Palio schrieb:Eine Persönlichkeitsstörung wird nicht von Kriminalisten oder Fallanalytikern per Ferndiagnose gestellt und dann direkt felsenfest behauptet. Das wäre ziemlich unprofessionell und ist daher mMn. abwegig. Man kann eine mutmaßliche dissoziale Persönlichkeitsstörung vielleicht anhand einer Studienlage und nach Statistiken als wahrscheinlich bezeichnen, aber bei dieser geäußerten Gewissheit muss mehr dahinter stecken. Immerhin besteht ja die Möglichkeit, dass der Täter gefasst, psychiatrisch untersucht wird und dann doch keine Persönlichkeitsstörung hat. Das hier klingt so, als könnte man die Störung mit Fug und Recht behaupten.
Berechtigterweise stellt aber nunmal ein Psychiater oder Psychologe diese Diagnose.
Nochmal: ich bin der Meinung, dass die Aussage der Kommissarin im Studio nicht auf einer medizinisch-psychiatrischen Untersuchung, Begutachtung und anschließender Diagnosestellung durch einen Psychiater beruht.
Es handelt sich dabei meiner Meinung nach um eine Vermutung, die aufgrund der der Polizei bekannten Details zum Verhalten des Täters vor, während und nach der Tat getroffen wurde.
Und was soll passieren, wenn der Täter gefasst und untersucht wird und man keine Persönlichkeitsstörung findet? Dann verklagt er die Polizei oder das ZDF weil die öffentlich schlecht über ihn geredet haben und ihm eine Persönlichkeitsstörung angedichtet haben, die er nicht hat?
Oder denkst Du, dass er verhaftet wird und dann im Maßregelvollzug beginnt, seinen Persönlichkeitsstörung zu behandeln, weil Hauptkommissarin Tanja Becker damals im ZDF gesagt hat, dass er unter so einer leide?
Sie sagt doch ganz eindeutig, dass es sich um eine Täterprofil handelt, also eine Annahme, welche Merkmale auf den Täter zutreffen. Neben äußerlichen Merkmalen wie Haut-, Augen- und Haarfarbe sind das eben auch Persönlichkeitsmerkmale. Es ist wichtig die zu nennen, weil Zuschauer dann überlegen können, ob diese Kombination ans Merkmalen auf ihnen bekannte Personen zutrifft.
Und wenn Du Dir das extra von Dir aufgeschriebene Gesprächsprotokoll durchließt, dann sagt Frau Becker zu dem Thema:
Palio schrieb:Und insgesamt gehen wir auch davon aus, dass er eine Persönlichkeitsstörung haben muss oder die muss vorliegen.
Sie sagt, dass die Polizei davon ausgeht, nicht dass die Polizei weiß, dass er eine Persönlichkeitsstörung hat.
Palio schrieb:Berechtigterweise stellt aber nunmal ein Psychiater oder Psychologe diese Diagnose.
Natürlich, wenn es darum geht, z.B. eine Therapie durchzuführen. Oder wenn es darum geht, ob der Täter aufgrund einer psychiatrischen Erkrankung vielleicht nicht für seine Tat zur Verantwortung gezogen werden kann.
Dafür wird er eingehend untersucht, befragt, beobachtet und begutachtet.
Aber nochmal: das was die Kommissarin dort sagt ist keine psychiatrisch-medizinische Diagnose. Es ist eine Vermutung einer Persönlichkeitseigenschaft im Rahmen eines Täterprofils das dabei helfen soll, den Kreis möglicher Täter einzugrenzen und zu identifizieren. Und genau das sagt sie doch auch:
Palio schrieb:Wir konnten den Täterkreis ganz genau eingrenzen. Also unsere Ermittlungen haben ergeben, dass es sich um einen Sexualstraftäter handeln muss. Der Täter ist Rechtshänder. Der Täter ist ortskundig gewesen damals, das bedeutet für uns ganz klar, er muss aus dem südhessischen Raum kommen, damit meine ich die Gegend um Darmstadt, Heppenheim und auch den Odenwald, er war bei der Tat Mitte 20 Jahre alt, das bedeutet, er ist jetzt 60 Jahre alt oder ein wenig älter. Er hatte blonde Haare, blaue Augen und helle Haut, wobei die Haare natürlich jetzt sicher ergraut sind.
Das sind doch auch alles nur Annahmen. Vielleicht kommt der Täter auch gar nicht aus Südhessen, sondern aus Mittelhessen, Nordbayern oder dem östlichen Rheinland-Pfalz. Vielleicht sind die Augen gar nicht blau, sondern braun und jemand im Labor hat aus Versehen das Probenröhrchen vertauscht....
Am ende sind das doch alles nur Vermutungen und Einschätzungen und keine Infos aus dem Einwohnermelderegister oder eine biometrischen Messung der Augenfarbe...