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Mordfall Charlotte Böhringer

28.687 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, München, 2006 ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Charlotte Böhringer

Mordfall Charlotte Böhringer

26.11.2022 um 21:49
Zitat von KölnerKölner schrieb:naja, vermutlich nicht ganz so schlecht denn in München gibts schon ewig nen NC auf Jura
Ich habe mal versucht, den NC für das WS 1996/1997 an der LMU für Jura zu finden. Stattdessen bin ich auf folgendes gestoßen:
https://idw-online.de/de/news?print=1&id=63044

Für mich liest sich das so, dass es vor dem WS 2003/2004 keinen NC gab, zumindest nicht standardmäßig.

Im Urteil wird übrigens einmal geschrieben, dass BT am Gymnasium überdurchschnittliche Leistungen erzielt habe. Zum Abitur wird jedoch lediglich folgendes geschrieben:
Im Jahr 1996 schloss der Angeklagte seine schulische Ausbildung mit dem Bestehen des Abiturs ab.
Quelle: Landgericht München I

Daraus kann man also leider nicht wirklich was ableiten. Wenn man sich aber nochmal die Note der Zwischenprüfung seines Theaterwissenschaftsstudiums vor Augen hält, kann man sich denken, ob die Abiturnote eher näher an 1,0 oder 4,0 war...


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26.11.2022 um 21:50
Zitat von veicorveicor schrieb:Aber, nach allem, was wir wissen, ...
Und da würde ich sagen, wissen wir gar nichts. Weder wissen wir, wer BT besucht, noch wissen wir, wer ihm schreibt. Doch, sowas bleibt im Verborgenen, oder meinst du, Justizbeamte würden sowas an die Bild verkaufen?


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26.11.2022 um 23:05
Zitat von ShemimaShemima schrieb:Ich weiss selbst gar nicht, ob ich ihn für schuldig oder unschuldig halten soll, aber für ein Geständnis ist es viel zu spät, dass hätte spätestens beim Prozess kommen müssen. Er hätte dann keine moralische Unterstützung mehr. Seine Familie würde wahrscheinlich trotzdem zu ihm halten und ihn versorgen, aber es wäre dauerhaft ein großer Riss in der Beziehung.
Also lieber weiter lügen?

Der Riss in der Beziehung hätte spätestens mit dem Mord kommen müssen. Aber manche wollen die Wahrheit gar nicht wissen. Weil sie zu schrecklich ist.


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27.11.2022 um 00:07
Zitat von Cpt.GermanicaCpt.Germanica schrieb:Aber manche wollen die Wahrheit gar nicht wissen. Weil sie zu schrecklich ist.
Das kann ich sogar nachvollziehen, wahrscheinlich ist es noch leichter zu ertragen, dass der Sohn unschuldig inhaftiert ist, anstatt ein Mörder zu sein.


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27.11.2022 um 01:01
Zitat von kegelschnittkegelschnitt schrieb:Für mich liest sich das so, dass es vor dem WS 2003/2004 keinen NC gab, zumindest nicht standardmäßig.
Ich verstehe das so, dass bis 2002 der NC bei Jura zentral über die Vergabestelle geregelt war und 2003 in München ein örtlicher NC eingeführt wurde, nachdem sich mehr Bewerber beworben hatten als es Plätze gab. Also gab es schon einen NC, aber eben keinen von der Uni festgelegten.
Denn im vergangenen Jahr war der bundesweite NC durch die Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen in Dortmund (ZVS) aufgehoben worden. Daraufhin haben zahlreiche juristische Fakultäten in anderen Bundesländern ihre Zahl der Studienplätze beschränkt.
Zitat von kegelschnittkegelschnitt schrieb:Wenn man sich aber nochmal die Note der Zwischenprüfung seines Theaterwissenschaftsstudiums vor Augen hält, kann man sich denken, ob die Abiturnote eher näher an 1,0 oder 4,0 war...
Das heißt nichts... es gibt Leute mit 3,X-Abitur, die im Studium sehr gut abschneiden und andersrum genauso. Im Grunde ist der Abischnitt ja auch für die Frage, ob er seine Tante ermordet hat, eigentlich egal, oder?
Zitat von Cpt.GermanicaCpt.Germanica schrieb:Aber manche wollen die Wahrheit gar nicht wissen. Weil sie zu schrecklich ist.
Und weil man schon zu viel Zeit, Mühe und Geld investiert hat und das alles umsonst gewesen wäre, wenn sich herausstellt, dass er wirklich schuldig war. Natürlich will man das lieber gar nicht in Erwägung ziehen.


