Höhenburg schrieb:Hallo! Zunächst einmal möchte ich klarstellen, daß ich mich NICHT schützend vor die beiden Männer werfe, sondern auf einen Punkt aufmerksam mache, der in der Diskussion bereits weitgehend verloren ist: Eine Situation, über die wir wenig wissen, muß NICHT unbedingt so sein wie sie auf den ERSTEN BLICK erscheint! Sehr wahrscheinlich haben die beiden Männer etwas mit der Tat zu tun, aber das muß nicht sein, es geschah schon Seltsameres auf dieser Welt.
Alles richtig. Aber was spricht dafür, dass der erste Blick in diesem Fall trügt?
Das mit dem "schützend vor die Männer werfen" war in der Tat unnötige Rhetorik von mir, und ich nehme es zurück.
Höhenburg schrieb:Nächster Punkt: Auf der einen Seite billigt ihr den Alzeyern zu, daß sie Jutta in ein kurzes Gespräch verwickelt haben könnten und daß sie abgebrüht oder "scheißegal" genug drauf waren Jutta in den Wald zu zerren, obwohl gerade 40-50 Meter entfernt die Zeugin mit Kind war, die mit nur einem Blick zurück alles sehen würde. Auf der anderen Seite billigt ihr diese Chuzpe einem hypothetischen, nacheilenden Bekannten von Jutta nicht zu, warum eigentlich?
Das ist Logik: Wenn die beiden Männer da waren (und kein Unbekannter), dann konnten sie die Tat leichter ausführen als ein Unbekannter, wenn dieser
und die beiden Männer vor Ort waren. Die Anwesenheit der Zeugin kann vernachlässigt werden, da der Täter (
egal welcher) sich definitiv nicht an ihr gestört hat. Entscheidend ist doch die Zeitstruktur: Für den Zeitpunkt des Losgehens Juttas gibt es viele Zeugen; ihr Nicht-Ankommen zum erwartbaren Zeitpunkt ist ebenfalls belegt; also
muss ihr zwischen 17:45 Uhr und 18 Uhr etwas im Wald zugestoßen sein. Die Zeugin gibt an, gegen 17:50 Uhr die beiden Männer und das Mädchen aufeinander zugehen gesehen zu haben. Ein unbekannter Täter müsste aber auch ziemlich genau
jetzt zugegriffen haben. Er muss aber auch die beiden Männer wahrgenommen haben, weshalb er ein unglaubliches Risiko eingegangen wäre. Und gegen die beiden Männer wird ja immer mit dem vermeintlichen Entdeckungsrisiko argumentiert; obwohl ein unbekannter Täter doch ein noch viel größeres gehabt hätte. Natürlich kann es so gewesen sein, dass der Unbekannte noch zwei Minuten wartete, bis die beiden Männer weg waren, und dann zuschlug. Ich sage lediglich, dass dies, wenn man die Aussage der Zeugin nicht einfach grundlos wegradieren will, eine geringere Wahrscheinlichkeit hat als eine Tat durch die beiden Gesehenen.
Höhenburg schrieb:Weiter im Text: Mit Verlaub, @Rationalheld, aber daß Du Drogenkonsum bemühst (die beiden Männer werden sowohl von der Waldzeugin als auch Der am Friedhof als auffallend gepflegt, sonst wäre das nicht im Gedächtnis geblieben, beschrieben. Eher nicht der Typus Junkie auf einem schlechten Trip und dazu waren das die 80er, wo es Extasy und anderen Dreck nicht an jedem Laternenpfahl gab), zeigt das meine Argumentation einer Kette von Miniwahrscheinlichkeiten (siehe einen meiner Beiträge weiter oben) stichhaltig ist, Du aber das Argument mir nicht kampflos überlassen willst.
