Nunmehr ist also wieder die gute Geige in den Vordergrund geraten. Viele Beiträge kreisen um das Streichinstrument. Mir ist nur nicht ganz klar, warum man annimmt, dass die Geige hier irgendeine Rolle spielen soll. Woraus soll sich das ergeben? Welche Anhaltspunkte gibt es dafür? Aus meiner Sicht gar keine. Was spricht dagegen, dass die Geige was mit der Sache zu tun hat?
1.
Die Geige wurde verbrannt. Damit hat der Täter doch mehr als eindeutig zum Ausdruck gebracht, dass ihm das Teil vollkommen egal war.
2.
Nirgendwo wurde davon berichtet, dass die Geige irgendeinen nennenswerten Wert gehabt hätte. Zunächst darf man davon ausgehen, dass die Ermittler den verbrannten Camper samt Inhalt im Rahmen der Untersuchung "auf links gedreht" haben. Man könnte wohl auch anhand der angekohlten Reste der Geige auf seine Art und den Wert schließen.
Fakt ist jedoch, dass die Töchter nichts von einer wertvollen Geige erklärt haben. Man darf davon ausgehen, dass diese gewusst hätten, wenn diese irgendwie wertvoll erschien.
Vor allem aber haben die Ls doch klar zum Ausdruck gebracht, dass sie der Geige keinen besonderen Wert beigemessen haben. Sonst hätten sie das Teil niemals mit in den Urlaub genommen. Die Ls machten Ausflüge, stellten den Camper ab und nahmen Besichtigungen vor. Der Camper und die Geige waren also alleine. Das Wohnmobile gerne mal aufgebrochen werden, ist jedem bekannt. Dieser Gefahr hätte sich niemand ausgesetzt. Dazu kommt, dass niemand ein wertvolles Instrument aus Holz einer so immensen Belastung aussetzen würde. Die Bedingungen in einem solchen Camper entsprechen fast 1:1 den Äußeren. Das heißt es kommt zu extremen Temperaturschwankungen. Vor allem kann es wahnsinnig heiß werden, wenn der Camper irgendwo in der Sonne abgestellt wird. In der Nacht wird es dann wieder kühl. Dazu kommt ein extremer Wechsel in der Luftfeuchtigkeit. Jedem ist klar, dass ein Instrument dadurch leiden würde.
3.
Man braucht doch nicht ins Chiemgau fahren, um den ungefähren Wert einer Geige zu erfragen. Es gab und gibt in den Niederlanden genügend Geigenbauer mit Sachverstand vgl.
https://www.dbstrings.com/de/geigenbauer-innen.php?nation=NL . Dazu kamen und kommen noch etliche Händler von Musikinstrumenten vgl.
https://www.europages.de/unternehmen/Niederlande/Musikinstrumente.html . Wenn ich der Wert interessiert, gehe ich doch erstmal zu einem örtlichen Kenner und frage da nach. Wenn mir der Mann oder die Frau dann sagt, dass das ein interessantes Stück sei und man das mal in Mittenwald vorstellen sollte, nehme ich das Ding wohl kaum im Camper mit und mache damit Urlaub, um auf gut Glück bei einem Geigenbauer vorbeizuschauen. Nein, dann wende ich mich erstmal telefonisch oder von mir aus per Post an den deutschen Geigenbauer und schicke vielleicht vorab Fotos. Wenn ich dann persönlich dahin fahre, ist das das erste was ich mache und mache dann evtl. nach der Expertise Urlaub (wenn die Geige keinen besonderen Wert hat) oder bringe das Ding sofort in Sicherheit (wenn wirklich ein Wert dahinter stecken sollte).
Eins mache ich aber sicher nicht: mit einem potentiell wertvollen Instrument im Camper Urlaub, lasse das Teil Stunden unbewacht im heißen Camper zurück.
Mein Fazit: Nix ist mit der Geigentheorie.
Jomiko schrieb am 11.06.2020:Also wenn ich mich mit jemandem am Bahnhof verabrede dann kommt dieser Jemand dort mit Zug oder Bus hin, aber würde ich diese Zufallsbekanntschaft dann gleich mit dem Womo mitnehmen. Ich sicher nicht vor allem wenn er auch noch dieses ungepflegte Erscheinungsbild hätte. Wieso verabrede ich mich mit einem Ortskundigen wegen dem Dialekt an einem Bahnhof? Es gäbe so viele Ecken die für eine geplante Raub und Mordaktion geeignet wären ohne dass mich Zeugen mit den L. sehen würden.
Völlig richtig. Aber nochmal mit der Einschränkung: Wir wissen nichts aber auch gar nichts über das Erscheinungsbild des Täters im Hölzl. Der Mann hat versucht alles zu tun, um nicht erwischt zu werden, was ja auch gelang. Wer so eine Fahrt mit anschließender Rückfahrt vornimmt, der wird wohl auch das naheliegendste Tun: seine Kleidung wechseln. Er wusste nicht, ob ihn nicht doch jemand gesehen hat. Sicherlich wollte er vermeiden, dass die Polizei einen Mann mit z.B. blauer Jacke, weißem T-Shirt und brauner Cordhose sucht, dies über Taxifunk allen Taxlern mitgeteilt wird und er genau so stundenlang im Fond eines Taxis oder von mir aus im Zug sitzt. Für mich ist klar, der Mann hat die Kleidung gewechselt. Er kam nicht aus dem Hölzl im Anzug. Diese Verkleidung legte er sich später zu. Und nochmal: s steht nicht einmal fest, dass der Taxigast der Täter im Hölzl war.