@Tussinelda Mir ist nicht ganz klar, warum Dir das Alles neu sein sollte, Du bist doch lange genug dabei. Aber gut...
Das mit der Schuldunfähigkeit ist einfach. Natürlich wusste er sehr genau, dass er die Kinder nicht sexuell belästigen durfte. Der Missbrauch hatte eine jahrelange Historie und immer wieder wurde er entsprechend ermahnt. Seine Eltern machten sogar Stichproben in seiner Wohnung. Und die Kinder erzählten übereinstimmend von Einschüchterungen und Drohungen. Was Ulvi K. aber nicht überblicken konnte war die Tragweite seiner Handlungen. Ihm fehlte offenbar die Empathie, die Kinderreaktionen sicher zu deuten und die negativen Folgen seiner Übergriffe abzusehen. Und sein Unrechtsbewußtsein war nicht so weit ausgeprägt, dass er dauerhaft davon abgelassen hätte. Man ging von einer deutlich reduzierten Steuerungsfähigkeit aus, was nichts anderes heisst, als dass sein Trieb massgeblich für seine Handlungen war.
Bei Peggy hat er zudem eigenen Angaben zufolge bemerkt, dass sie geweint hätte nachdem er sie am 3.5.01 massiv sexuell missbrauchte. Dass das zu viel war hat er selbst gemerkt und wollte sich dafür entschuldigen. Das war SEINE Version, die er direkt nach Peggys Verschwinden erzählte, völlig ohne Druck und ohne dass die Polizei ihn ernsthaft als Täter ansah.
Warum man jetzt ihn noch argumentativ wegen des Missbrauchs reinwaschen muss ist für mich nicht nachvollziehbar.
Aus der zeitnahen Presse:
Frankenpost, 17. April 2004
Die geistige Behinderung, die der Angeklagte nach einer Hirnhautentzündung im Kindesalter zurückbehalten hat, ist nach Aussage eines weiteren Gutachters, des Münchner Psychiatrie-Professors Dr. Norbert Nedopil, aber kein Grund, Ulvi K. für schuldunfähig zu halten. Auch hier zitiert Heindl den Experten: „Der Angeklagte wusste, dass man nicht töten darf.“
Anders sei dies bei den Sexualstraftaten, die der Angeklagte dem Staatsanwalt zufolge von 1996 bis 2001 in einer einheitlichen Linie an mehreren Lichtenberger Kindern begangen hat. 15 Fälle mit neun betroffenen Kindern, darunter auch Peggy, wirft Heindl dem Angeklagten noch vor. Ulvi K. hat sie allesamt in der Hauptverhandlung gestanden.
Hier habe der geistig zurückgebliebene Gaststättenhelfer nur „ein vages Unrechtsbewusstsein“ gezeigt, seine Steuerungsfähigkeit sei mit Sicherheit erheblich vermindert gewesen. Gerügt wird von Heindl hier Ulvi K.s Familie: „Sie hat überhaupt nichts getan. Eine Therapiebereitschaft wurde nur vorgeschoben, um aufgebrachte Eltern zu beruhigen.“
Heindl fasst zusammen: Wegen der Sexualdelikte und seiner fortdauernden Gefährlichkeit muss der Angeklagte in einer psychiatrischen Klinik untergebracht werden. Und für den Mord an Peggy Knobloch „sieht das Gesetz nur eine Strafe vor – und die lautet: lebenslang.“
Und der rote Mercedes wird auch wieder exhumiert? Gut. Soweit ich weiß waren die beiden Jungs nicht alleine im Dorf unterwegs, es waren noch weitere Jungs dabei. Diese konnten den Mercedes nicht bestätigen. Der Mercedes wurde auch von keinem weiteren Zeugen in Lichtenberg bemerkt, obwohl er mehrfach im Ortskern gewesen sein muss, wenn die Geschichte der Jungs stimmt. Peggys Besuch in der Bäckerei wurde auch nicht anderweitig bestätigt und sie soll aus dem Mercedes wieder ausgestiegen sein. Dazu noch das Hin und Her der Aussagen - mal ehrlich: da bleibt doch gar nichts Anderes übrig, als anderen Dingen nachzugehen. Die Ermittler waren mit dieser Spur nicht weitergekommen.
Tussinelda schrieb:Natürlich müsste man dies genauer wissen, aber im Ermittlungsbericht steht ja offensichtlich auch nichts davon, dass diese Spuren sich als falsch herausgestellt haben, nicht weiter geführt haben etc. Den Zeugen wurde nicht geglaubt, das scheint ja alles zu sein
Vorsicht: BI-Falle! Die Polizei hat diesen Hinweis sehr ernst genommen und ermittelt, kam aber nicht weiter.