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07.12.2022 um 12:26
Ich habe mal eine Frage an die Rechtsexperten hier:
Diese immer neuen Anträge von Mörder Benedikt Toth machen ja Arbeit und verursachen Kosten. Werden ihm diese in Rechnung gestellt, auch wenn die Verfahren ja ohne Prozess, praktisch am Schreibtisch entschieden werden? Ich nehme an, dass das so ist.
Aber wäre es nicht für solche extremen Fälle sinnvoll, irgendwo Grenzen zu setzen? Die Justiz hat ja nun auch anderes zu tun, als sich mit dem immer neuen Schnapsideen eines besonders dreisten Mörders zu befassen.
Außerdem gäbe es da noch die Frage der Gleichbehandlung. Nicht jeder Mörder hat eine millionenschwere Tante erschlagen.


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Mordfall Charlotte Böhringer

07.12.2022 um 15:26
@veicor:

Ich glaube nicht, dass ihm (BT) zulässige Rechtsmittel in Rechnung gestellt werden. Das widerspräche meinem Verständnis von Rechtsstaat.

Oder habe ich Dich @veicor vielleicht falsch verstanden?


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Mordfall Charlotte Böhringer

07.12.2022 um 21:09
In Deutschland sind Rechtsbehelfe kostenlos und die Beantragung der Wiederaufnahme des Verfahrens stellt einen Rechtsbehelf dar.


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12.12.2022 um 01:12
Zitat von veicorveicor schrieb am 07.12.2022:Aber wäre es nicht für solche extremen Fälle sinnvoll, irgendwo Grenzen zu setzen
Ich verstehe, was du meinst, aber wo fängt man an und wo hört man auf, ineinem Rechtsstaat ist das nicht möglich.

Es gibt ja sonst auch genügend Leute, deren einziger Lebensinhalt es ist, Gerichte zu beschäftigen und ihren Mitmenschen das Leben zur Hölle zu machen.


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Mordfall Charlotte Böhringer

14.12.2022 um 19:22
Wie aufwändig das für ein Gericht ist, einen solchen Wiederaufnahmeantrag abzulehnen, vermag ich nicht einzuschätzen. Aber so langsam haben die Gerichte in diesem Fall auch schon Übung :D

Die Kosten für die Anwaltskanzlei Witting, die übernimmt aber doch nicht der Staat, es sei denn, man käme damit durch, wovon wohl auch diesmal nicht auszugehen ist. Oder?


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14.12.2022 um 21:32
Wiederaufnahmeverfahren bedeutet ja, dass die Korrektur eines Justizirrtums stattfinden soll. Meiner Meinung nach liegt hier kein Justizirrtum vor. Aber wie gesagt, das ist meine Meinung. Okay, die der Justiz eben auch :) Und darum gehe ich stark davon aus, dass im Probationsverfahren die Wiederaufnahme ohne vorherige mündliche Verhandlung fallen gelassen wird.

Die Anwaltskosten trägt keinesfalls die Staatskasse.


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14.12.2022 um 22:48
Zitat von MissGeschickMissGeschick schrieb:Wiederaufnahmeverfahren bedeutet ja, dass die Korrektur eines Justizirrtums stattfinden soll. Meiner Meinung nach liegt hier kein Justizirrtum vor.
Ein Urteil wird in einem Revisionsverfahren auf Rechtsfehler geprüft. Das kann nur innerhalb einer kurzen Frist nach dem Urteil beantragt werden.

