Mordfall Charlotte Böhringer

kegelschnitt schrieb:hat er in seiner ersten Zeugenaussage behauptet, dass CB mit der Leistung des Geschäftsführers R nicht mehr zufrieden gewesen sei und ihn hätte entlassen wollen.

Das war wohl in früherer Zeit einmal so gewesen, aber nicht mehr zur Tatzeit.

Ich denke, CB war über kurz oder lang mit allen unzufrieden. Sie schien ja generell ein schwieriger Charakter zu sein im Hinblick auf ihre Angestellten. Wahrscheinlich war sie völlig überfordert mit der Parkgarage und gleichzeitig hochgradig misstrauisch.

Philippe schrieb:Ich denke, CB war über kurz oder lang mit allen unzufrieden. Sie schien ja generell ein schwieriger Charakter zu sein im Hinblick auf ihre Angestellten. Wahrscheinlich war sie völlig überfordert mit der Parkgarage und gleichzeitig hochgradig misstrauisch.

Ich persönlich sehe solche Aussagen von BT immer eher kritisch.
Die Tante ist jetzt nicht mehr am Leben, da kann man ihr im Zweifel hinterher so einiges andichten, seitens BT.
Ob die Tante nun unzufrieden war oder nicht, lässt sich nicht mehr nachprüfen.
Den Äußerungen von BT schenke ich persönlich wenig Glauben.

Aus seiner Sicht bestand ja zu jeder Zeit eine gewisse Notwendigkeit noch andere Namen ins Spiel zu bringen oder Zweifel am Urteil zu säen.
Meines Wissens gibt es keine unabhängigen Zeugen die diese Behauptungen von BT so bestätigen.

MisterEko schrieb:Den Äußerungen von BT schenke ich persönlich wenig Glauben.

Ja, seine Aussagen sind leider nicht wirklich valide.

Dass CB gerne rumgemäkelt hat an ihren Angestellten haben mehrere Zeugen gesagt, wenn ich mich recht erinnere. Aber im Hinblick auf den Geschäftsführer war es wohl so, dass CB früher wirklich einmal darüber nachgedacht hatte, ihn zu kündigen (das sagte ein Rechtsanwalt von CB aus, wenn ich nicht irre), aber die Zeiten lagen schon länger zurück. Wahrscheinlich hatte BT das noch im Kopf und hat es dann für seine Zwecke genutzt. Quasi die alte Geschichte nochmal "aufgewärmt".

Ich muss nochmal lesen, entweder bei W. oder R. hatte das Gericht auch Ausführungen dazu gemacht, dass es nachvollziehbar sei, dass er sich aus eigenen Mitteln ein neues Auto gekauft hatte. Ich glaube, es war W. Vermutlich wird doch die Verteidigung (oder BT selbst) darauf hingewiesen haben, dass jemand "plötzlich" nach der Tat ein neues Auto hat. Anderenfalls sehe ich keinen Sinn, warum das erwähnt werden sollte, wenn der Mann sich völlig unverdächtig aus eigenen Mitteln ein neues Auto gekauft hat, wie es ja offensichtlich stattgefunden hat.

Philippe schrieb:Ich muss nochmal lesen, entweder bei W. oder R. hatte das Gericht auch Ausführungen dazu gemacht, dass es nachvollziehbar sei, dass er sich aus eigenen Mitteln ein neues Auto gekauft hatte. Ich glaube, es war W. Vermutlich wird doch die Verteidigung (oder BT selbst) darauf hingewiesen haben, dass jemand "plötzlich" nach der Tat ein neues Auto hat. Anderenfalls sehe ich keinen Sinn, warum das erwähnt werden sollte, wenn der Mann sich völlig unverdächtig aus eigenen Mitteln ein neues Auto gekauft hat, wie es ja offensichtlich stattgefunden hat.

Oh man.
Das ist wieder eine kuriose Logik irgendwie.
Das ist so eine klassische Nebelkerze.

Was heißt denn "neues" Auto?
Nur weil sich jemand nach der Tat ein "neues" Auto kauft heißt das ja im Grunde genommen erstmal gar nichts.
Klar, wenn wir hier von einem Porsche sprechen, dann wäre es sicherlich etwas anderes.
Aber ein ganz "normales" Auto weckt bei mir erstmal keinen Verdacht.
Mein erstes Auto war ein 190er Mercedes den ich für 700€ (!) gekauft hatte.
Auto ist nicht gleich Auto.

