Seidenraupe schrieb:ich denke auch, dass ein x-beliebiger Täter, der Kinder sexuell missbraucht hat weniger gefährlich ist als ein Täter, der zwecks Vertuschung eines schweren Missbrauch ( zuvor Steigerung des Missbrauches von Onanieren bis Vergewaltigen) sein vermeintl letztes Opfer auch noch umgebracht hat (ganz allgemein gesproche, nicht auf UK gemünzt).
Letzteren Tätertypus würde wohl jeder für gefährlicher halten.
So ist es, das sagt einem auch die Logik, etwas anderes anzunehmen ist geradezu absurd. Das wird auch von den bekannten Fakten gestützt. Mit dem Freispruch wurde eine vorgezogene Überprüfung der Unterbringung vom freisprechenden Gericht veranlasst, es wurde auch ein vorgezogenes Gutachten erstellt. Das damalige Fazit war, das auf dem Gutachten beruhte, dass es noch keinen Anlass zu einem vorgezogenen gerichtlichen Prüfungstermin gäbe. Euler hatte dem nicht widersprochen, bzw.hatte danach wohl keine vorgezogene Prüfung veranlasst. Im Januar 2015 gab es dann die automatische Termingerechte und basierend auf dem gleichen Gutachten erfolgte erst eine negative gerichtliche Entscheidung und nach dem Gang des Rechtsweges die Freilassung auf Bewährung.
Seidenraupe schrieb:Ich weiß ja nicht, ob UK jemals Krimis angesehen hat und ich weiß nicht, welcher deutsche Krimi die Vorlage für "diese Märchengeschichten" gewesen sein sollte.
Wenn UK sich das "Geständnis" aus zig verschiedenen Krimis zusammengebastelt hätte, müsste man ihm ein gutes Erinnerungsvermögen unterstellen.
Das wissen wir nicht. Aber es wäre eher ungewöhnlich, wenn er Krimis nicht gesehen hat. Man darf auch nicht annehmen, dass Kulac eine genaue Vorlage benötigte. Er hatte auch mindestens einen Gesprächspartner (Hoffmann), mit dem er bekanntermaßen Fantasien gestrickt hat, wie z.B. dass das Opfer unter einer Brücke zu finden sei. Und dieses hin-und hergeschupse ist natürlich nicht aus einem Krimi genommen, sondern ist eher so unter Jugendlichen anzutreffen. Jetzt nicht bei Kindern, aber da braucht es nicht viel, schließlich hatte Kulac in den Verhören auch "Erwachsenensex" mit Peggy geschildert, dem ihm die Ermittler und auch das Gericht so aber nicht abgenommen hatten. Das Gericht reduzierte das dann auf das mögliche. Kulac hatte offenbar die Fähigkeit Erlebtes auf Kinder zu projizieren. Und natürlich machen diese Erzählungen auch dann einen erlebnisbasierenden Eindruck. Aber man müsste dann eben nach Dingen Ausschau halten,welche er nur bei einem Verbrechen erlebt haben musste. Kröber war an diesem Punkt in der Verhandlung wenig hilfreich, er sprach da von der Erzählung über das Stolpern über eine Stein. Wirklich sinnvoll wäre es gewesen, wenn er sich mit der Darstellung der Tötung befasst hätte, das war m.W. aber in der Verhandlung wohl nicht erfolgt. Und diese Fetzen der Befragung, welche wir kennen, machen eben nicht wirklich den Eindruck eines wirklich selbst erlebten Geschehnisses, wenn er da von zuklappeden Augen spricht, die er nicht sehen konnte. Wie gesagt, ein Gutachter sagte eben, dass Kulac es den befragenden Personen recht machen will und dabei ein recht gutes Erinnerungsvermögen habe. Soweit ich es noch in Erinnerung habe, war es der Gutachter Norbert Nedopil. Entsprechend viele Varianten seiner Darsstellungen gibt es auch.
jaska schrieb:Will fragen: beruhen Deine Annahmen auf irgendwelchen Fakten oder Erfahrungswerten? Oder ist das nur so dahergesagt, damit sich einige Dinge relativieren lassen?
Die Problematik der Baumarktfolie kenne ich und ich habe mir schon immer eine festere gewünscht. "Relativieren" bzw. die Fakten so deuten, wie es einem passt, tut hier jeder. Das zeigt schon die Sache mit der Verbringung. Früher hieß es, dass das Opfer in einer grünen Decke eingewickelt worden sein soll, man hatte entsprechend auch grüne Fasern im Auto der Eltern gefunden. Dann nach dem Geständnis von MS war das Erstaunen groß, als plötzlich die grüne Decke zu einer roten wurde. Da nahm man dann hier teilweise an, dass Kulac wohl farbenblind gewesen sei. Andere sahen allein ein Bestätigung darin, dass Kulac von einer Decke sprach. Dann kam der Lapp-Artikel und plötzlich will man (fast) 100%ig genau wissen, dass das Opfer in einer Plane eingewickelt wurde, obgleich man nicht mal weiß, was für ein Typ von Folie sich bei dem Fetzen da wirklich handelt und ob der Fetzen überhaupt zeigt, dass das Opfer darin eingewickelt war. Eine Silagefolie , welche man zum Umwickeln von Strohballen/Gräser hernimmt, um Sauerfutter zu gewinnen, ist als Plane im Auto ungeeignet, da würde alles dran kleben bleiben.
Wie gesagt, ich denke, dass die Aussage von MS näher an der Wahrheit dran ist, die Gründe habe ich schon genannt. Warum sollte MS hier an diesem Punkt die Unwahrheit sagen, wenn er der Verbringer ist und diese dann auch zugibt um evtl. nicht für mehr verantwortlich gemacht zu werden. Oder war er doch nicht der Verbringer? Aber dann wäre noch mehr offen.
jaska schrieb:Ich seh das genau andersrum. Dieses platte Ermittler-Bashing ist einfach nur Nachreden.
Es wurden wie überall natürlich Fehler gemacht. Aber diese sind an einer Hand abzuzählen.
Diese dürften aber immerhin zum Freispruch geführt haben. Die Anzahl ist nicht entscheidend. Entscheidend ist immer, ob die Fehler so geartet sind, dass eine Verurteilung auf dieser Basis nicht mehr zweifelsfrei möglich ist. Das war hier der Fall. Der Fall war aber durch die gutachterlich festgestellte Neigung Fantasiegeschichten zu erzählen und es dabei dem Gegenüber es recht machen zu wollen, nicht mit den normalen Fällen vergleichbar.