SunziChris schrieb:Es gibt immer wieder Geständnisse die erzwungen werden.
Soweit sollte man hier nicht gehen. "Erzwingen" von Geständnissen ist das auch nicht, aber man sollte sich immer im Klaren sein, dass bestimmte Drucksituationen durchaus zu falschen Geständnissen führen KÖNNEN. Die Ermittler stecken nicht in dem Verdächtigten drin und können sich nur sehr bedingt in dessen Lage versetzen. Und dabei spielen auch sehr die "Neigungen" eines Verdächtigen eine Rolle. Bei den Verhören von Jugendlichen und auch Personen mit der Neigung Geschichten zu erfinden sind Verhöre o.ä. schwierig. Bei der anderen Gruppe sind dann falsche Geständnisse wiederum unwahrscheinlicher aber natürlich auch nie ganz auszuschließen. MS hatte in der Vergangenheit offenbar Verhören recht gut widerstehen können, warum dann plötzlich nicht, als man ihn mit Fakten konfrontierte, die auf seine (Mit-)Täterschaft deuteten?
Sicherlich, es gab auch dort unterschiedliche Entscheidungen von Richtern, ein Gericht schloss die Verwertbarkeit aus, das andere sah keinen Grund für einen Nichtverwertbarkeit. Aber das ist eben so, wie man es in einem anderen Thread auch schon diskutiert hat. Man muss sich bei der Rechtsprechung damit abfinden, dass zwei verschiedene Gerichte bei gleicher Faktenlage zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen KÖNNEN.
Diese Problematik zieht sich aber wie ein Faden durch den Fall. Da gibt es erst einen Schuldspruch, dann mit der gleichen Faktenlage nach einem WAV wieder einen Freispruch. Das Gleiche spielt sich dann bei der Frage des Geständnisses von MS ab, erst eine nicht Verwertbarkeit, dann wieder eine Verwertbarkeit.
Aber ich denke, das ist einfach diesem Fall geschuldet, er ist einer der Ausnahmefälle. Es sind eben Fehler (wie überall) erfolgt, die sich bei normalen Fällen nicht in dieser Weise ausgewirkt hätten. Und einer der Gründe ist eben die durch einen Gutachter diagnostizierte Neigung, Geschichten zu erfinden und es dem Gesprächspartner recht zu machen und bei den Geschichten nicht bei der Wahrheit zu bleiben sondern frei etwas hinzu erfinden. Das ist eine Konstellation, welche glücklicherweise selten auftritt.
Aber das ist natürlich auch der Grund für die hier extrem divergierenden Ansichten. Die einen können sich die Tat ohne Mitwirkung von Kulac einfach nicht (mehr) vorstellen, andere sehen Kulac für vollkommen unschuldig an und zweifeln auch an dem Mitwirken von MS. Andere wiederum sehen das differenzierter und können sich kein wirkliches Bild machen. Ich persönlich gehöre zu der letzteren Gruppe, es ist einfach alles viel zu verworren, nichts passt wirklich zusammen.
jaska schrieb:Wo bekommst Du die her? Zu welchem Preis?
Nein, aber wie gesagt, ich bin hier in guter Gesellschaft mit Deinem sogenannten "relativieren". Erinnere Dich doch einfach mal, wie Du vor ein paar wenigen Beiträge die Fehler der Ermittler versuchst hast zu "relativieren", obgleich diese zum Freispruch geführt haben. Wenn Du selber "relativierst", solltest Du es anderen nicht vorwerfen, "wir" versuchen uns nur ein Bild zu machen mit den wenigen Informationen, welche es gibt, mehr kann man nicht
Ich versuche mir hier die Verhältnisse auf dem Lande eben vorzustellen und wenn ich den Vorgang der Verarbeitung mir ansehe, wird es auf dem Lande immer Reste in größeren Mengen von dieser Folie geben. Eine solche Rolle dürfte kaum bis zum bitteren Ende abgerollt werden, denn dann geht einem die Folie noch vor dem fertigen Umwickeln einen Gras/Heu-Ballens aus. Der Landwirt wird immer die Rolle im Blick haben, wenn er einen neuen Einwickelvorgang beginnt. Wenn erkennbar zu wenig drauf ist, dann wird er eine Neue verwenden. Und damit ist es für mich klar, dass es in der Landwirtschat gehäuft Reste geben müsste. Und unter diesen Bedingungen spielt der Preis nicht mehr die geringste Rolle. Und wenn sich etwas für eine bestimmte Aufgabe besser eignet, als das übliche, wird man auch einen höheren Preis in Kauf nehmen.
