Palio schrieb:Ich denke mittlerweile, er hat sie nicht zur Leichenverbringung so weit gefahren. Der Zweck der Fahrt war ein anderer, das gute Verstecken danach war nötig, weil er sie mit zu sich nach Hause genommen hat und sie danach nicht mehr 100 Kilometer wegfahren wollte, sondern in das beste Versteck in unmittelbarer Umgebung gebracht hat, das er kannte.
Palio schrieb:Nein, ich habe den Übergriff im Auto in München vermutet und die Fahrt als reinen Verbringungszweck gesehen. Denke ich aber jetzt nicht mehr. Die weite Fahrt hat er eher in Kauf genommen für die Tat, nicht für den "Pflichtteil" danach, obwohl er sich da offenbar auch Mühe gegeben hat.
Ein interessanter Ansatz. Bei dieser Überlegung habe ich zwei mögliche Szenarien im Kopf:
1) Hat er sie in München (z.B. im Auto) getötet, und den Leichnam zu sich nach Hause gebracht, um ihn beispielsweise dann zu missbrauchen, um ihn dann in der Nähe zu verstecken?
Nichts ist ausgeschlossen, aber wenn wir davon ausgehen, dass es sich um einen Sexualmord handelt, dann kann man ja anhand von Literatur ein bisschen überlegen, welche Vorgehensweisen es häufiger gibt und welche vielleicht wahrscheinlicher wäre.
Nach meinen Recherchen ist es häufiger so, dass der sexuelle Übergriff und Missbrauch mit der Tötung endet (absichtlich oder als ungeplante Eskalation) und anschließend die Vertuschung beginnt (bei organisiert handelnden Tätern umfangreicher als bei nicht organisierten Tätern).
https://www.bka.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/Publikationsreihen/BkaForschungsreihe/2_52_FallanalyseUndTaeterprofile.pdf?__blob=publicationFile&v=3Nur bei manchen Tätern (v.a. bei denen, die als impulsiv, desorganisiert und nicht-planend beschrieben werden) kommt es im Anschluss an die Tötung noch weiteren Taten, wie zum Beispiel zu Verstümmelungen oder Erniedrigungen des Leichnams (Overkill, Verstümmelungen der Geschlechtsteile, des Gesichts, Urinieren, Beschmieren etc.) kommt. Das geschieht aber eher im Affekt und würde für mich nicht zu einer längeren Fahrt im Voraus passen.
Daher ist für mich der Ablauf, dass er sie direkt getötet hat, um sie dann an einen anderen Ort zu bringen und den Körper zu missbrauchen, und ihn von dort aus zu verstecken, zur Zeit nicht ganz so schlüssig.
2) Er hat sie lebend mitgenommen, um sie dann an einem Ort zu missbrauchen und ggf. zu töten.
In diesem Szenario wären hier diskutierte Ansätze, dass es sich z.B. um einen jüngeren Menschen (Student etc.) handeln könnte, dessen Annäherungsversuch "schief" gegangen ist oder der eine Vergewaltigung vertuschen wollte, für mich nicht so wahrscheinlich. Es wäre eine bewusste Entführung gewesen, wahrscheinlich aufgrund von Macht- und Gewaltfantasien, die dafür sprechen würde, dass die Person sich schon länger mit diesen Fantasien beschäftigt, die Abgebrühtheit besitzt, es durchzuziehen, und die örtlichen Gegegebenheiten hatte. Alkohol- und Drogeneinfluss würde ich bei der längeren Fahrt ausschließen.
Die Frage ist, wie riskant ist es, eine lebende und sich wehrende Person im Auto auf eine längere Fahrt mitzunehmen und sie dann lebend aus dem Auto an einen Ort zu bringen, wo das Opfer vermutlich aufgrund der Fahrt die Intentionen des Täters ahnt und sich daher ggf. laut wehren würde. Hatte er etwas zur Betäubung oder Fesselung dabei? Das würde für eine Vorbereitung sprechen. Vielleicht hat er sie auch nur bewusstlos geschlagen? Allerdings ist es schwieriger als man denkt, jemanden bewusstlos zu schlagen, dass er auch längere Zeit bewusstlos ist. Vielleicht reichte auch eine Drohung aus, damit sie ruhig ist?
In diesem Szenario würde ich denken, dass der Ort, an den er sie gebracht hat, ruhig gelegen ist und keine Familie oder aufmerksame Nachbarn mitbekommen würden, was passiert, sollte sie sich doch (laut) wehren oder ähnliches.
Wenn man deiner Vermutung folgt, dass der finale Ablageort nicht weit von diesem Ort entfernt war, könnte es sich zum Beispiel um ein alleinstehendes Haus (Hütte? Verschlag im Wald?) oder eine lose gruppierte Siedlung in der näheren Umgebung handeln. Würde auch dazu passen, dass die Person sich in der Gegend gut auskannte und überzeugt war einschätzen zu können, dass sie dort eher nicht gefunden wird. Ich würde in diesem Fall von einem alleinstehenden Mann ausgehen (wobei eine Familie, die verreist ist, auch passen würde... aber ist das wahrscheinlich?).
Eifel86 schrieb:Ich frage mich, wieso der Täter überhaupt Müllsäcke und Wolldecke verwendet hat, um die Leiche einzupacken.
Sein Versteck halte ich für sehr klug und mit reichlich Überlegung gewählt.
Aber die "Verpackung" will mir nicht recht einleuchten. Wurde der Verwesungsprozess dadurch nicht deutlich verzögert? Es dürfte doch in seinem Sinne gewesen sein, dass die sterblichen Überreste möglichst schnell verwesen. Ohne Verpackung wäre dies a) schneller geschehen und b) hätte es deutlich weniger Untersuchungsmaterial gegeben, beim auffinden der Leiche.
Ich denke, dass es eine Vorsichtsmaßnahme für die Verbringen gewesen sein konnte - um den Leichnam von einem Ort zum Auto und dann während der Autofahrt versteckt zu transportieren. Wie jemand anderes schon sagte könnte es sich auch (wenn er den Leichnam ein paar Tage woanders aufbewahrt hat) auch zur Verschleierung von Gerüchen und Feuchtigkeitsaustritten und damit verbundenen Flecken am Ort und im Auto verwendet haben.
Hätte ich eine Leiche im Kofferraum, würde ich mich zudem wesentlich wohler fühlen, wenn sie unauffällig verpackt wäre, als wenn sie offen herumliegen würde und im ungünstigsten Fall ein LKW-Fahrer sie sehen würde.
Vielleicht hat er sie aber auch verpackt, damit Tiere den Leichnam nicht auffressen und Teile des Körpers nicht verstreuen, oder damit Jagdhunde ihn nicht riechen. Insgesamt finde ich es passend. Wir haben einen Täter, der Zeit und Mühe in das Versteck investiert hat, da macht es auch Sinn, dass er an andere Dinge zur Verschleierung denkt. Wahrscheinlich hat er noch einige andere Dinge getan, um nicht aufzufallen, nur, davon wissen wir noch nichts.
Nightrider64 schrieb:Genau daran denke ich. Jemand, der dort in den umliegenden Dörfern aufgewachsen ist und als Kind durch die Wälder gestreift ist.
Später könnte er dann nach München gezogen sein. Als dann plötzlich eine Leiche zu beseitigen war, fiel ihm diese Stelle wieder ein.
Dabei muss es sich aber um jemanden gehandelt haben, der sich gut in dem Wald auskannte. Ansonsten hätte er Mühe gehabt die Stelle wieder zu finden.
Das finde ich auch sehr einleuchtend.