SirMarvel schrieb:Meine Sichtweise: Die Tante wusste vom Abbruch des Studiums. Das Bence Toth die Studienlüge gegenüber seinen Freunden aufrechterhielt hat meiner Meinung nach intrinsische, persönliche Gründe bzw. Scham.
Ich muss es leider noch mal wiederholen: Da gibt es eine Aussage des Geschäftsführers R., die es unwahrscheinlich erscheinen lässt, dass Frau Böhringer vom Abbruch des Studiums wusste. Diese Aussage wurde vom Gericht als glaubwürdig eingestuft.
Streit mit der Tante
Das Urteil stellt einen Streit vom 09.05.2006 als existenziell und dramatisch dar. Die Tante war erbost von dem Neffen und erteilte ihm Hausverbot.
Frau Böhringer sagte, er solle verschwinden (Urteil S. 26)...wo steht das mit dem Hausverbot?
Meine Sichtweise: Das dieser Streit nicht annähernd so dramatisch war zeigt die Tatsache, das Bence Toth schon wieder zwei Tage später im Parkhaus erschien. Er sprach dabei u.a. mit dem Geschäftsführer R., fragte nach Aufgaben.
Mein Informationsstand ist, dass er sich von Herrn R. verabschiedete, da dieser in Urlaub ging. Alles andere ist imho unbewiesen.
Bence Toth behauptet dort auch seine Tante angetroffen zu haben die seiner Aussage nach den Streit selbst relativierte und ihn zu sich für den Muttertag einlud.
Der Bence hat viel behauptet, wenn der Tag lang ist. Auch was sein Studium betrifft, hat er allen sehr detailreich Märchen erzählt.
Treffen am Muttertag
Das Urteil geht davon aus das Bence Toth am Muttertag seine Tante nicht besuchte und sie ihm so auch keine 500€ schenkte.
Sie soll ihm doch 1.000 Euro geschenkt haben?
Meine Sichtweise: Die Tante war für Bence Toth wie eine Ersatzmutter. Er war jahrelang ihr Lieblingsneffe und angehender Erbe. Es ist anzunehmen das er seine Tante immer am Muttertag besuchte und das für ihn normal war. Im Wiederaufnahmeantrag sagte Bence Toth aus, er habe seine Tante vermutlich am frühen Nachmittag besucht. Und sein Handy war gegen 15 Uhr dort eingeloggt.
Wo kann ich das nachlesen?
Ich halte das für glaubhaft. Das die Tante in den Telefonaten vorher nichts von einem Besuch des Neffen berichtete ist auch klar, da dieser ja noch garnicht erschienen war und Frau Böhringer auch nicht sicher sein konnte das er käme.
Für mich passt das hinten und vorne nicht. Frau Böhringer beklagte sich noch bei einer Freundin am Telefon, dass sie am Muttertag wieder alleine ist. Und das, was du schreibst, widerspricht sich auch: Einerseits soll der Bence seine Tante jedes Jahr an Muttertag besucht haben, andererseits hat sie niemandem erzählt, dass sie ihn eingeladen hat, weil sie ja nicht sicher sein konnte, dass er kommt?
Und, nicht zu vergessen: Er hat es auch niemandem erzählt. Und das nach einem vorausgegangenen Streit, nach dem die Tante ihn rausschmiss und er mehrere Tage nicht zur Arbeit erschien. Sorry, aber wie lebensfremd ist das bitte?
Fehlendes Alibi
Das Gericht geht davon aus das Bence Toth nicht seine Erkältung auskurierte, sondern er quer durch München radelte, vor dem Parkhaus das Fahrrad abstellte, hoch lief, seiner Tante auflauerte, sie erschlug, hoch ins Büro ging, alles durchsuchte, das Testament las und dann wieder zurückradelte.
Meine Sichtweise: Ich halte das nicht für denkbar, da es ein viel zu riskantes Unterfangen gewesen wäre. Alleine schon beim Holen des Fahrrads und beim Aufsteigen zu Zeiten des Berufsverkehrs hätte er gesehen werden können. Er wurde aber nirgendwo und zu keiner Zeit irgendwo gesehen; weder von den Wohnungsnachbarn, noch von Straßenteilnehmern, noch von Videokameras auf dem Weg noch irgendwo im Parkhaus. Nicht vorstellbar für mich. Ich vermute das der Täter schon vor Ort war; entweder im Parkhaus arbeitete oder er auf dem Parkdeck parkte.