Die Folie beim Baumarkt kostet etwa 6 Cent/m2, die Silage-Stretch-Folie 7 Cent/m2.
https://www.baywa.de/de/haus-hof/lagerung-verpackung/innoplast-agrarstretchfolie-/p-000000000001422226/?gclid=Cj0KCQiAoIPvBRDgARIsAHsCw08N3wiVeeAaZ8hklBvr20gt4XzYeg38f6qmZpOXB5RsRSDs-TUFKsIaAigfEALw_wcBhttps://europack24.de/folien/handstretchfolien/803/handstretchfolie-transparent-23-50cm-breit-300m-rolle?gclid=Cj0KCQiAoIPvBRDgARIsAHsCw08Ft40DF3-ce6b1J3cuartX7zVhcberb0YO8e9K61D7Djv2KExePZIaAhvtEALw_wcBFür den Normalo ist es durchaus schwieriger an solche Folie zu kommen, auf dem Lande ist das anders. Das sind Gedankengänge, die man immer bei der Lösung eines Falles machen muss. Es gibt einfach Dinge, die man nie selber erlebt hat, aber trotzdem beurteilen muss. Und ich bin da in guter Gesellschaft mit Gerichten, da sie Lebenssachverhalte beurteilen, über die sie aber nie eigene Erfahrung sammeln konnten, sich aber dann nur auf ihre eigene Vorstellung angewiesen sind.
Bekannt sind da einem die physikalischen Eigenschaften und die Benutzungsart und entsprechend weniger stabile Folien hat jeder im Haushalt und nutzt diese auch (Frischhaltefolie). Und dann kann man sich eben durchaus weitere Gedanken machen, wenn man in der Öffentlichkeit nur von einem "Fetzen" dieser Folie erfährt. Fakt ist nun mal, dass man mit dem Opfer auch Spuren von Renovierungsresten gefunden hat und dann sollte man sich eben auch Gedanken machen, ob die Folie nicht auch Bestandteil von Renovierungsmüll sein könnte. Das ist keinesfalls einen Überlegung ins Blaue. Fakt ist eben zusätzlich, dass MS von einem Einwickeln in eine Decke sprach
Natürlich KANN die andere Verwendungsmöglichkeit das Einwickeln der Leiche sein. Aber hast Du eigentlich die Befürworter dieser Variante gefragt, ob sie über entsprechendes Wissen verfügen, dass nur ein „Fetzen“ einer solchen Folie ein Einwickeln belegen soll? Wo man noch nichtmal den Typ dieser Folie kennt? Eine solche Frage von Deiner Seite ist mir jedenfalls unbekannt.
Aber vielleicht sollte man es, wenn man es behauptet. Wir kennen etwas die physikalischen Eigenschaften dieser Arten von Folie. Sie muss sehr UV- und hitzebeständig sein, sie ist in der Praxis lange Zeit der prallen Sonne ausgesetzt. Sie muss gegen durchstechen fest sein, damit sich keine Äste da durchkommen, sie muss elastisch sein, damit möglichst wenig Luft in dem Ballen zurück bleibt, weil diese den Prozess stört. So, und die Befürworter der Einwickeltheorie müssten sich fragen, ob nach einer Zeit von 14 Jahren in einem Versteck, der sicher vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt ist und daher die Folie deutlich haltbarer sein muss, dann nur ein Fetzen übrig bleibt.
Wer hier deutlich näher an der Realität ist, wird sich rausstellen, aber wie gesagt MS nannte einen Verbringung in einer roten Decke und meine Theorie ist im Gegensatz zu der anderen mit dieser Behauptung vereinbar und ich sehe, da auch keinen Grund, dass er dabei etwas anderes behaupten sollte als die Wahrheit.
Sicher, diesen Punkt habe ich mir rausgegriffen und sehe ihn für meine Ansicht wichtig an. Andere greifen wieder andere Punkte raus. Das hat aber nicht mit "relativieren" zu tun sondern gehört zu dem Prozess der Meinungsbildung dazu, das ist eine ganz normale psychologische Sache. Wenn es positiv für Kulac sein könnte sprichst du aber von "relativieren", aber begehst genau den gleichen "Fehler", wenn es um das "Relativieren" der Ermittlerfehler geht. Ich denke, ich darf hier "relativieren" wie jeder hier, wo auch Du ein Meister darin bist. Tolerier einfach mal andere Dir nicht genehme Ansichten oder erhebe auch den Zeigfinger, wenn andere sich versuchen aus nur Bruchstücken da eigene Theorien bilden.
Wir sind hier aber wieder mal an einem Punkt angelangt, wo schon gesagtes wiedergekäut wird. Das bringt nicht wirklich etwas, eh man weitere Information hat.
Schönen Tag noch.