Mordfall Charlotte Böhringer
28.04.2023 um 08:39Lento schrieb:Soviel würde ich da nicht reininterpretieren. Vermutlich war der Freund vom Fach und möglicherweise sieht man das dann mit diesem Wissen doch alles mit etwas anderen Augen.Gerade dann, wenn der Freund vom Fach war, fände ich es erstaunlich. Denn der bekannte Rat eines jeden Anwalts, bei der Polizei erstmal nichts zu sagen (jedenfalls bevor der Anwalt vor Ort ist) bzw. dort nicht ohne Anwalt aufzutauchen, richtet sich ja an Schuldige, die man davor schützen will, sich zu verplappern.
Unschuldige brauchen bei der Polizei normalerweise keinen Anwalt. Wenn ich mir vorstelle, jemand aus meiner Familie würde getötet und die Polizei würde mich dazu als Zeugen befragen wollen: Wie sähe das aus, wenn ich nur mit Anwalt bereit wäre, dazu Angaben zu machen?
Genauso hat offenbar auch hier der später Verurteilte gedacht und den Anwalt weggeschickt.
Ich will da auch nicht zu viel reininterpretieren, ich fand es nur erstaunlich, dass schon so kurz nach der Tat jemand aus seinem Bekanntenkreis versucht hat, BT (obwohl er auch aus damaliger Sicht möglicherweise schuldig war) mit juristischen Beistand so gut es geht zu schützen. Es ging offenbar mehr darum als um die Wahrheit. Genau diesen Eindruck haben ja viele Beobachter auch in den nachfolgenden Jahren mit Blick auf den Unterstützerkreis gehabt. Denn wie gesagt, einen Anwalt hinzuschicken, weil einem die Befragung recht lange erscheint, macht letztlich nur Sinn, wenn man es für möglich hält, dass die Polizei auf der richtigen Fährte ist und einige Fragen unangenehm werden könnten.
Mir geht gerade noch etwas anderes durch den Kopf: Geht man davon aus, dass es wirklich einen anderen unbekannten Täter gab, hätte der ja das unglaubliche Glück gehabt, dass ausgerechnet am Tag nach dem Mord der Neffe der Toten, der noch dazu kein Alibi für die Tatzeit, dafür aber ein Motiv hatte (das sich exakt zu der Zeit zugespitzt hatte) und die Gewohnheiten des Opfers kannte, unter anderem
- ungewöhnlich gekleidet und ohne Schlüssel zur Arbeit erschien, wo noch dazu keiner wusste, dass er überhaupt kommen sollte
- große Teile des Arbeitstages weg war, obwohl er arbeiten sollte
- sein Fahrrad mit einem Dampfstrahler reinigt
- eine Fahrt nach Augsburg macht, wo er aber umkehrt, bevor er seinen Freund überhaupt besucht hat
- mehrere 500 €-Scheine, teils mit DNA des Opfers, in seinem Portmonee versteckt hat und die zunächst verschweigt
- Zeitungen des Opfers von deren Wohnungstür mit zu sich nach Hause nahm
Wie absurd ist es bitte, dass das so ausgerechnet am Tag nach dem Mord an der Tante so stattfindet? Das ist doch hanebüchener Schwachsinn
Oder war das etwa ein ganz normaler Tag im Leben des Verdächtigen und sowas kam öfter so?