Hier geht es um ein Wiederaufnahmeverfahren. Damit dieses durchgeführt wird, müssen neue Beweise vorgebracht werden, die dem Gericht zum Zeitpunkt des ursprünglichen Verfahrens nicht bekannt waren. Eine einfach Neubeurteilung von damals schon bekannten und vorgelegten Beweisen reicht nicht aus.


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15.12.2022 um 17:13
@cododerdritte
Und ich habe etwas gegenteiliges gesagt, oder?
Okay: Es soll die Korrektur eines Justizirrtums stattfinden, indem man ein rechtskräftiges Strafurteil neu aufrollt.

Es ist ja nur logisch, dass neue Beweise geliefert werden müssenn, die dem Gericht bis dato nicht bekannt waren. Des weiteren gilt bei der Wiederaufnahme die 'erweiterte Darlegungslast', da müssen sich BT und sein Expertenteam aber was einfallen lassen.


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Mordfall Charlotte Böhringer

17.12.2022 um 13:02
Zitat von emzemz schrieb:Die Kosten für die Anwaltskanzlei Witting, die übernimmt aber doch nicht der Staat, es sei denn, man käme damit durch, wovon wohl auch diesmal nicht auszugehen ist. Oder?
Die Kosten für einen Verteidiger übernimmt der Staat, wenn der Angeklagte keine Mittel hat. Ein solcher Anwalt ist dann der 'Pflichtverteidiger' und das sind mitunter nicht die Koryphäen ihrer Zunft, wobei es sicher auch Ausnahmen gibt. Auch wird der Pflichtverteidiger nach festgelegten Bezügen bezahlt, und die sind nicht gerade üppig.

Ich persönlich musste als mittelloser Student in einer Unterhaltssache einmal auf anwaltliche Hilfe zurückgreifen ... und wurde dann vom Studentenwerk darüber aufgeklärt dass ich Anspruch auf einen vom Staat bezahlten Anwalt habe, den ich mir dann übrigens selbst aussuchen konnte. Nun, der erste Anwalt den ich nach dem Studium des Telefonbuchs konsultiert habe, hat sich meiner angenommen.

Witting ist meines Wissens kein Pflichtverteidiger und dürfte wohl nicht allzuschlecht von der Familie Toth bezahlt werden.

Immerhin hat die Familie in Toths 'White-washing' schon beträchtliche Summen investiert.


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17.12.2022 um 14:44
@AndyStern
Dir wurde Beratungshilfe und die PKH gewährt, in Strafsachen greift diese jedoch nicht. Und gerade PKH-Anträge sind so ne Sache. Ein Vorteil ist, dass man sich mit einem Beratungshilfeschein den Anwalt selbst ausschen kann und dieser dem Mandanten höchstens 15 € abrechnen darf.

Pflichtverteidiger hingegen werden gestellt und VORERST von der Staatskasse bezahlt. Wird der Angeklagte freigesprochen, so trägt die Staatskasse die gesamten Kosten. Wird er jedoch verurteilt, so werden ihm die Kosten für das Verfahren UND die des Pflichtverteidigers auferlegt. Ist der Verurteilte nicht liquide, so kann er eine Ratenzahlung vereinbaren.


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Mordfall Charlotte Böhringer

22.12.2022 um 07:17
Hi Zusammen

in der Vergangenheit ist öfters über einen Zusammenhang zwischen dem Fall Böhringer und dem Fall Herrmann spekuliert worden.

Eins vorneweg.
Ich halte BT für absolut schuldig.

Mir ist bei meinen Recherchen etwas aufgefallen, dass ich in diesem Zusammenhang bisher noch nicht gelesen habe.

Laut Urteil kam die Familie Toth im Oktober 1981 nach Deutschland

urteil
Quelle: https://www.probence.de/die-verfahren/urteil-lg-m%C3%BCnchen-i/ bzw. Urteil Seite 8

Ursula Herrmann wurde am 15. September 1981 entführt.
Die Leiche wurde am 4. Oktober 1981 gefunden.

Eching am Ammersee (der Wohnort von Ursula Herrmann) und Germering (der Wohnort der Familie Toth) liegen nur ca. 22 km von einander entfernt.

