Urlaubsfahrt in den Tod - Ungeklärter Mord im Chiemgau
18.03.2019 um 17:38mattschwarz schrieb:Warum Nürnberg? Warum so weit? Wenn man nicht annimmt, dass er aus welchen Gründen auch immer genau dorthin wollte, macht die Entfernung objektiv keinen Sinn. Im Gegenteil, diese Entfernung macht die Sache nur kompliziert, wenn man voraussetzt, dass der Täter zum Hölzl geplant zurück wollte. Letzteres wäre dann der Fall, wenn er dort sein Fahrzeug hätte stehen lassen. Genau daran habe ich meine Zweifel.Diese Frage ist natürlich sehr berechtigt. Allerdings habe ich keine Zweifel, dass der Täter ein Fahrzeug am Tatort stehen hatte, denn wie @Wozzeck sehr richtig schrieb, musste er ja irgendwie dorthin gelangt sein und sicher nicht zu Fuß. In Litzlwalchen wohnhaft war er wohl nicht, Öffis gibt es praktisch nicht, allenfalls könnte er noch gemeinsam mit den Langendonks mitgefahren sein. Aber das halte ich auch für ziemlich unwahrscheinlich.
Nein, ich bin mir sicher, er wollte, er musste von Anfang an zurück. Um so drängender stellt sich dann natürlich deine Frage: Warum so weit?
mattschwarz schrieb:Hätte der Mann von Anfang an geplant an den Tatort zurückzukehren, wäre es objektiv weit sinnvoller gewesen, den Camper nur 20, 30 km entfernt abzufackeln. Das hätte Zeit und Geld gespart. Wie ist diese weite Fahrt also zu erklären?Prinzipiell gilt natürlich: Je weiter, desto besser. Wenn der Fundort nicht der Tatort ist, sucht die Polizei natürlich erst einmal im näheren Umkreis nach dem Tatort (und wird meistens auch fündig, vor allem, wenn hörbar irgendwo Schüsse gefallen sind). Dass jemand den Camper 300km weit fährt, das hält kaum ein Kriminalist für möglich, und so könnte der Täter theoretisch gedacht haben.
Aber halt theoretisch... Denn abgesehen davon, dass er sicherlich keine Lust hatte, mit zwei Leichen stundenlang durch die Gegend zu fahren und die Rückfahrt mühselig und teuer werden würde, hatte er ja noch ein anderes Problem: Er musste (schnell) zurück. Und überhaupt: Auch wenn die weite Fahrt nach Nürnberg objektiv gesehen im Prinzip ein feiner Schachzug gewesen wäre, kann ich mir nicht vorstellen, dass der Täter, der nach der Tat sicherlich aufgeregt war, sich dafür entschieden hätte.
Ich stelle mal folgende Hypothese zur Diskussion:
Der Täter gehört einer Bande an, die sich auf das Ausrauben von Wohnmobilen im oberbayrischen Raum, vor allem entlang der A9, spezialisiert hat. An diesem Tag war er womöglich allein unterwegs, er sah von der Bundesstraße das Wohnmobil und witterte Beute. Vielleicht wollte er es einmal alleine probieren, vielleicht stand das Womo auch zunächst einsam und verlassen am Wegrand, weil sich die Langendonks einen kleinen Spaziergang unternahmen und er wurde beim Aufknacken überrascht. Jedenfalls kam es dann zu einer Gewalttat, die vom Täter so nicht geplant war.
Könnte es sein, dass er das Womo gar nicht so sehr aus Furcht vor der Polizei, sondern aus Furcht vor seinen eigenen Kumpanen so weit entfernt hat? Denn ein Doppelmord an einem Camperpaar mitten im Operationsgebiet der Täter hätte natürlich den Fahndungsdruck auf derlei Straftäter wesentlich erhöht. Weitere Diebstähle aus Wohnmobilen im näheren Umkreis wären erst einmal undenkbar gewesen. Möglicherweise fürchtete der Täter auch, dass man durch DNA-Spuren von anderen Aufbrüchen ihm so auf die Spur kommen könnte.
Also, ich meine, wenn der Täter häufiger Wohnmobile ausraubte, und zwar in dieser Gegend, dann gab es einen recht guten Grund, das Wohnmobil der Langendonks aus diesem Bereich zu entfernen. Ein bekannt gewordener Doppelmord an einem Camperpaar bei Litzlwalchen hätte sein "Geschäftsmodell" komplett zerstört.