@Tussinelda Tussinelda schrieb:die Sexualität eines 10jährigen unterscheidet sich nun einmal von der eines Erwachsenen, rein körperlich gesehen, da stehen die körperliche und hormonelle Entwicklung im Widerspruch zu der geistigen
Soweit ich
@Mao1974 bislang verstanden habe sieht er das ganz genau wie ich und wie Du das treffend beschreibst. Ulvi war kein kleines Kind und auch nicht mit einem solchen gleichzusetzen. Er hatte mindestens eine längere Beziehung zu einer erwachsenen Frau gehabt und sexuelle Bedürfnisse, die nicht denen eines Zehnjährigen entsprechen.
Seine geistige Behinderung verstehe ich so, dass seine Art zu denken und Entscheidungen zu treffen geradliniger sind und dass er Schwierigkeiten hat, wenn es Zwischenstufen und Seitenschauplätze gibt.
Sprich: er versteht konkrete Ansagen und Dinge, die sofort einleuchten (z.B. dass man sich warm anzieht im Winter). Dazu gehört auch beispielsweise, dass es Menschen, die weinen, nicht gut geht. Und dass man Menschen nicht töten darf. Sowas ist einfach.
Sobald aber mehrere Aspekte ins Spiel kommen, die sich scheinbar widersprechen, hat er Schwierigkeiten, noch mehr, wenn sein eigener Trieb ihn ständig animiert. Im Falle der sexuellen Missbräuche ist es doch so, dass er mangels erwachsener Alternativen sich an Kinder hielt (und nicht etwa aus pädophilen Neigungen heraus). Er machte da keinen Unterschied und kann nicht verstehen, dass die Kinder damit überfordert sind und darunter leiden.
Ich möchte ein Beispiel bringen, das in der Berichterstattung zum Prozess erwähnt wird:
Frankenpost, 03. Februar 2004
nicht online verfügbar
"Schwachsinn ist "ein Handicap beim Lügen"
Wenig ausgeprägt sei dabei das Unrechtsbewusstsein. Auf die Frage, ob man mit einem zehnjährigen Mädchen ins Bett gehen dürfe, habe K. geantwortet, wenn das Kind einverstanden sei, gehe das in Ordnung, vorausgesetzt, "man tut ihr nicht weh und man passt auf, dass nix passiert".
Das war nach der ambulanten Therapie und nach 1,5 Jahren Psychiatrie. Genau weil er die Konsequenzen nicht überblicken konnte, wurde er für die Übergriffe auf Kinder für schuldunfähig erklärt.
Bei dem Part, bei dem es um den Mord geht, ist das Unrechtsbewusstsein vorhanden gewesen, weshalb er für den Mord voll schuldfähig erklärt wurden.
So zumindest meine laienhafte Analyse.
Dass Ulvi viel vielschichtiger denken, agieren und reagieren konnte, als man ihm heute in der Schilderung der BI oder in der Berichterstattung darstellen möchte, wird leider verschwiegen.
Alleine die Episode um den von Ulvi fälschlicherweise beschuldigten "Freund" zeigt doch, dass er Folgendes konnte:
(hatte ich gestern gepostet
Beitrag von jaska (Seite 1.531))
- gezielt beschuldigen (nachtragend sein)
- verstehen, dass das nicht in Ordnung war
- sich detailliert erinnern
- der Verhandlung folgen
- auf Emotionen Anderer reagieren
- Fehler einsehen
- sich entschuldigen
Hinzu kommen noch die Feststellungen der Gutachter, wonach Ulvi sehr wohl intelligent ist und vorausplanen kann und auch seine Eigenheiten/seine Sonderstellung zu seinem Vorteil ausnutzen konnte. Und Dinge wie z.B. das Belohnungssystem für die Kinder.
Für mich ist die Darstellung von Ulvi als ein Kind und als "dumm" nicht nur wie
@lawine sagt "menschenverachtend", sondern schlicht falsch. Wir reden ja nicht von Dummheit im Sinne von Wissen, denn das spielt keine Rolle hier. Es geht vielmehr um soziale Intelligenz, wie er reagiert, seine Motivationen für Dinge und sein normales Verhalten, wenn er Vorteile für sich sieht. Und all das beherrscht er.
Insofern hat für mich diese "Degradierung" durchaus Methode. Das sieht man auch daran, dass die Untersuchungen mit einem Testergebnis von einem IQ von 90 völlig untergehen. Hier gibt es keinerlei differenzierte Betrachtung mehr, es wird ausnahmslos von dem unteren Wert von 67 gesprochen.
Da es keinen Zusammenhang von IQ und der Wahrscheinlichkeit gibt, ob Jemand zum Mörder wird, ist diese Herunterstufung sicher nicht fair gegenüber Ulvi.
Wirkt halt besser.