Berlinoise schrieb:Ich lese hier schon seit Jahren sporadisch mit und gerade der Fall Böhringer hat mich immer beschäftigt.
In Diskussionen über den Fall habe ich manchmal den Verdacht, daß zwei Fragen vermischt werden:
War er es? und
Wurde er zu Recht verurteilt?
Ich bin durchaus nicht von seiner Unschuld überzeugt, fand das Urteil aber dennoch immer sehr fragwürdig.
Was haben wir letztendlich?
Motiv: Erbe und Streit.
Danach hat jeder mit wohlhabenden bzw "schwierigen" Angehörigen ein Mordmotiv.
DNA- und sonstige Spuren in der Wohnung und an diversen Gegenständen des Opfers.
Normal, wenn man sich nahezu täglich sieht.
Auch beim Auffinden der Leiche ist es normal, daß Bence weitere Spuren hinterlassen hat.
Kein Alibi.
Ein Alibi ist ent-, aber KEIN Alibi nicht belastend, denn wer hat schon ständig einen geeigneten Zeugen neben sich?
Ich als nicht berufstätiger Single könnte fast nie ein Alibi erbringen.
Geld des Opfers bei Bence:
Logisch durch das Beschäftigungsverhältnis und gelegentliche Zuwendungen.
Minimale Blutspuren des Opfers daran:
Dazu muss sie nur mal einen winzigen Kratzer oder eingerissenen Nagel gehabt haben.
Die Frage der Händigkeit.
Jemanden zu erschlagen, erfordert einiges an Kraft, da wird jeder die "Gebrauchshand" benutzen.
Das einzige für mich überhaupt ernstzunehmende Indiz sind die Zeitungen mit der Stadtteilbeilage.
Und daraufhin eine Verurteilung wegen Mordes mit besonderer Schwere der Schuld?
Wohlgemerkt, ich halte ihn nicht für definitiv unschuldig, aber meiner Meinung nach hätte das Urteil "Im Zweifel für den Angeklagten" lauten müssen.
Stattdessen hat man sich an der Studienlüge aufgehangen und um diese herum ein für sich genommen eigentlich zu dünnes Indiziennetz gewebt.
Wenn er es wirklich war, hätte er auch ein unglaubliches Glück gehabt, bei Tageslicht in der Gegend, in der er sehr bekannt war, von absolut niemandem gesehen worden zu sein.
Für Umwege war das Zeitfenster ja zu klein.
Außerdem wäre er dümmer gewesen, als ich vermute, einerseits Tatwaffe und sonstige Beweise schnell und spurlos verschwinden zu lassen, aber Geld, das man einer blutigen Leiche entwendet hat, mit zur polizeilichen Vernehmung zu nehmen.
Mein persönliches Fazit daher:
Vielleicht war er es.
Aber eine Verurteilung hätte bei dem Sachverhalt nicht erfolgen dürfen.
Und ja, ich habe seinerzeit das komplette Urteil gelesen.
Motiv: Haben wir schon mehr: Erbe, Geschäftsleitung der Parkgarage, Auffliegen der Ausbildungslüge und sonstiger Lügen: beispielsweise wie er arbeite im Referendariat, er arbeite noch bei einer Beratungsfirma, nach dem 2. Staatsexamen habe er einen guten Job in der Finanzbranche und auch schon einen Doktorvater gefunden etc., ev. auch Job in der Parkgarage ganz weg. Wir haben also nicht nur materielle Motive, sondern auch sozialer Status, Ansehen, Selbstwert, Anerkennung durch das Umfeld etc. wo auf dem Spiel standen. Und dann noch jahrelange Demütigung durch die Tante, die das Fass ev. zum Überlaufen gebracht hat.
Kein Alibi haben heisst immerhin: Überhaupt Gelegenheit haben, die Tat auszuüben.
Geld beim Opfer: Mit 1030 Euro und ca. 860 Euro Fixkosten, wo Essen, Kleidung, Haushalt, Studium, Freizeit etc. noch nicht drin ist, ist nix zu sparen insbesondere in München nicht.
Welche Hand ich nehme, hängt sicherlich von der Händigkeit ab, aber auch von den räumlichen Verhältnissen und ev. nehme ich mal beide Hände und wenn Tante bereits im Jenseits ist, dann die letzten 4-5 Schläge noch mit der anderen Hand.
Es kommen ja nicht nur die Zeitungen dazu: sondern ein vielfaches Lügengebäude auch in den Zeugeneinvernahmen und sonstige Äusserungen, die Augsburgfahrt (also Nachtatverhalten), legere Kleidung am Auffindungstag etc.
Mein Fazit: Du hast das Ganze sehr oberflächlich gelesen.