falstaff schrieb:Diesen scheinbaren Widerspruch kann man ganz leicht auflösen wenn man davon ausgeht, dass die Polizei bewusst möglicherweise relevante, aber unsichere Zeugenaussagen in XY inszeniert um weitere Zeugen zu finden die diese Aussagen entweder bestätigen, oder entkräftigen können. Gut möglich, dass die Zeugensichtung am Parkplatz nach dem XY-Auftritt endgültig als zu unsicher eingestuft wurde, weil keiner sonst an diesem Tag in der Nähe ein ortsfremdes Auto wahrgenommen hat.
Das ist richtig, daß die Polizei in XY manchmal nur unsichere Aussagen bestätigen oder entkräften läßt. Da gibt es z.B. den auch hier im Forum zu findenden Mordfall Fritz S. in einem kleinen Dorf im Fränkischen von 1982. Dorf und Polizei wissen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, daß der Täter aus dem Ort oder der Umgebung kommt, aber der XY-Filmfall, toll gemacht übrigens, bringt das Mysteriöse gut rüber, konzentriert sich auf Spuren die nach außerhalb weisen. Eine Autofalle, ein einsamer Wanderer... wirklich tatrelevant im Film dürfte höchstens der seltsame VW Bulli sein und selbst der müßte aus der Umgebung kommen, denn wo er gesehen wurde landest du als Auswärtiger normalerweise nie, schon garnicht um diese Uhrzeit.
Das das ein Film zum Aussieben von unsicheren Tathergangsthesen war, sieht man auch daran, daß von Fritz S. nicht einmal ein Foto gezeigt wurde.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, daß dies auch im Fall Lindenfels zum Tragen kam und die relative Prominenz der 2 Alzeyer im Film dazu diente, weitere Zeugen zu finden um diese unsicher eingestufte Aussage zu bestätigen oder entkräften.
frauZimt schrieb:Das vermute ich auch.
Ich denke, sie haben Jutta spontan angegriffen und ins Gebüsch gezerrt.
Das konnte relativ lautlos geschehen. Zwei Männer durften kräftemäßig keine Probleme haben, ein junges, völlig überraschtes Mädchen zu verschleppen,- ohne dass es einen Mucks sagen kann.
Wenn die drei flach auf dem Boden gelegen haben, hat sie niemand bemerkt. Die Leute auf dem Weg werden geradeaus geguckt haben.
Ich könnte mir vorstellen, dass es weiter keinen Plan gab.
Jutta wurde ermordet, weil den Tätern irgendwann klar wurde, dass das Mädchen sie ins Gefängnis bringen würde.
"Mit Verlaub, daß glaube ich nicht, Tim."
Mich stört bis heute der Mangel an Gesamtkohärenz bei der Theorie "Die 2 gepflegten Fremden". Nehmen wir an, es wäre so passiert wie Du es schreibst. Was sagt uns das über die Täter? Es gibt dann nur 2 Varianten:
A) BEIDE müßten komplett triebgesteuerte Hohlbratzen sein, denn wie könnte man sonst auf die Idee kommen, spontan ohne Plan ein Mädel in den Wald zu zerren? Von einem frequentierten Weg, wo jederzeit Badgäste oder Spaziergänger auftauchen könnten und ein Zeugin, die beide gesehen hat und was den Tätern bewußt sein muß(!), keine 100 Meter weit weg ist und das Ganze bei einem zufälligen Blick zurück beobachten würde? Davon abgesehen, hätten die Täter einen dermaßen Hormonstau gehabt, daß sie sowas tun würden, wäre auch die Mutter mit ihrem Kind leichte Beute gewesen. Auf jeden Fall Leichtere als weiterzugehen und zu hoffen, daß nicht von der unteren Treppe ein Trupp Fußballfans hochkommt, die rechtzeitig zum Endspiel daheim sein wollten.
