Pira schrieb:Ich stehe der Aussage von Mutter S. auch eher skeptisch gegenüber und wundere mich ein Bisschen, dass dieser so viel Wichtigkeit zugemessen wurde. Wäre die Aussage früher gekommen und nicht ein Jahr danach sähe das anders aus.
Das sehe ich ähnlich, irgend welche Absprachen oder ähnlich muss da nicht hinter stecken.
Auf jeden Fall kann die zeitliche Korrelation zwischen Einstellung der Ermittlung gegen ihren Sohn und ihrer Aussage keine Basis darstellen, darauf weitere Überlegungen zu gründen. Es wird am Tag vorher im Ermittlerteam neue Strategien besprochen worden sein, die vermutlich bewirkten, dass man in Lichtenberg erneut "hausieren" ging mit einem besonderen Fokus auf Kulac.
Die Begründung der Mutter, dass sie selber das Gefühl hatte, dass ihr Sohn etwas mit der Tat zu tun hat, ist aber schon interessant. Normalerweise wehren sich Angehörige mit Händen und Füßen ihren Verwandten als Täter anzusehen, egal was von Seiten der Ermittler kommt, denn man meint seinen Sohn am besten zu kennen.
Bei der Mutter von MS war es anders, sie sagte aus:
Die gaben mir das Gefühl: "Dein Sohn ist ein Mörder!"
Die Gründe dafür sind bei den neuen Erkenntnissen recht naheliegend, kaum jemand kennt einen Menschen besser als die eigene Mutter. Stimmungsveränderungen u.ä. fallen der Mutter sicherlich am ehesten auf. Zusätzlich muss man davon ausgehen, dass sie gerade an diesem Tag durch den Geburtstag wieder mehr mit dem Sohn zusammen war. Zumindest die Verbringung eines Kindes (wenn nicht gar mehr) dürfte eine starke Stimmungsänderung bei ihrem Sohn zur Folge gehabt haben, welche ganz und gar nicht zu der Feierlichkeiten passte. Und dann erfährt man später, dass der Sohn im Suff behauptet hat, das Opfer verbracht zu haben!
Vor dem Hintergrund der Stimmung des Sohnes ausgerechnet während der Geburtstagsfeier wird da einem sicher in Erinnerung kommen und das wird einem sicherlich das Gefühl geben, dass an der Sache doch was dran ist. Die Ermittler mögen allenfalls diese Zweifel gestärkt haben, die eigentliche Ursache für diesen Verdacht ist aber woanders zu suchen.
Ihre Aussage vor Gericht ist daher - vor dem neuen Hintergrund - anders zu bewerten, es dürften weniger die Ermittler gewesen sein, sondern eher ihre Eindrücke, die sie am Geburtstag ihres Sohnes erhalten hatte.
Ich glaube daher nicht, dass ihre Aussage des Grundes für die so späte Aussage stimmen, sie hatte sich diesbezüglich später vielleicht nur etwas vorgemacht, sie hatte vielleicht die eigenen Zweifel an ihren Sohn verdrängt und die Ursache dieser Zweifel lieber den Ermittlern zugeordnet. Das wäre sicherlich mal von einem Psychologen zu beleuchten, wie man in einem solchen Konflikt reagieren könnte. Es muss andere Gründe für dies späte Aussage geben, wenn sie wirklich zutreffend gewesen ist, wäre ein früheres Vorbringen wahrscheinlicher um ihren Sohn zu entlasten. Dahingehend sind falsche zeitliche Zuordnungen bei Zeugenaussagen nicht selten, gerade je später Aussagen erfolgen.
Kulac war auch von Anfang an im Fokus, Beobachtungen bzgl. Kulacs diese Tages zu melden lag von Anfang an auf der Hand, das wird von ihr auch nicht bestritten, Kulac soll nur nicht "so" im Fokus gewesen sein.
emz schrieb:Es gab schließlich schon ein Hausverbot, bevor überhaupt die Anwältin eingeschaltet wurde.
Weißt Du das so ganz genau? Dann bitte eine Quelle.
Wie gesagt, das Hausverbot erreicht genau den vermutlich beabsichtigten Zweck. Ich denke, dass war genau geplant, vielleicht schon vorher, denn es dürft schon seit langer Zeit in der Luft geschwebt haben, dass wieder mal die Ermittler Kulacs aufsuchen, es war nur eine Frage der Zeit, zumindest seit 2016.