Beispiele:
Frankenpost, 14. Mai 2001
Immer wieder hat der Polizeisprecher betont, die kleine Peggy soll in das rote Auto mit tschechischem Kennzeichen erst ein- und dann wieder ausgestiegen sein. Doch am nächsten Tag muss er in einem Boulevard-Blatt lesen, Peggy sei erst aus- und dann wieder eingestiegen. So rum klingt's doch noch viel dramatischer, oder? Ein Rundfunksender lässt einfach die Hälfte weg: Peggy stieg in ein rotes Auto. Punkt. Dass sie kurz darauf auch wieder zurück gebracht worden sein soll, ist offenbar der Spannung der Geschichte abträglich.
Spiegel, 14. Mai 2001
http://www.spiegel.de/panorama/vermisste-peggy-polizei-geht-von-verbrechen-aus-a-133905.htmlMehr als 500 Hinweise
Inzwischen sind annähernd 500 Hinweise aus dem ganzen Bundesgebiet und der Tschechischen Republik eingegangen. Trotzdem gibt es bislang nicht die geringsten Erkenntnisse über das Schicksal des blonden Mädchens. Seit dem Wochenende werden an den Grenzübergängen Selb-Asch und Schirnding-Eger auch Flugblätter in tschechischer Sprache mit Peggys Bild verteilt.
Nach wie vor keine konkreten Erkenntnisse haben die Beamten über einen roten Mercedes mit vermutlich tschechischem Kennzeichen. In diesen Wagen soll die Schülerin am vergangenen Montag Zeugenberichten zur Folge ein-, aber auch wieder ausgestiegen sein. Das Augenmerk der Ermittler richtet sich auch auf die böhmische Stadt Eger, etwa 50 Kilometer südöstlich von Lichtenberg, sowie die dortige Kinderpornoszene. Ein Zusammenhang sei nicht auszuschließen, sagte Polizeisprecher Dieter Czerner, schränkte aber zugleich ein: "Bei dem wenigen, was wir bisher wissen, können wir auch so gut wie nichts ausschließen."
Frankenpost, 14. Mai 2001
Die Polizei hat mittlerweile die flächendeckenden Suchaktionen vorerst eingestellt. Dass sich Peggy noch in Lichtenberg oder der näheren Umgebung aufhält, halten die Ermittler für so gut wie ausgeschlossen. Jetzt wird auch im weiteren Umkreis punktuell nach dem Mädchen gesucht.
Keine neuen Hinweise gibt es auf das rote Auto - vermutlich ein zweitüriger Mercedes mit tschechischem Kennzeichen - in das Peggy am Montagnachmittag eingestiegen sein soll. Kurze Zeit später soll sie von dem Auto aber wieder in die Stadtmitte von Lichtenberg zurückgebracht worden sein.
Nach Angaben der DaimlerChrysler AG in Stuttgart auf Anfrage der Frankenpost gibt es momentan sechs Mercedes- Baureihen, die zweitürig und in rot ausgeliefert werden. Es handle sich zwar um vergleichsweise seltene Modelle, Coupès oder Cabrios, dennoch gibt es laut DaimlerChrysler in Deutschland "mehrere Tausend" solcher Wagen. Zahlen für Tschechien waren übers Wochenende nicht zu erhalten.
Inzwischen wird auch über die tschechischen Medien dazu aufgerufen, bei der Suche nach Peggy zu helfen. An den Grenzübergängen werden Handzettel mit dem Bild und der Beschreibung der Neunjährigen verteilt. Unter der Hinweis- Sondernummer 09281/704170 sind dem Hofer Polizeisprecher Klaus Bernhardt zufolge bereits die ersten Anrufe aus dem Nachbarland eingetroffen. In Zusammenarbeit mit den tschechischen Behörden würden diese Hinweise abgeklärt. Nicht bestätigt hat sich nach Bernhardts Worten, dass sich Peggy im Raum Eger/Franzensbad aufhalten könnte. Eine Anruferin hatte der Polizei am Samstag mitgeteilt, sie habe dort ein Mädchen gesehen, dass dem verschwundenen Kind ähnlich sehe. Bernhardt: "Dieser Hinweis wurde durch unsere tschechischen Kollegen abgeklärt. Das Ergebnis war negativ."