inextenso schrieb:Aber daraus leite ich nicht ab, dass der Täter im Fall SE das Risiko eingegangen wäre, tagsüber mit einer Leiche über der Schulter gesehen zu werden.
Naja, meiner Meinung nach ist es viel riskanter im Dunkeln mit eingeschalteten Scheinwerfern mit Leiche im Kofferraum über Waldwege zu fahren. Im Dunkeln sieht man ein Auto wortwörtlich von Kilometern weit weg. Da ist das Risiko nicht unerheblich, dass mal eine Streife oder ein Förster (ggf. nach Anruf eines aufmerksamen Mitbürgers/Taxifahrers) zur Stelle ist, um sich die Fahrzeugbewegung im Hinblick auf illegale Müllentsorgung anzuschauen.
Jetzt wird der Einwand kommen, dass man ja das Licht ausschalten kann. Ja, könnte man... um dann noch ein weiteres Risiko einzugehen, nämlich sich irgendwo festzufahren oder in den Graben zu fahren oder ähnliche eher wenig opportun erscheinende Szenarien in Anbetracht einer Leichenverbringung.
Zudem wäre das ja *noch* auffälliger für den unwahrscheinlichen Fall, dass man dann doch gesehen wird. Vielleicht ruft nicht jeder gleich die Polizei bei einem Auto, das mit Licht im dunklen Wald unterwegs ist, weil man einen Förster oder Jäger oder ein Liebespärchen o.ä. vermutet, aber spätestens wenn nicht nur der Wald, sondern auch das durch diesen fahrende Auto komplett dunkel ist, dann dürfte fast jeder das natürliche Bedürfnis zur Klärung des Sachverhalts entwickeln.
Außerdem war hier irgendwo die Rede davon, dass in BY zu der Zeit Schnee gelegen haben könnte, weil sich jemand an ein Fußballturnier im Schnee erinnern konnte.
Selbst wenn es zum Zeitpunkt der Verbringung nur Schneematsch gewesen wäre, dann wäre das Befahren von Waldwegen im Dunkeln, noch dazu eventuell mit ausgeschaltetem Licht, immer noch extra riskant.
Ich hätte die Leiche an Stelle des Täters eher tagsüber zu einer Zeit verbracht, wo wochentags nichts los ist (früher Morgen/Vormittag).
Das ist in einer so abgelegenen Gegend sicherer. Er kann vorher mit Geschick auskundschaften, ob da jemand in der Nähe ist. Schon nach wenigen Minuten ganz still an einem Ort bekommt man durch Horchen und Beobachten ein Gefühl für die Situation.
Ja, er könnte theoretisch gesehen werden, aber er kann tagsüber vor allem auch selbst sehen. Viel besser als nachts zu riskieren, dass man in der Falle sitzt, falls auf einem Waldweg eine Streife oder ein Förster entgegenkommt, nachdem jemand das Licht im Wald gesehen hat. Besser als zu riskieren, dass man sich im Wald festfährt. Besser als zu riskieren, dass man im Dunkeln blöd umknickt oder (im abschüssigen Gelände) stürzt und an Ort und Stelle immobilisiert wird. Besser als im Dunkeln zu riskieren, dass man bei Stürzen irgendwie blöd Gegenstände verliert, die man dann im Dunkeln nicht mehr wiederfindet.
Ich favorisiere daher die Tag-Theorie, aber möglich ist natürlich beides. Allerdings WENN das wirklich im Dunkeln stattgefunden hätte, dann müsste man hinter die vermuteten naheliegenden Ortskenntnisse mMn noch mal drei FETTE Ausrufezeichen machen, denn derart viele Risiken würde wohl nur jemand eingehen, der im wahrsten Sinne des Wortes quasi blind die Ablagestelle im Wald finden würde...