Da muss ich lauthals widersprechen. Ich habe
ausdrücklich geschrieben, dass meine Ausschmückungen (Drogen etc.) ausschließlich einem
Demonstrationszweck dienen und keine Fallhypothese darstellen. Mein Ziel war, zu zeigen, dass sich die Voraussetzungen, die du unterstellst (Täter müssen extra nach Lindenfels gekommen sein, einen Plan gehabt haben etc.) nicht zwingend gegeben sein müssen, da sie beliebig durch andere (naheliegendere) ersetzt werden können. Mein Argument war: Es gibt tausend mögliche Gründe, warum die beiden vor Ort gewesen sind.
Deswegen bleibt eine viel höhere Wahrscheinlichkeit ihrer Täterschaft als du annimmst. Das und nur das war mein Argument. Also: Das mit den Drogen kannst du gerne wieder streichen. Festhalten möchte ich dagegen an der Möglichkeit eines Besuchs der beiden in Lindenfels (Sonntag!). Persönlich halte ich auch eine ganz schlichte Durchfahrt / Pause mit Beine-Vertreten im Wald für möglich, was inbesondere plausibel werden könnte, wenn man in Betracht zieht, dass die beiden nach Aschaffenburg heimfahren wollten.
Höhenburg schrieb:Es gibt eine Zeugin im Schwimmbad, eine bestenfalls flüchtige Bekannte von Jutta, die am Tag des Mordes von ihr gefragt wurde, ob sie gemeinsam den Waldweg heimwärts angehen. Da sie wohl noch bleiben wollte und mit Jutta im täglichen Leben eigentlich nichts zu tun hatte, lehnte das Mädel ab. Warum hat Jutta an diesem Tag jemand nahezu Wildfremdes gefragt und gute Freunde von Jutta waren ja noch anwesend(!), ob sie zusammen heimgehen? Einen Weg, den Jutta, die anderen Mädels und Frauen von Lindenfels und Umgebung schon xmal ganz alleine gegangen waren?
Für mich klingt diese Aussage und ich habe es ja bereits in frühren Beiträgen ausgeführt, als ob etwas im Laufe des Nachmittags vorgefallen war. Nichts wirklich Wildes, sonst wäre Jutta später mit ihren Freunden gefahren oder hätte intensiver nach einem Mitgeher gesucht, aber unangenehm genug, daß sie wohl nervige Belästigung auf dem Heimweg befürchtete.
In Ordnung. Natürlich sollte man das bedenken. Gleichwohl ist Jutta dennoch alleine losgegangen, eine Riesengefahr kann sie nicht befürchtet haben. Sie hätte auch den sicheren Weg außen herum gehen können. Und es bleibt das Problem, dass ein Beziehungstäter nicht hätte wissen können, ob und wann Jutta durch den Wald kommt. Das müsste dann eine sehr geplante Tat mit stundenlangem, potenziell vergeblichem Warten im Wald gewesen sein. (Ein Verfolgen Juttas vom Schwimmbad aus, ist aufgrund der Aussage der Parkplatz-Zeugin nicht naheliegend. Es liegen auch keinerlei Erkenntnisse über Auseinandersetzungen im Schwimmbad vor.) Und mein Hauptargument ist: Es wird kriminalistisch immer zuerst eine Beziehungstat vorausgesetzt und entsprechend ermittelt. Und in 95% der Fälle führt dies auch zum Erfolg. Der Kripo ist es aber nicht gelungen, im räumlichen und sozialen Umfeld Juttas einen Täter ausfindig zu machen (obwohl dies
normalerweise gelingt). Gerade die Ungeklärtheit des Falles lässt mithin eine Nicht-Beziehungstat wahrscheinlicher werden.
Höhenburg schrieb:Für mich ist diese Zeugenaussage einer der Angelpunkte im Fall und einer der wichtigsten Gründe von einer Beziehungstat auszugehen und eher weniger von wildfremden Zufallstätern.
Natürlich sind wildfremde Zufallstäter zunächst einmal und im Allgemeinen unwahrscheinlicher. Aber in diesem Fall resultiert ein entsprechender Verdacht doch gerade daraus, dass Wildfremde ziemlich exakt zum Tatzeitpunkt bei Jutta gesehen wurden und Jutta danach weg war. Das verändert doch die Lage.