Es sei an dieser Stelle noch einmal daran erinnert, dass "Indiz" im rechtlichen Sinne etwas anderes ist als im alltäglichen. Alltagssprachlich ist ein Indiz ein Hinweis, der etwas anderes in hohem Maße wahrscheinlich macht. Etwa: "Na, ich habe den Egon gegen 15 Uhr im Umkleideraum gesehen. Wird er ja wohl derjenige gewesen sein, der dort das Geld gemopst hat!" Rechtlich ist ein Indzienbeweis ein Beweis, der sich aus anderen, bewiesenen Tatsachenbehauptungen zwingend ergibt. Also: "Zeugenaussage A: Geld war um 14 uhr noch da. Zeugenaussage B: Geld war um 16 Uhr weg. Zeugenaussage C: ich habe das Kassenhäuschen bewacht, der Egon war der einzige, der in diesem zwei Stunden in die Umkleidekabine gegangen ist!" Man könnte auch "indirekter Beweis" sagen, muss dann aber aufpassen, da dieser Begriff mit dem "indirekten Beweis" der formalen Logik kollidiert - dort ist der indirekte Beweis etwas anderes, nämlich die Regel, dass man aus p impliziert q und negat q zu negat p übergehen darf...
Ich sehe weiterhin keine Analogie zwischen den bekannten Indizienprozessen, etwa Fall Weimar, wio Richter Gehrke ein in meinen Augen überzeugendes Urteil gesprochen hat, und diesem hier, wo sogar die Indizien als solche herbeikonstruiert wurden ("schlechter Spurengeber" zB).
@Interestednein, es wurde auch andere DNA gefunden. Das weißt du auch. Ua die vom Hermann-Mord. Die halte ich, wie schon vielfach gesagt, zunächst einmal für nicht entlastend, und ich halte es für einen Fehler der Verteidigung, sich darauf zu sehr fokussiert zu haben (das macht ja auch die Doku "Ein Freund vor Gericht" noch mal deutlich). Sie entlastet allerdings
indirekt, indem sie nämlich zeigt, dass die DNA-Gläubigkeit bei Ermittlungen überhaupt zu hinterfragen ist. Insbesondere bei Mischspuren.
Es sind übrigens auch Fußspuren gefunden worden, bis jetzt ohne Zuordnung (eindeutig NICHT BT). Auch wieder entlastend.