Aberacadabera schrieb:Betrifft das nicht jeden täter? [Anm. Bezogen auf Verstecken der Leiche]
Ich denke nicht, denn sonst würde ja jeder Täter ein aus seiner Sicht "perfektes" Versteck wählen. Das ist nachweislich nicht der Fall. Viele Opfer werden einfach liegen gelassen, am Weg/auf dem Weg, am Wegesrand, im Straßengraben "entsorgt" oder bestenfalls notdürftig verscharrt oder bedeckt.
Insofern erscheint mir im vorliegenden Fall diese Überbetonung des aus Tätersicht "perfekten" Verstecks durchaus bemerkenswert und den Grund sehe ich schon darin, dass der Täter aus seiner
subjektiven Sicht besonders viel zu verlieren hatte oder dies zumindest selbst so sah bzw. glaubte.
Natürlich ist das Damoklesschwert einer ggf. lebenslangen Freiheitsstrafe (mindestens 15 Jahre Haft) immer ein Abschreckungstatbestand für jeden Täter eines Mordes, aber andererseits glaube ich, dass das auch eine eher abstrakte Drohung ist.
Im Gegensatz dazu kann sich ein Täter deutlich bildlicher die Katastrophe vorstellen, wenn er verhaftet wird und sein Umfeld davon erfährt. Seine Frau, Familie, Eltern, eventuell Kinder, Arbeitskollegen, Freunde, Bekannte, Vereinskollegen... der ganze Ort/Ortsteil weiß auf einmal Bescheid. Und dann die Brandmarkung in den Boulevardmedien als "Monster". Unangenehme Verhöre. Der Prozess, in dem alles ans Tageslicht kommt usw. etc. pp.
Ich kann mir vorstellen, dass für einen gut situierten Täter gerade diese ganze soziale Komponente und die Angst vor dem Gesichtsverlust sowie die Angst um den Verlust seiner bürgerlichen Identität weitaus schwerer wiegen kann als die abstrakte Vorstellung "in den Knast zu wandern".
Und aus alledem könnte letztlich der Impetus zum besonders gelungenen Verstecken der Leiche hergerührt haben. Ein simpler empathieloser Einzelgänger-Täter aus München (Anonymität der Großstadt) hätte mit der Leiche auch einfach ein Stück die A9 hochfahren und sie an einem einsam wirkenden Parkplatz in die Büsche verfrachten können, wo ein Auffinden dann vermutlich nach wenigen Tagen oder Wochen stattgefunden hätte.
War hier aber nicht der Fall. Der Täter hat sich
richtig Mühe gegeben, das Opfer weitab vom letzten Aufenthaltsort "für immer" verschwinden zu lassen. Dieses Betonen des Versteckens legt für mich nahe, dass es sich um einen ängstlichen und besorgten Täter handelte, für den ein Auffliegen eine ganz besondere persönliche, soziale Katastrophe darstellen würde bzw. dargestellt hätte. Ergo: Jemand, der viel zu verlieren hatte. Familie, Ansehen, Job, gut situiertes gesellschaftliches Standing usw.