erste Ehefrau Salwa war Palästinenserin, Ärztin und PFLP-Mitglied.
Ich lernte sie im Rahmen meiner Berichterstattung aus dem libanesischen Bürgerkrieg im Jahre 1975 kennen. Ich war damals für eine politische Zeitschrift als freier Mitarbeiter tätig und berichtete aus dem Palästinenserlager Tel as Satar. Dieser Krieg der Christen gegen die Palästinenser wurde seinerzeit in Europa kaum wahrgenommen, entsprechend gering war die Resonanz in den Medien. Nun gab es damals noch so etwas wie "Internationale Solidarität", was dazu führte, dass linke oder "alternative" JournalistInnen sich aufmachten, um eine gewisse Gegenöffentlichkeit in Westeuropa zuschaffen.
Während meiner Tätigkeit während der Kämpfe dort wurde ich bei einem feuerüberfall der Christen mit Mörsergranaten von Teilen einer Hausfassade relativ heftig am Rücken verletzt. Die GenossInnen der PFLP kümmerten sich um meine medizinische Versorgung, in deren Rahmen ich meine spätere Ehefrau kennenlernte. Um es kurz zu machen: Wir heirateten, damit sie die deutsche Staatsbürgerschaft bekam,ausreisen konnte und ihre politische Arbeit hier in der BRD fortsetzen konnte. 1978 wurde unsere Tochter Leila geboren.
Als sich im Sommer 1982 die politische und militärische Lage im Libanon durch die Intervention Israels wieder zuspitzte, sah es Salwa als ihre vordringliche politische und humanitäre Aufgabe an, den Palästinensern in dieser Situation beizustehen und nicht im fernen Deutschland tatenlos zu zu sehen. Ich blieb mit unserer Tochter in Deutschland.
Am Abend des 16. Dezember drangen christliche Milizenin das Palästinenserlager Sabra ein, das zuvor von der israelischen Armee abgeriegelt worden war. Dort ermordeten sie zwischen 800 und 1000 palästinensische Männer, Frauen und Kinder, darunter auch nahezu das gesamte medizinische Personal eines kleinen Lazaretts,in dem meine Frau zu diesem Zeitpunkt tätig war.
Am 23. Dezember erhielt ich einen Anruf eines deutschen PFLP-Vertreters, der mir die Mitteilung vom Tode meiner Fraumachte.
Was da in mir vorging, kann ich nicht so einfach in Worte fassen.
Anfang 1983 flog ich noch einmal in den Libanon, um Nachforschungen anzustellen, Zeugen zubefragen, mit der deutschen Botschaft dort zu sprechen etc. Obwohl meine Frau deutsche Staatsbürgerin war, zeigten sich die Behörden nicht sehr kooperativ, ging es doch nur um eine "Terroristin".
Am schlimmsten fand ich es, unserer damals vierjährigen Tochter zu Weihnachten zu eröffnen, dass ihre Mutter niemals wiederkäme. Das wünsche ich niemandem.
Als Leila ihr erstes Jahr zur Schule ging, fragte die Religionslehrerin die Klasse in der Vorweihnachtszeit, was Christen so zu Weihnachten machen.
Leila antwortete ihr: "Meine Mutter totschiessen!"
Manchmal vermisse ich Salwa heute noch. Sie war eine Kerze, die an beiden Enden brannte. In erster Linie Ärztin,Kommunistin aus Überzeugung, Palästinenserin von Geburt und sie wurde letztlich auf Grunddieser Kombination ermordet.
Trotzdem, @sinti , ist mir, allen Bemühungen der Familie meiner Frau zum Trotz, nie in den Sinn gekommen, in den Libanon zu gehen und dort die Christen auszurotten.
Blutrache überlasse ich den Primitiven. Unserer Tochter hätte sie die Mutter nicht zurück gebracht. Aber wahrscheinlich anderen Kindern die Eltern genommen.