Wenn es nicht denkbar wäre, hätte kein Gericht ihn verurteilt bzw. wäre das ein Revisionsgrund gewesen.
Durchsuchung des Büros
Nach dem Mord an Frau Böhringer ging der Täter angeblich nach oben, durchwühlte einen kleinen Tisch im Flur und durchsuchte das angrenzende Büro. Dabei zog er verschiedene Schubladen heraus und holte Dokumente aus Plastikhüllen heraus. Dies alles ohne dabei Blutspuren zu hinterlassen, obwohl er unten ein Schlachtfeld angerichtet hatte.
Meine Sichtweise: Ich halte es nicht für möglich dieses zu tun ohne irgendwo Blutanhaftungen zu hinterlassen. Ich gehe daher davon aus das die Tat ganz anders ablief. Entweder startete das Ganze im Büro - oder weitere Personen waren beteiligt.
s.o.
DNA am Testament
Der Umschlag vom Testament lag in einem Briefsammelbehältnis auf dem Schreibtisch. Der Umschlag war im Laufe der Zeit offenbar mehrmals geöffnet und auf dem Umschlag stand gleich zweimal der Name des Neffen "Benedikt Toth" - "Bence Toth". Im Urteil wird davon ausgegangen das Bence Toth diesen Umschlag während der Tat an sich nahm, öffnete, las und wieder verschloss.
Meine Sichtweise: Dieser Bereich des Büros wurde überhaupt nicht durchsucht. Der Umschlag mit dem Testament wurde während der Tat nicht geöffnet und das Testament auch am Tattag nicht gelesen. Die DNA Spuren von Bence Toth konnten nicht zeitbestimmt werden. Meines Erachtens stammen von einem vormaligen Lesen des Testaments, Monate oder Jahre zuvor - vielleicht sogar im Beisein der Tante, die ihn ja als Erben haben wollte. Nur so kann ich mir die Gesamtsituation und den Namen auf dem Umschlag erklären. Ich vermute das der Täter gerade beim Durchsuchen des Büros war, als um 19:10 das Telefon (Mate Toth rief an) klingelte. In der Wohnung gab es gleich 2 Telefone die bimmelten und der Täter nahm evtl. das er einen Alarm ausgelöst hatte. Daher brach er ab und verschwand.
Und ganz zufällig lag auch noch eine Klarsichthülle auf dem Boden, an der die DNA vom Bence haftete.
Entnahme der Zeitungen
Die Zeitungen wurden am Tag nach der Tat gegen 8:30 Uhr an Frau Böhringers Wohnungstür entnommen, während Bence Toth erst um 9:00 Uhr im Tankstellenshop mit dem Fahrrad vorfuhr. Man fand zwar 3 Zeitungen bei ihm zu Hause, konnte aber letzten Endes nicht nachweisen, das dieses die gleichen Zeitungen waren die man Frau Böhringer an die Tür gehängt hatte, denn man fand keine daktyloskopischen Spuren der Tankstellenmitarbeiter und eine Zeitung hatte eine andere Stadtteilausgabe. Auch die Tüte fand man nicht.
Wenn ich mich recht entsinne, fand man
gar keine daktyloskopischen Spuren auf den Zeitungen?
Und dass man die Tüte nicht fand, wundert mich überhaupt nicht. Bence dachte vermutlich, dass er die Zeitungen leicht erklären könnte...wenn er die Tüte auch noch gehabt hätte, wäre er in arge Erklärungsnot gekommen.
Meine Sichtweise: Jemand der vor Ort war, oder ein Dauerparker vom Parkdeck, entnahm die Zeitungen. Das angenommene Vorgehen von Bence Toth, geheimes Hochschleichen, geheimes Entnehmen und Verstecken, etc. halte ich für extrem riskant und es ist daher für mich nicht nachvollziehbar.
Für dich ist ja so einiges nicht nachvollziehbar.
Und wieder einer dieser gehäuften ominösen Zufälle: Die Zeitungen kamen noch nie (Zeugenaussagen Kassierer) bzw. extrem selten (Zeugenaussage Mate Toth) abhanden...und sollen dann ausgerechnet am Tag nach der Tat entwendet worden sein?
Reinigung des Fahrrads
Dem Fahrrad und dessen Reinigung wird in der Tat eine wesentliche Rolle beigemessen. Bence Toth soll mit dem Fahrrad ins Parkhaus gefahren sein und es am Tag der Tat gewaschen haben um es von Blutspuren und DNA zu reinigen.
