Rosenmontag schrieb:Laut Petermann ergibt sich aus dem Spurenbild aber ein anderer Tatablauf.
Nicht wirklich. Es ergibt sich kein besserer Tatablauf. Man kann ihn sich andersherum konstruieren, das ist alles. Es wird dadurch nicht wahrscheinlicher.
Nach der alternativen Hergangshypothese von Petermann befand sich CB beim Angriff, der zuerst Blutspritzer verursachte, im Bereich des mittleren an der Wand hängenden Bildes unter dem Deckenträger:
Original anzeigen (1,8 MB)Hier sind die ersten Blutspritzer aufgetroffen:
Das ist eine Spurenlage, die völlig deckungsgleich ist mit den Annahmen des Gerichts. Dabei standen CB und der Angreifer aber dort nicht wie abgebildet, sondern - so meine mit dem Urteil übereinstimmende Meinung- genau anders herum. CB mit dem Rücken zur Tür und BT hinter ihr.
Die Tür ist eine Rechtstür, als Wohnungstür ist sie nach innen zu öffnen.
Den vom Gericht zugrundegelegten oder einen leicht modifizierten Ablauf halte ich für sehr plausibel:
CB hat die Tür kaum von innen geöffnet,
als sich BT sofort in die Wohnung drängt, die Tür mit der linken Hand und der linken Körperseite aufhaltend, die Waffe in der rechten Hand, um den ersten Schlag ungehindert an der Tür vorbei ausführen zu können. Er drängt CB zurück in die Wohnung, schlägt vielleicht hier bereits das erste Mal (noch ohne eine offene Wunde zu verursachen) zu, CB dreht sich um und versucht, ihrem Angreifer zu entkommen, schafft einen oder maximal zwei kurze Schritte, BT hält sie an den Armen fest, sein nächster Schlag findet in dem Bereich unter dem Deckenträger auf ein leicht gebücktes Opfer statt und verursacht die Blutspuren (hier pink dargestellt):
Original anzeigen (3,2 MB)All das findet definitiv im Bereich kurz hinter der Tür statt. Der Täter steht dabei zwischen CB und der Tür. Die schwer verletzte CB kann sich noch bis zum Flurende bewegen oder wird gestoßen, dort bricht sie unter den massiven weiteren, in Tötungsabsicht ausgeführten Schlägen neben dem Tisch am Fuß der Treppe zusammen:
Original anzeigen (2,2 MB)Die Spurenlage ist klar, hierzu gibt es keine neuen Beweise. Es war ein Überraschungsangriff, sie hat sich nicht gewehrt und hatte keine Chance.
Ungewissheit besteht lediglich für den Abschnitt vor den ersten Blutspritzern. Diese sind aber nach wie vor direkt hinter der Tür, es handelt sich immer noch um eine schnelle, kampflose Abfolge von Schlägen.
Der Täter
könnte nach der Blutspurenlage die Treppe hinter CB hinuntergegangen sein, ebenso wie er ihr an der Tür aufgelauert haben könnte. An dieser Stelle kommen die Handschuhe und die Waffe ins Spiel. Die Waffe müsste (für den aus einem Streit sich entwickelnden Angriff in der Wohnung) ein Zufallsgegenstand werden und die Handschuhe müssten ganz weg. Der sich mit CB in der Wohnung streitende, im Affekt handelnde Täter hat logischerweise nicht schnell noch Handschuhe übergerzogen, bevor er CB niederschlug.
Was also wird nun - ganz unvoreingenommen- zu den Handschuhspuren gesagt? Keine große Überraschung - es sind gar keine. Was zu der Zufallswaffe im Flur gesagt wird, wissen wir nicht.
Es wird vermutlich keine plausible Erklärung geben.
Fazit für mich: Der weitaus wahrscheinlichere Hergang ist immer noch der vom Gericht angenommene. Ein vor der Wohnungstür wartender Täter mit Waffe in der Hand, der in Tötungsabsicht auf Frau Böhringer losgeht, die sich umdreht, es aber nur schafft, sich noch zu ducken und ein paar Schritte bis zum Ende des Flurs zu machen und dort dann zusammenbricht.