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, daß zwei befreundete, gleichermaßen notgeile Hohlbratzen am 29.6.86 sich ausgerechnet die "Metropole"Lindenfels aussuchen, wo sie fremd sind, sich wohl bestenfalls rudimentär auskennen, ein sehr hohes Risiko eingehen und vor allem die erste Gelegenheit, die Mutter, auslassen? Wären sie wirklich dermaßen vom Trieb übermannt, ist diese Sorte Täter nicht mehr wählerisch. Die hätten die Mutter in den Wald gezerrt, daß Risiko wäre nicht höher gewesen, ein so kleines Kind dabei ist kein Hindernis für 2 entschlossene oder triebgesteuerte Täter.
B) Alternativ wären BEIDE dermaßen abgebrüht gewesen, daß ihnen das hohe Risiko direkt bei der Tat entdeckt zu werden und die Nähe einer gesicherten Zeugin nichts ausgemacht hat. Ein solches Maß an Abgebrühtheit, Coolness, Selbstbeherrschung, wie man es nennen will, ist nicht gerade alltäglich. Und auch hier wieder gleich zweimal vorhanden und mehr, wer solche Selbstbeherrschung an den Tag legt, ist gewöhnlich Spontanitäten wie einfach hier und jetzt in den Wald gezogen eher abgeneigt. Und nochmals wie bei A gilt, warum haben sie sich nicht die Zeugin geschnappt? Den triebgesteuerten Tätern in These A wäre die Zeugin eine nicht minder gute Gelegenheit gewesen und gerade "jetzt" wo der Trieb sie beherrschte.
In Fall B, den kalkulierenden Tätern, wäre ihnen klar gewesen, die Zeugin könnte sie beschreiben, da sie an ihr vorbeiliefen. Die weiter hinten laufende Jutta hingegen hatte zu diesem Zeitpunkt wohl weder die Zeugin noch die beiden Männern bewußt wahrgenommen und aus der Entfernung wäre eine Beschreibung sehr vage gewesen. Die ganz Abgebrühten hätten sich zuerst um die Zeugin "gekümmert", die zudem für die Abscheulichkeit die sie begehen wollten, genauso "geeignet" war, bevor Jutta dem Gewahr geworden wäre.
Das ist nämlich ein gewichtiger Punkt in dem Fall. Die Zeugin auf dem Waldweg wäre das aus Tätersicht "geeignetere" Opfer dieser Spontantat gewesen, wären die 2 Männer involviert gewesen. Es ist zwar möglich, daß die 2 Fremden mit Tat etwas zu tun haben, aber da passt so einiges nicht zusammen.
Nennt es Bauchgefühl, aber die verschiedenen Indizien, nicht nur die 2 Fremden, führen mich zu dem Standpunkt, daß der Tattag und Tatort Zufall und spontan waren, daß Opfer Jutta aber KEIN Zufall war.
Ich glaube, daß Jutta vom Schwimmbad aus gefolgt wurde, nach einem zufälligen Zusammentreffen dort. (Dafür würde auch die Aussage einer Zeugin sprechen, die
@Lindenfels81 erwähnte, daß die Zeugin von Jutta gefragt wurde, ob sie gemeinsam den Waldweg gehen, obwohl sie eher flüchtige Bekannte waren und der Waldweg als unproblematisch galt.) Zu dem Zeitpunkt konnte Jutta ganz sicher nichts von den 2 seltsamen Typen aus Alzey wissen, daher denke ich, daß sie im Schwimmbad im Laufe des Nachmittags jemanden traf und dieses Treffen nach und nach nicht gut verlief. Streit, Abblitzen eines Verehrers, Mobbing, die Möglichkeiten sind vielfältig. Der spätere Mörder wollte vielleicht den Streit aus der Welt schaffen oder sich keinen Korb geben lassen und folgte ihr nach. Unterwegs ist das Ganze dann völlig aus dem Ruder gelaufen, dabei verlor Jutta auch Schuh und Badematte. Bei einem einzelnen Täter macht es mehr Sinn, daß diese Gegenstände über ein halbe Stunde am Weg lagen. Wären es 2 entschlossene Täter gewesen, die hätten darauf geachtet, daß keine Gegenstände liegenbleiben und sie gleich mitgenommen.