Zum einen ist dieser Spur-Spur-Treffer grundsätzlich für sich alleine schon mal äußerst interessant.
Aber die Tatsache, dass Ursula Herrmann fast zeitglich zur Ankunft der Familie Toth entführt bzw. getötet wurde, ist schon ein fast bahnbrechender Zusammenhang.
BT scheidet hier mit seinen damals 6 Jahren natürlich als Täter aus.
Aber das es einen Täter gibt, der tatsächlich aus dem Umfeld Toth stammen könnte, ist im Hinblick dieser Tatsachen, meiner Meinung nach, durchaus möglich.

Ich halte dieses Entdeckung für bahnbrechend.

Vielleicht sogar für beide Fälle.

Wichtig zu klären wären folgende Punkte:
-kam die Familie Toth alleine nach Deutschland oder waren noch andere Personen (z.B. andere Familien, Freunde, Bekannte etc.) mit dabei?
-Falls ja, was haben diese Personen zum Tatzeitpunkt 1981 getan und wo waren diese Personen zum Tatzeitpunkt 2006?

Hier könnten sich spannende neue Ansätze ergeben.


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Mordfall Charlotte Böhringer

22.12.2022 um 08:09
Zitat von dotsdots schrieb:Wichtig zu klären wären folgende Punkte:
Wieso hältst du es für wichtig, diese Punkte zu klären, wenn du sagst,
Zitat von dotsdots schrieb:Ich halte BT für absolut schuldig
.


Da muss man nix mehr klären. In beiden Fällen wurde der Täter seiner gerechten Strafe zugeführt.
Ansonsten passt die Metapher von @SomertonMan ganz gut. Nichts für ungut, aber dein Ansatz ist unsinnig. Ich finde auch, man sollte es mit den Spekulationen nicht übertreiben und die kleine Ursula und die Frau Böhringer nun in Frieden ruhen lassen.


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Mordfall Charlotte Böhringer

22.12.2022 um 10:01
Zitat von dotsdots schrieb:Zusammenhang
Das ist ein gutes Beispiel, wie Zufall auf eine kognitive Illusion trifft.

Wir Menschen tun uns grundsätzlich schwer, Zufälle als solche zu akzeptieren. Wir sind auf der Suche nach Zusammenhängen und einer Erklärung für die Dinge, die um uns herum geschehen.
Das ist für Wissenschaft und Forschung tatsächlich eine bahnbrechende Grundlage, es kann einen aber auch ziemlich in die Irre führen.

Unsere Hypothese beeinflusst uns und die Erklärung ist daher oft final gesteuert, das heißt, man hat eine Idee, eine Erklärung und sucht nach Indizien nur dafür (nicht auch dagegen). Findet man Indizien, die dagegen sprechen, blendet man sie oft aus. Ich spreche dabei aus eigener Erfahrung.
Irgendwelche passenden Indizien findet man in der Regel immer, wenn man lange genug sucht. Sie basieren oft auf Zufall und sind mehrdeutig und diffus. Erst durch das eigene Vorurteil werden sie in einen Zusammenhang gestellt und bestätigen (scheinbar) das schon vorher festgelegte Bild.

Dein scheinbarer Zusammenhang ist einfach nur ein Zufall und noch nicht einmal ein Zufall, der sich abhebt.

Der Spur-Spur-Treffer war eine erklärungsbedürftige Anomalie. Es muss einen Zusammenhang, einen gemeinsamen Nenner geben. Dieser konnte nicht aufgeklärt werden. Es gibt aber Erklärungsmöglichkeiten. Eine hoch wahrscheinliche Erklärungsmöglichkeit ist kontaminiertes Spurensicherungsmaterial. Die Hypothese, dass beide Fälle darüber hinaus (über eine Täteridentität) zusammenhängen, ist dagegen hoch unwahrscheinlich und sie wurde im Übrigen gerichtlich geprüft.

Du merkst es an den ironischen Kommentaren: Der von dir erwähnte Zufall ist wirklich so unbedeutend, dass er an der bisherigen Einschätzung nichts ändert.


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