Außerdem möchte man doch meinen, dass wenn jemand aus dem nahen Umfeld von CB ihr Mörder wäre, er nicht tatsächlich so blöd wäre und sich dann mit dem Geld das er eventuell vom Tatort hat mitgehen lassen direkt ein neues Auto kauft.
Auffälliger geht's ja gar nicht.
Ich weigere mich zu glauben, dass man dem angeblichen "wahren Täter" so ein seltsames Verhalten andichten will.

Wurde vielleicht schon mal eingeworfen und geklärt, aber ich habe mich gefragt, ob nicht Mittler eine Mindestverbüßungszeit für Bence festgesetzt wurde. Normalerweise passiert das doch nach 15 Jahren und habe davon nichts gelesen.

@fassbinder1925
Er wurde wegen Mordes mit besonderer Schwere der Schuld verurteil.
Das bedeutet, dass eine Bewährung nach 15 Jahren ausgeschlossen ist.
Er wird also schätzungsweise so um die 23 Jahre sitzen müssen.

Zitat

"Zur Berechtigung eines Mindestverbüßungsdauer von 30 Jahren hat das OLG Hamm (13.11.2018, 1 Ws 561/18) ausgeführt: „Taten (und Täter), die einen auch nur annähernd vergleichbaren Grad an Rücksichtslosigkeit, Kaltherzigkeit und Grausamkeit aufweisen, kommen auch in der Spruchpraxis des landesweit für Entscheidungen nach § 57a StGB zuständigen Senats nicht häufig vor.“ Auch eine Vollstreckungszeit von 38 Jahren kann im Einzelfall noch verfassungsgemäß sein (BVerfG, 21.12.1994, 2 BvR1697/93, NJW 1995, 3244)."

Es ist auch ein ein Punkt ob ein verurteilter Gewalttäter tätige Reue zeigt oder stets die Tat bestreitet und sich als Justizopfer bezeichnet, der auch in die Entscheidung nach 20-25 Jahren über die Fortdauer der Haft oder Freilassung auf Bewährung zu fällen ist.
Also im Zweifel für den verurteilten Strafgefangenen gibt es die Fortdauer der Haft um weitere 10 Jahre

http://schwurgericht.info/die-besondere-schwere-der-schuld/

@fassbinder1925
Eine Mindestverbüßungsdauer wurde in jedem Fall schon festgesetzt. Interessanterweise erfährt man nirgendwo etwas dazu, auch nicht aus seinem Unterstützerkreis (wenn überhaupt noch außerhalb der Familie vorhanden). Es gibt aber durchaus Grund zu spekulieren, dass die Festlegung der Strafvollstreckungskammer für BT kein Grund zur Freude war. Axel Petermann hat ja zuletzt versucht, die Indizien zu entkräften, die zur Feststellung der besonderen Schwere der Schuld führten (m.E. nicht überzeugend). Vielleicht will man mit einem Wiederaufnahmeverfahren also an der besonderen Schwere der Schuld rütteln.

Bei einem Mörder, der aus Habgier handelt um an das familiäre Vermögen zu kommen, ist aufgrund des Motivs jedoch bei einem evtl. Freikommen auch mit einem weiteren Angriff auf Familienmitglieder zu rechnen.
Würde mich nicht wundern wenn in einer Wiederaufnahme auch Sicherungsverwahrung angeordnet würde ;-)

@Swagger
Das stimmt doch nicht.
Habgier war ja hier in Kombination mit der Druck- und Konfliktsituation zu sehen, in der der Täter sich befand.
Die Lügen drohten aufzufliegen, der Rauswurf nahte, das sichere Erbe schien gefährdet.

Der hat ja nicht seine Tante wegen 100€ erschlagen.

Swagger schrieb:Würde mich nicht wundern wenn in einer Wiederaufnahme auch Sicherungsverwahrung angeordnet würde ;-)

Mich schon. Gilt doch in einem Wiederaufnahmeverfahren zugunsten des Angeklagten das sogenannte Verschlechterungsverbot. Kann also nur besser werden, aber nicht schlechter.

emz schrieb:Mich schon. Gilt doch in einem Wiederaufnahmeverfahren zugunsten des Angeklagten das sogenannte Verschlechterungsverbot. Kann also nur besser werden, aber nicht schlechter.

So ist es.

Davon ab sehe ich bei Bence T. für eine Sicherungsverwahrung auch überhaupt keine Veranlassung...

emz schrieb am 10.02.2022:Er wurde wegen Mordes mit besonderer Schwere der Schuld verurteil.
Das bedeutet, dass eine Bewährung nach 15 Jahren ausgeschlossen ist.
Er wird also schätzungsweise so um die 23 Jahre sitzen müssen.

