Lento schrieb:Leider bleibt es beim spekulieren, denn die Gründe, warum L ein ungutes Gefühl hatte, bleiben ungeklärt. Und man sieht aus der Zeit, es war 17:45, also schon sehr spät, allein die Länge der Befragung kann dann so ein Gefühl bewirkt haben. Und als Freund sieht man das alles dann noch etwas kritischer, man ist da schon etwas stärker emotional betroffen als in den Fällen, die man sio normalerweise bearbeitet.
Wobei ich nach der Lektüre des Abschnitts aus der Urteilsbegründung, den
@emz dankenswerterweise rausgesucht hat, die Situation und das Handeln des Freundes schon nachvollziehen kann und daraus eben auch nicht ableiten würde, dass er in dem Moment BT für schuldig oder auch nur verdächtig hielt und sich deshalb um den Anwalt bemüht hat.
Irgendwie hat sich die Lage aus seiner Sicht ja ziemlich dramatisch zugespitzt. Er sass ja wohl irgendwo, hat wohl immer mal wieder Wasserstandsmeldungen von verschiedenen Personen bekommen, z.B. von der Verlobten, vom Anwalt W., den BT wieder weggeschickt hatte, diesem aber gesagt hatte, "
er habe das Gefühl, man glaube ihm nicht und verdächtige ihn" und sogar von BT selbst, mit dem er mehrfach telefoniert hat und der ihm ja offenbar auch nicht gerade zuversichtlich stimmende Rückmeldungen gegeben hatte.
Dann wurden ihm von BT Vorwürfe gemacht, er habe den Anwalt geschickt, das würde ihn jetzt verdächtig machen (lächerlich, natürlich ist wieder jemand anderes Schuld, wenn er verdächtigt wird....!), gleichzeitig wurde er um Rat gefragt. Er hat dann Telefonzentrale gespielt, mit Anwalt W. telefoniert und dessen Ratschläge wieder an BT weitergegeben, der diese Ratschläge aber nicht befolgt hat.
Hinzu komm, dass der als Anwalt L. bezeichnete Freund eben zu dem Zeitpunkt sicher noch nicht lange Anwalt war, also wenig Berufserfahrung hatte und vielleicht auch gar keine Erfahrungen im Bereich Strafrecht. Egal welche Berufsausbildung man absolviert hat, als Berufsanfänger wäre sicher jeder überfordert gewesen, wenn er telefonisch von einem sehr guten Freund kontaktiert worden wäre, der sich gerade im "Worst-Case-Szenario" seiner Berufsgruppe befinden und um einen "schnellen Rat" was er jetzt tun soll - v.a. allem ohne den genauen Sachverhalt und vor Ort zu sein.
Was würde ein Arzt im Praktikum antworten, wenn ein guter Freund ihn anrufen und berichten würde, er habe sich gerade mit der Motorsäge das Bein am Oberschenkel angeschnitten, er bräuchte dringend einen Tip, was er jetzt machen soll?
Besonders krass aber finde ich an dem von
@emz zitieren Ausschnitt aus dem Urteil aber mal wieder die Tatsache, wie schnell BT mit Schuldzuweisungen an andere ist (der Freund habe ihn verdächtig gemacht, indem er ihm einen Anwalt vorbei geschickt habe), wie sehr er von seinen eigenen Fähigkeiten überzeugt ist (selbst nachdem er sich einen ganzen Nachmittag in Widersprüche verhaspelt hat, will er die Vernehmung immer noch fortsetzen und meint, keinen Anwalt zu brauchen; die Ratschläge der beiden Anwälte schlägt er alle in den Wind) und wie dummdreist er dann lügt, um seinen Kopf wieder aus der Schlinge zu ziehen, die er zuvor selber durch dummes Verhalten geknüpft hat (die Ermittler seihen ihm gegenüber aggressiv aufgetreten, hätten bedrohliche Körperhaltungen eingenommen, hätten ihm den Kontakt zu einem Anwalt verweigert...).
Aber genauso beeindruckend ist, wie sorgfältig und ernst das Gericht die von BT erhobenen Vorwürfe geprüft und mit anderen Aussagen abgeglichen hat und ihn so, wie an vielen anderen Stellen auch, der Lügerei überführt hat.
Wer da noch behauptet, es sei einseitig ermittelt worden, und vor allem, das Gericht habe voreingenommen geurteilt, der hat echt Tomaten auf den Augen!