Menedemos schrieb:1. Der Täter trug die Kleidung von Anfang an. Eher unwahrscheinlich, denn was wollte er damit im Hölzl? Außerdem waren an der Kleidung zumindest keine auffälligen Blutspuren (der zweite Taxifahrer hat den Fahrgast ja noch bei Tageslicht gesehen)
Diese These halte ich zunächst für am wahrscheinlichsten - einfach weil es (vermutlich) eher unüblich ist, dass Täter sich während der Tatbegehung umziehen. Die Frage, was er mit solcher Kleidung am Hölzl wollte, geht davon aus, dass er sich unabhängig von den Ls dort aufgehalten habe und erst vor Ort zufällig auf die späteren Opfer gestoßen sei. Ich halte diese Annahme für unwahrscheinlich: Der Wagen der Ls war aufgrund der Topographie des Tatorts von weitem zu sehen. Der Täter könnte also z.B. auf der Landstraße unterwegs gewesen sein, als das Wohnmobil zufällig seine Aufmerksamkeit erregte. Er fuhr evtl. noch ein Stück weiter, nachdem er den Abzweig zum Hölzl passiert hatte und parkte seinen Wagen schließlich auf einem kleinen Waldweg. Danach machte er sich zu Fuß, evtl. 'von hinten durch das Wälchen', auf den Weg zum Wohnmobil. So hätte er die Gelegenheit gehabt, die Ls vor der persönlichen Begegnung, aus der Distanz zu beobachten. Ein solches Anschleichen hätte gleichzeitig verhindert, dass er von Besuchern der kleinen Flugshow gesehen wird.
Menedemos schrieb:2. Der Täter zog Kleidung von Langendonk an. Aber warum gerade diese? Warum sucht er im dunklen und engen Camper, in dem noch die Langendonks herumlagen, sogar noch nach einer Krawatte? Das kann ich mir auch nicht richtig vorstellen.
Das ist selbstverständlich möglich, aber auch in meinen Augen sehr unwahrscheinlich. Erstens weil es, wie oben erwähnt, ungewöhnlich erscheint, dass sich Täter während der Tatbegehung umkleiden. Zweitens weil die Krawatte unnötig gewesen wäre, um etwa die eigene blutige Kleidung loszuwerden. Drittens setzt es voraus, dass Herr L. einen Anzug mit Krawatte im Wohnmobil mitführte. Klar, auch das ist möglich, aber: unwahrscheinlich. Sollte es so sein, dass die Kleidung von Herrn L. stammte, so wäre das, mE ein starker Hinweis auf einen psychotischen Täter, den es auf die eine odere andere Weise befriedigt, die Kleidung seines Opfers zu tragen und damit gleichsam einen bestimmten Status anzunehmen.
Menedemos schrieb:3. Der Täter zog (dein Vorschlag) seine eigene Kleidung an, die er zufällig im Wagen dabeihatte. Und er hatte eben keine andere. Das wäre denkbar.
Auch in diesem Fall wäre, zumal im Hochsommer, weder die Krawatte noch die Anzugjacke notwendig gewesen, wenn er sich lediglich umkleidete, um blutverschmierte Kleidung loszuwerden.
Menedemos schrieb:4. Es gab eben doch zwei Täter. Wogegen auch wieder einiges spricht.
Diese These, der ich sehr kritisch gegenüberstehe, würde für mich nur in dem Szenario Sinn machen, das ich vorhin besonders vehement abgelehnt habe: der Ausputzer-Theorie. Wäre der zweite ein Vater oder väterlicher Freund, der antrat, um die Tat eines anderen zu verdecken, wäre dies ein Szenario, in das die Kleidung dieses "2. Täters" mE passen könnte.
Menedemos schrieb:5. (neu) Der Täter fuhr nach dem Mord zunächst nach Hause. Dort entschied er, den Tatort zu vertuschen und also noch einmal dorthin zurückzukehren. Er packte den Anzug zum Wechseln ein, weil er den Anschein von Seriosität erwecken wollte und sich über seinen endgültigen Plan noch nicht klar war oder diesen später spontan änderte.
Diese These finde ich interessant, weil sie einbezieht, dass sich der Täter nach der Tat und bevor er das Wohnmobil in Richtung Nürnberg bewegte, vermutlich eine Weile nicht im Wohnmobil aufhielt (Der Gedanke stammt ja von Dir!). Den Wagen stehen zu lassen war - bezogen auf das Aufdeckungsrisiko groß. Schüsse waren gefallen etc. Jemand hätte die Polizei verständigen können. Dass der Täter, trotz dieser Möglichkeit, seelenruhig im Wohnmobil wartete und gegebenenfalls Stunden am direkten Tatort verbrachte ist natürlich möglich, aber unwahrscheinlich.
Er hatte sich also sehr wahrscheinlich zwischenzeitlich entfernt. Würde er diese Pause dazu genutzt haben, nach Hause zu fahren? Das ist nicht ganz unwahrscheinlich. Zumal dann, wenn er den Tatort zunächst einmal kopflos verlassen hatte, ohne bereits den Entschluss gefasst zu haben, später noch einmal zurückzukehren. Das erscheint mir sogar sehr plausibel! Zu Hause, jedenfalls nicht vor Ort, setzte schließlich ein Reflektionsprozess ein und er wurde sich des Risikos bewusst, dass - sollte das Wohnmobil, wohlmöglich noch mit Spuren von ihm, am Wäldchen gefunden werden - er in Verdacht geraten könnte: Vielleicht schon allein deshalb, weil man seinen Wagen unweit beobachtet haben könnte. Evtl. ist er daraufhin nochmals am Tatort vorbeigefahren, hat erneut im Wäldchen gepark und schließlich, nachdem er die Lage überprüft hatte, schließlich beschlossen, die Beweise in Bausch und Bogen in die Ferne zu expedieren, sodass er, sein Wagen, sein Wohnort, nicht mit der Tat in Verbindung gebracht würden.
Soweit so gut. Aber würde er die Pause auch genutzt haben, um sich einen Anzug anzuziehen und eine Krawatte umzubinden? - Ich denke: Nein! Für das Vorhaben, den Wagen vom Tatort zu bewegen und ihn später noch in Brand zu setzen würde sich so manche Kleidung besser eignen als der Anzug - und der Täter hatte in diesem Szenario ja sowohl die Zeit für entsprechende Überlegungen, als auch die Gelegenheit, sich entsprechend zu kleiden. Schließlich vermute ich auch, dass der starke Transpiranzgeruch, der an dem nächtlichen Taxifahrgast festgestellt wurde, nicht so stark gewesen wäre, wenn der Täter sich vollständig umgekleidet hätte.