In Bayern liegt der Durchschnitt bei bsdS bei ca. 27 Jahren.

frankysinatra schrieb:In Bayern liegt der Durchschnitt bei bsdS bei ca. 27 Jahren.

Geboren ist er 1975, mit 31 Jahren eingefahren und er wird Mitte bis Ende 50 sein, wenn er rauskommt.
Ob sich das rentiert hat?

emz schrieb:Geboren ist er 1975, mit 31 Jahren eingefahren und er wird Mitte bis Ende 50 sein, wenn er rauskommt.
Ob sich das rentiert hat?

Naja, ich möchte nicht mit ihm tauschen und würde keine zwanzig Jahre im Knast aushalten, aber gerade so gesehen, hört es sich eigentlich gar nicht mal so heftig an. Er ist das Risiko eingegangen, absolut vorsätzlich jemanden umzubringen, aber hat seine ganze jugendlichkeit in Freiheit erlebt und ist noch weit von Greis entfernt wenn er rauskommt. Sein Bruder wird für ihn sorgen, das wäre nicht der Fall wenn die Tante es vllt wirklich anderweitig vererbt hätte und kann wahrscheinlich noch Sport,Feiern und Urlaub genießen.

fassbinder1925 schrieb:Sein Bruder wird für ihn sorgen, das wäre nicht der Fall wenn die Tante es vllt wirklich anderweitig vererbt hätte ...

Dann müsste er wie jeder Normalbürger auch, seinen Lebensunterhalt durch Arbeit bestreiten.
Eines ist aber auch klar. Die meisten Langzeitknastis erfreuen sich nicht unbedingt einer glänzenden Gesundheit, wenn sie rauskommen.
Und dann hat er immer noch das Risiko, was ist, wenn sein Bruder stirbt? Wer versorgt ihn dann?

emz schrieb:Und dann hat er immer noch das Risiko, was ist, wenn sein Bruder stirbt? Wer versorgt ihn dann?

Das ist ja in der Tat das, tja, ich will nicht "tragische" sagen, aber irgendwie dann doch: Aus der (zumindest empfundenen) Abhängigkeit von der Tante in die Abhängigkeit vom Bruder.

Nicht, dass er mir leid täte, aber das wird sich möglicherweise am Ende als die andere Seite ein- und derselben Medaille erweisen. Wenn ihm der Bruder oder dessen Erben den Geldhahn zudreht/zudrehen, dann steht er schön im Regen.

emz schrieb:frankysinatra schrieb:
In Bayern liegt der Durchschnitt bei bsdS bei ca. 27 Jahren.

Geboren ist er 1975, mit 31 Jahren eingefahren und er wird Mitte bis Ende 50 sein, wenn er rauskommt.
Ob sich das rentiert hat?

Natürlich hat sich das nicht rentiert - ich nehme aber an, jeder Straftäter glaubt er würde nicht erwischt (und dann hätte sich die Tat wohl "rentiert", sorry).

Zu den 27 Jahren nochmals: Bitte nicht vergessen, es gibt Verurteilte die über 50 Jahre gesessen haben und viel Verurteilte, die Ihr Leben tatsächlich in der Strafhaft beendeten. Die im Web veröffentlichten Daten sprechen von rund 100 bis über 1000 Toten im Vollzug. Freilich, darunter befinden sich auch viele Suizidenten und Erkrankte, die ggfs. auch zu kürzerer Haft verurteilt sind.

brigittsche schrieb:Das ist ja in der Tat das, tja, ich will nicht "tragische" sagen, aber irgendwie dann doch: Aus der (zumindest empfundenen) Abhängigkeit von der Tante in die Abhängigkeit vom Bruder.

Nicht, dass er mir leid täte, aber das wird sich möglicherweise am Ende als die andere Seite ein- und derselben Medaille erweisen. Wenn ihm der Bruder oder dessen Erben den Geldhahn zudreht/zudrehen, dann steht er schön im Regen.

Das erste, was man im Knast lernen muss, ist, sich keine große Gedanken über das zu machen , was in vielen Jahren evtl sein könnte, wenn man entlassen wird.
Oder was draußen passiert während man sitzt/ das sind alles Dinge, auf die man wenig Einfluss hat und was einen sonst fertig macht.
Man lebt nun dort und muss das beste draus machen.
Jemand, den ich kannte ist nach verbüßter Strafe wegen Totschlag an seiner Frau letztens freigekommen, noch jung genug ,und gleich an Corona verstorben, man kann nicht wissen, was in 10 Jahren ist ...
Bence kann vielleicht davon ausgehen, dass er dann iwie versorgt wird, bis dahin vergeht noch viel Zeit, die er erst mal von der Psyche her rumkriegen muss.