HchelH schrieb:Skurril dann so von der Route abzuschweifen
Ja, irgendwie schon. Ich schwanke auch in der Beurteilung, ob das was zu bedeuten hat...
Zunächst mal: Es ist natürlich klar, dass man sich im Urlaub nicht sklavisch an eine Route hält, sie waren ja mit einem Womo unterwegs und nicht im Zug auf Schienen. Auch wenn sie generell der Alpenstraße entlangfuhren, sind kleinere Abstecher für Urlauber eher normal als ungewöhnlich. Und ob die Kellnerin sich noch richtig erinnerte, sei einmal dahingestellt.
Auf der anderen Seite: Alle Fotos, die wir kennen, waren tatsächlich direkt an der Alpenstraße aufgenommen. Und sie folgten auch an jenem Dienstag wieder der Alpenstraße, entfernten sich vom Chiemsee, nahmen in Marquartstein ihr Mittagsmahl ein und es wäre die naheliegendste Sache der Welt gewesen, wenn sie von dort aus tatsächlich weiter nach Reit gefahren wären.
Das taten sie aber nicht, sondern sie fuhren wieder nach Norden, über Siegsdorf, Traunstein zum Hölzl. Das allein wäre noch nicht sonderlich verwunderlich, im Urlaub kann man ja mal spontan umplanen, ein neues Ziel anpeilen (auf das man vielleicht durch ein Plakat, ein Gespräch, einen Prospekt gestoßen ist). Das Merkwürdige ist vielmehr, dass sie ja gar kein echtes Ziel hatten: Sie fuhren nur zum nichtssagenden Hölzl und verbrachten dort Stunden um Stunden! Und dass sie sich verfahren hatten, schließe ich vollkommen aus. So desorientiert waren sie nicht und sie hätten zahlreiche Gelegenheiten gehabt, sowohl ihren Fehler zu erkennen als auch zu wenden. Außerdem berichteten sie der Tochter, dass sie Richtung Chiemsee unterwegs waren. Was ja der Wahrheit entsprach. Also sie wussten sehr wohl, wohin sie fuhren. Die Frage ist nur, warum sie das taten.
Dass sie beim Telefongespräch in Siegsdorf bereits in Begleitung des Täters waren oder gar in seiner Gewalt, ist völlig abwegig. Wenn sie bereits entführt wurden, hätte der Täter sie natürlich nicht telefonieren lassen. Und begleitet hatte er sie m.E. auch noch nicht. Kurz zuvor, im Gasthaus, waren sie noch allein. Und wenn sie ihn zwischen Marquartstein und Siegsdorf irgendwie aufgegabelt hätten, hätten sie höchstwahrscheinlich nicht sofort wieder angehalten, um ein Telefonat zu führen. Das wäre relativ unhöflich gewesen und das hätten sie auch mal tun können, wenn sie (wie zumeist) keine Begleitung hatten. Außerdem erwähnten sie im Gespräch kein Wort von einer Begleitung. Also das glaube ich nicht, ich glaube vielmehr, sie waren in Siegsdorf noch allein und hatten es auch nicht sonderlich eilig. Im Übrigen hatte der Täter anscheinend keine Kenntnis über die Urlaubspläne der Langendonks, sonst hätte er sich die Ablenkungsfahrt nach Nürnberg sparen können. Wäre er vorher nur zehn Minuten mit ihnen im geselligen Gespräch gewesen, hätte er sicherlich gewusst, dass es gar nichts bringt, den Camper nach Nürnberg zu fahren, weil Angehörige (und damit auch die Polizei) trotzdem im Chiemgau suchen würden. Wäre er also vorher schon mit ihnen im Womo gesessen, hätte er dies alles gewusst.
Fassen wir zusammen: Meiner Meinung nach sind die Langendonks völlig freiwilllig, alleine und auch irgendwie zielgerichtet zum Litzlwalchener Hölzl gefahren. Und das ist schon irgendwie merkwürdig. Die Gegend dort ist nicht besonders schön, besondere Sehenswürdigkeiten hat sie nicht zu bieten. Und sie steuerten auch keine Sehenswürdigkeiten an, sie fuhren z.B. nicht zum Chiemseeufer, sondern sie verweilten einfach im Hölzl. Zudem war während ihrer Reise das Wetter nicht besonders schön, der Tag des Mordgeschehens war eigentlich bislang vom Wetter her der schönste. und ausgerechnet den vertrödelten sie im Hölzl?
Also vollkommen ausschließen kann ich es nicht, dass die Langendonks das Hölzl ganz bewusst ansteuerten, dass es ein Treffpunkt war, und dass sie dort auf jemanden warteten. Auf wen? Zu welchem Zweck? Und warum genau dort? Keine Ahnung...
Doch ich gebe zu bedenken, dass die Gegend für die Langendonks keineswegs so unbekannt gewesen sein muss, wie man das von Touristen erwartet. In der Region gibt es namhafte Hersteller von Lkw-Bremsen, das war der Geschäftsbereich von Herrn Langendonk. Es wäre also möglich, dass er sich aus geschäftlichen Gründen häufig in der Gegend aufhielt, sie ihm gut vertraut war und er dort auch diverse Leute kannte.
Es kann freilich auch alles ganz anders gewesen sein, dass die Langendonks nur aus purem Zufall an diesem Waldrand landeten. Dass z.B. einem von ihnen unpässlich war und sie dort eine längere Pause einlegten, obwohl ihr Ziel ein anderes war. Vielleicht ist so was sogar Wahrscheinlichser. Aber
ausschließen kann man die oben aufgezeigte Hypothese, finde ich, auch nicht ganz, hab nur mal laut nachgedacht.
Krushak schrieb:Welcher Mensch trägt wirklich solch eine Frisur, wie die beschriebene?
Ein Asi...?? So was soll's ja geben.
;) Außerdem solltest du hier das Präteritum verwenden, es muss lauten "trug", wir reden hier von den 90ern, nicht von heute. Und sogar heute begegnen mir manchmal Leute mit solchen Frisuren, ich achte immer ein bisschen drauf. An die Räuberpistole mit der Perücke glaube ich jedenfalls nicht.
Krushak schrieb:Auch die erfolgte Aussage des mutmaßlichen Täters zum Taxifahrer, mit dem Ziel "Marquartstein", sagt doch einiges aus.
Nicht zwangsläufig. Die ideale Autobahn-Ausfahrt, um nach Litzlwalchen zu kommen, ist "Grabenstätt". Das ist aber auch die Ausfahrt, über die man Marquartstein erreicht. Möglicherweise wusste der Taxigast einfach nicht, wie die Ausfahrt korrekt heißt.