Meine Sichtweise: Es liegen Aussagen seiner Freunde vor, das er das besagte Fahrrad zurückgeben musste. Ich bin der Meinung das das Fahrrad mit der Tat überhaupt nichts zu tun hat. Er brachte das Fahrrad anschließend auch noch in die Reparatur.
Nicht am Tag der Tat, sondern am Tag nach der Tat.
In diesem Zusammenhang fände ich es interessant, wann genau er von seinem Freund aufgefordert wurde, das Fahrrad zurückzugeben. Lag die Aufforderung bereits länger zurück, finde ich es schon auffällig, dass er das Rad ausgerechnet am Tag nach der Tat reinigte und reparieren ließ.
500er in der Brieftasche
Man fand 500€ Scheine in seinem Besitz und nahm an, das er diese dem Opfer gestohlen hat. Er gab an das er schon zwei 500€ Scheine besaß und er 2 weitere 500er von seiner Tante bekam um sich ein Rennrad zu kaufen; denn seine Tante hielt ihn nachweislich für zu "fett".
Nachweislich? Das ist eine Behauptung Bences.
Einen Teil des Geldes, das man im Rahmen der Inhaftierung in seiner Brieftasche fand, hat er ja angeblich bei Sportwetten gewonnen...leider ließ sich das trotz umfangreicher Ermittlungen nicht verifizieren.
Meine Sichtweise: Ich glaube das diese 500er alle von der Tante stammen, aber in einer unverfänglichen Situation von ihr geschenkt wurden. Nur so sind für mich die hohen Geldabhebungen von Frau Böhringer zu erklären. Diese hatte nach dem Streit eventuell ein schlechtes Gewissen und einen Grund sich bei ihrem Neffen zu entschuldigen; zumal er sich ja auch ein Fahrrad kaufen wollte. Außerdem ist für mich naheliegend, das es regelmäßige Geldzuwendungen gab, damit B. Toth sein Auto bezahlen konnte. Teile dieser Zuwendungen nahm er vermutlich, um sein Anlagekonto (das ominöse Konto mit den 16.000€) zu befüllen. Die 500er in seinem Besitz haben für mich mit dem Mord überhaupt nichts zu tun.
Wo kann ich nachlesen, dass Bence ein Konto mit einem Guthaben von 16.000 Euro hatte?
Lügen und Widersprüche von Bence Toth
Ich denke das Bence Toth die nachweisliche Lüge über das Studium in eine sehr unangenehme Situation gebracht hat; sowohl bei den Ermittlern, dem Gericht... und auch hier im Forum. Ich bin der Meinung das man dabei allumfassend weit über das Ziel hinaus geschossen hat. Leider passiert hier im Forum meines Erachtens etwas ganz ähnliches. Verkürzte Aussagen und geraffte Pressezitate verfestigen ein Bild, das der Wirklichkeit meines Erachtens überhaupt nicht nachkommt. Gegen dieses Bild anzukämpfen ist sehr aufwändig und anstrengend.
An Pressemitteilungen orientiere ich mich grundsätzlich nicht, weil da oft viel Mist drinsteht.
Und mir geht es auch nicht primär um die Lüge über das Studium.
Er hat sich bei den Vernehmungen in Widersprüche verstrickt, vieles erst auf Nachfrage zugegeben...das ist für mich der springende Punkt.
Und das Motiv (Habgier) sehe ich ganz klar gegeben...
Ich vermute das sich jemand die Situation im Parkhaus (Erberklärungen, Streitigkeiten, etc) zu Nutze machte, mit Frau Böhringer noch eine Rechnung offen hatte und Herr Toth das Opferlamm war. Die Im Büro ausgebreiteten Klarsichthüllen und Dokumente deuten für mich darauf hin, das die Kripo annehmen sollte, das ein wichtiges Dokument gesucht wurde. Das es sich dabei um das Testament handeln könnte, wurde den Kripobeamten ja schnell klar. Es wäre unlogisch gewesen, wenn Benedikt Toth so auf sich selbst aufmerksam gemacht hätte.
Bence, das Opferlamm...das wird ja immer besser hier.
a) Musste der Täter Kenntnis darüber haben, dass Bence für den Tatzeitraum kein Alibi hat...und das wäre in dem Fall, dass er mit zu diesem Geburtstag gegangen wäre, schon in die Hose gegangen.
b) Muss der Täter gewusst haben, dass Bence sowohl das Testament schon in der Hand hatte, als auch die Klarsichthülle, die auf den Boden gefallen ist und Bences DNA trug.
Zu solchen Theorien fällt einem echt gar nix mehr ein.
:(