JestersTear schrieb:Ich kann mir ziemlich gut vorstellen, daß während des gleichen, langen Zeitraums auch sechs bis acht junge Frauen aus Hamburg überfallen und getötet wurden, als sie sich auf welche Art und Weise auch immer alleine aus einer Disco auf dem Heimweg gemacht haben.
Über die redet möglicherweise keiner mehr, weil die Fälle entweder aufgeklärt sind , oder weil die Taten als "Risiko, in einer Großstadt zu leben", klassifiziert.
Vielleicht finden die Verbrechen "auf dem Land" heute einfach nur mehr Beachtung, weil die allgemeine Vorstellung darin besteht, daß " dort damals die Welt noch in Ordnung" gewesen sein muß.
Ja und nein...
Es gab zwar früher mehr Morde dieser Art ('Sexualmorde' und Morde an Minderjährigen gehören zu den Verbrechenskategorien, die am stärksten zurückgegangen sind), aber so riesig waren die Zahlen auch nicht, dass jede ländliche Region eine solche Anzahl - dann auch noch ziemlich ähnlich gelagerter Fälle - hätte mitbekommen können.
Die größte Zahl dürfte aufgeklärt haben, sicher selbst solcher Art von Morden, also sexuell motivierten Morde, die nicht primär Beziehungstaten sind. In vielen Fällen dürften Täter einfach nicht 'serienreif' gewesen sein, dh. beim ersten Mal schon aus 'Doofheit' oder für sie ungünstigen Umständen gefasst worden sein. Oft wird sicher auch der Täter doch irgendwie im sozialen Nahraum zu finden gewesen sein.
Was bis heute unaufgeklärt ist, bleibt damit auch periodisch noch in der Öffentlichkeit, oder wurde in den letzten Jahren wieder dorthin gebracht, insofern mit neuen Technologien wieder Ermittlungsansätze gewonnen werden können.
Diese Fälle sind sozusagen ein von den meisten Fällen 'bereinigter' Rest, sicher überproportional viele, bei denen keinerlei Beziehung zwischen Opfer und Täter besteht und daher die Suche besonders erschwert war, oder solche, deren Täter es geschafft hat, ziemlich spurenlos vorzugehen, und dieses 'Geschick' dann potenziell auch gleich mehrfach beweisen konnte.
Man findet hier im Forum oder auch woanders noch eine ganze Reihe verstreuter solcher Fälle nachzulesen, aber die Häufungen Westmünsterland, Heidelberg und Umgebung, Weser-Elbe und um Lüneburg herum stechen doch sicher nicht nur aufgrund medialer Wahrnehmungsverzerrung mehr heraus als andere Morde, und stechen jetzt auch sicher mehr heraus als sie es 'zu ihrer Zeit' taten, als sie sich erst langsam als solche Häufungen herausschälten und gleichzeitig auch mehr andere Fälle immer wieder passierten und meist dann auch aufgeklärt wurden.
Daher glaube ich, dass alle diese Fallhäufungen doch jeweils eine (Westmünsterland) oder zwei Serien (Weser-Elbe mit weiterer Umgebung, vielleicht auch Heidelberg und Umgebung, wo man ja noch ein paar Zweifelsfälle im Raum Stuttgart gibt) darstellen, vielleicht mit einzelnen Ausnahmen, wo Fälle dazugehörig scheinen, aber doch nicht dazugehören. Schwieriger einzuschätzen: inwiefern auch räumlich weit auseinanderliegende vermeintliche 'Einzel'-Fälle auch Zusammenhänge aufweisen und einem hochmobilen und wechselhaft agierenden Täter zuzurechnen sind, entweder bekannt oder unbekannt. Von solcherlei Tätern gibt es aber offenbar nur sehr wenige Beispiele (KWW und Manfred Seel vielleicht).
Im Münsterland und Heidelberg sprechen schon die scharfe geographische Abgrenzung für Serien. Im Weser-Elbe-Raum ist das schon unübersichtlicher - und auch wenn es sicher auch in anderen Teilen Deutschlands noch zahlreiche Verschwindensfälle gibt, sticht hier doch die hohe Zahl höchst ähnlicher Fälle ins Auge.