@MisterEkoMisterEko schrieb:Er hat schlicht alles und jeden belogen.
Über Jahre.
Nein, seiner Tante hat er ja den Studienabbruch gebeichtet... Just kidding
;) Völlig richtig. Und er hat auch noch "unnötige" Lügen oben drauf gepackt, z.B. das mit der Möglichkeit der Promotion.
MisterEko schrieb:Was war damals so die Regelstudienzeit für Jura?
10 Semester oder sowas? = 5 Jahre.
Wie viel Zeit lag zwischen Abi und seiner Festnahme?
So ca. 10 Jahre? Oder vielleicht sogar mehr?
Kommt gut hin. Habe es gerade nochmal im Urteil nachgelesen: Abitur 1996 (ein Jahr hat er wiederholt, weil er ein Jahr in den USA verbracht hat), danach Jurastudium, dann 1997-1999 Theaterwissenschaft mit Zwischenprüfung "ausreichend". Bei der Note kann man sich schon fragen, ob ihm das überhaupt Spaß gemacht hat bzw. er Talent dafür hatte. Als er bei einer Schauspielschule abgelehnt wurde, hat er auf Drängen der Tante wieder mit Jura weitergemacht. Im September 2005 wurde er zwangsexmatrikuliert.
Von meinen Juristenfreunden kenne ich es so, dass man nach frühestens ca. 4 Jahren zum 1. StEx antritt, manchmal auch erst nach 5 Jahren. Und ich kenne es so, dass Jurastudenten vor dem Examen etwa ein Jahr lang nur lernen und Thema Nummer 1 das Examen ist und alles andere weit hinten angestellt wird. Das 2. StEx soll noch schlimmer sein. Es hat mich deswegen auch gewundert, dass niemand ihn direkt zur Rede gestellt hat, einer seiner (ehemaligen?) Freunde war ja Jurist...
MisterEko schrieb:Entweder war es ihm ganz einfach kognitiv nicht möglich dieses Studium erfolgreich zu absolvieren und/oder Bence sind einfach komplett die Sicherungen durchgebrannt.
Zumindest soll er laut Urteil scheinfrei gewesen sein. Kognitive Studierfähigkeit würde ich ihm jetzt nicht unbedingt absprechen wollen, aber er war offenbar nicht so intelligent wie immer dargestellt wird und wie er sich mit seinen pseudointellektuellen Formulierungen in Interviews immer gibt.
Der Hauptgrund, um seine Lüge fortzufahren, war sicherlich auch die Erwartungshaltung seiner Tante (bzw. seine Interpretation ihrer Erwartungshaltung). Aber ich denke, dass seine Ex-Verlobte, die ja beruflich erfolgreich war (verbeamtete Lehrerin), bestimmt langsam über Familienplanung, größere Wohnung etc. nachdenken wollte. Wenn man davon ausgeht, dass der eigene Verlobte ein Jurist ist, dann stellt man sich schon einen gewissen Lebensstandard vor, den er als Aushilfe natürlich nicht hätte bieten können. Er hatte ja so schon Geldprobleme. Noch dazu kommt dann eben sein Ego und Selbstbild, zu dem ein gehobener Lebensstandard und beruflicher Erfolg gehörte.
Die Situation hat sich einfach so zugespitzt. Er hat sich trotz Alternativen für einen heimtückischen Mord entschieden.
@Stefan1477 Stefan1477 schrieb:Für das Gericht gab es keine Zweifel, weil es durch die Indizien einen geschlossenen Indizienring sah.
Damit konnte man ihn verurteilen, hätte man aber nicht dürfen.
Für mich sind die Indizien selbst aber auch schon sehr zweifelhaft.
Indizien lassen per Definition keinen eindeutigen Schluss zu. (Sonst wäre das Indiz ein Beweis.) Aus diesem Grund reicht es nicht aus, dass eine Kammer die Indizien in der Beweiswürdigung einzeln betrachtet. Es muss immer auch eine Gesamtschau der Indizien erfolgen. Und wenn ich alle Indizien aus dem Urteil zusammen betrachte, kann ich eigentlich keine Zweifel an der Schuld haben.
Übrigens ist das Indiz "Zeitungen" meines Erachtens nach schon fast ein Vollbeweis. Denn zumindest bei der SZ konnte man alle Verkäufe und Ausleihen rekonstruieren. Wenn also eine SZ mit den anderen beiden Zeitungen in der SZ war, dann konnte BT sich diese nicht aus der Parkgarage ausgeliehen haben. Und selbst wenn er sie sich ausgeliehen hätte, warum gibt er dann nicht Bescheid? Und vor allem, warum landet die Zeitung dann im Altpapier?
@Cassandra71 Ich habe das so interpretiert, dass er sagen wollte, seine Großeltern hätten nie erfahren, wer der wahre Täter wäre. Ich fürchte, sie haben nichts verpasst...