Mordfall Charlotte Böhringer
29.12.2021 um 08:54Ich schließe mich an, dass die Staatsanwaltschaft sich bei der Äußerung, das es auch ein Totschlag hätte sein können, legitim verhalten hat.
Es gibt eine Vielzahl denkbarer Szenarien, die aus der Tat eine Affekttat hätte machen können. CBs Verhalten im Vorfeld hätte sogar einige Anhaltspunkte gegeben, die es plausibel erscheinen lassen (ihre Ablehnung der damaligen Verlobten, die durchaus erpresserisch anmutenden Verhaltensweisen: "Juraabschluss oder du fliegst hier raus", Hausverbot etc.). Denkbar wäre wirklich, dass CB in einem Streitgespräch BT derart gereizt hat, dass er in blinder Wut zugeschlagen hat.
Aber allein das einzuräumen, passt wahrscheinlich nicht in sein Selbstbildnis. Ich kann mir schon vorstellen, dass die Verteidigung ihn möglicherweise sogar dahingehend beraten hat bzw. mit ihm dieses Szenario besprochen hat, er wird aber solche Einlassungen strikt abgelehnt haben. Er wird der Verteidigung wahrscheinlich auch nichts anderes erzählt haben. Er wird darauf beharrt haben, dass er unschuldig ist. Es passt nicht zu seinem Selbstbildnis, ergo darf es das nicht geben. Möglicherweise glaubt er auch mittlerweile selbst an die Version, die er allen erzählt.
Es gibt im Grunde zwei Möglichkeiten: er war es tatsächlich nicht - dann ist er zu bemitleiden.
Er war es und lebt mit einer zweiten großen Lebenslüge, aus der er nicht mehr herauskommt. Er hat sich selbst gegenüber ein Bild aufgebaut, das alles andere nicht zulässt. Ebenso wenig passt das Leeren der Parkautomaten in sein Selbstbildnis. Hier halte ich ihn für überführt. Dennoch bestreitet er, Geld ohne Wissen seiner Tante aus dem Automaten genommen zu haben. BT scheint mir eine problematische Persönlichkeit zu besitzen - es gehört auch schon einiges dazu, jahrelang eine Lebenslüge durchzuziehen vor der Familie, Freunden und aber auch vor sich selbst. Einfach ist es mit Sicherheit nicht.
Ich frage mich auch, ob die Familie und Freunde tatsächlich so fest an seine Unschuld glauben, wie sie es nach außen hin preisgeben. Zumindest MT hat ja den Ansatz gezeigt, Zweifel an ihm gehabt zu haben. Ich hätte mich als Familie/Freunde/damalige Verlobte spätestens nach Aufdecken der "Studienlüge" bzw. nach Erörterung der Parkautomatenleerung im Prozess schon gefragt, wie oft mich BT denn noch angelogen hat, ohne dass man es weiß.
Natürlich kommt dann immer das - im Prinzip ja auch richtige - Argument, dass die Studienlüge ihn nicht deshalb auch zum Mörder/Totschläger macht. Aber mich verwundert ein wenig, dass dies das einzige Argument ist neben "er ist nicht der Typ für so etwas." Ich hätte es überzeugender gefunden, hätte einer der Angehörigen/Freunde einmal geäußert, sie seien von seiner Unschuld überzeugt, weil er seine Tante geliebt habe und man dies auch mit konkreten Beispielen unterlegt hätte. Aber solche Aussagen habe ich zumindest noch nie in der Öffentlichkeit gehört. Überhaupt geht es selten um die Person CB, die ja mit Sicherheit nicht einfach war. Sie kommt so gut wie nie vor, zumindest nicht auf emotionaler Ebene (nur die ehemalige Verlobte lässt sowas mal anklingen). Authentischer hätte ich tatsächlich gefunden, wenn jemand aus dem Freundeskreis gesagt hätte "Die Tante war so furchtbar, ich kann mir schon vorstellen, dass man in einem schlechten Moment zuschlägt, aber ich glaube dennoch nicht, dass Bence es war, weil... (und dann ein nachvollziehbares Beispiel jenseits von er sei kein Typ dafür)." Sowas habe ich bisher immer vermisst.
Auch die damalige Verlobte muss doch zumindest mehr Zweifel gehabt haben, als sie nach außen zugibt, oder? Soweit ich mich erinnere, hat BT doch mal 1.000 € von ihrem Konto abgeholt, um die Parkautomatenentleerungen wieder einzulegen. Da wird sie ihn doch auch gefragt haben, was das soll. Oder er ist so gut im Lügen, dass er ihr eine nachvollziehbare Geschichte erzählt hat, die sie geglaubt hat. Das kann natürlich auch sein.
Es gibt eine Vielzahl denkbarer Szenarien, die aus der Tat eine Affekttat hätte machen können. CBs Verhalten im Vorfeld hätte sogar einige Anhaltspunkte gegeben, die es plausibel erscheinen lassen (ihre Ablehnung der damaligen Verlobten, die durchaus erpresserisch anmutenden Verhaltensweisen: "Juraabschluss oder du fliegst hier raus", Hausverbot etc.). Denkbar wäre wirklich, dass CB in einem Streitgespräch BT derart gereizt hat, dass er in blinder Wut zugeschlagen hat.
Aber allein das einzuräumen, passt wahrscheinlich nicht in sein Selbstbildnis. Ich kann mir schon vorstellen, dass die Verteidigung ihn möglicherweise sogar dahingehend beraten hat bzw. mit ihm dieses Szenario besprochen hat, er wird aber solche Einlassungen strikt abgelehnt haben. Er wird der Verteidigung wahrscheinlich auch nichts anderes erzählt haben. Er wird darauf beharrt haben, dass er unschuldig ist. Es passt nicht zu seinem Selbstbildnis, ergo darf es das nicht geben. Möglicherweise glaubt er auch mittlerweile selbst an die Version, die er allen erzählt.
Es gibt im Grunde zwei Möglichkeiten: er war es tatsächlich nicht - dann ist er zu bemitleiden.
Er war es und lebt mit einer zweiten großen Lebenslüge, aus der er nicht mehr herauskommt. Er hat sich selbst gegenüber ein Bild aufgebaut, das alles andere nicht zulässt. Ebenso wenig passt das Leeren der Parkautomaten in sein Selbstbildnis. Hier halte ich ihn für überführt. Dennoch bestreitet er, Geld ohne Wissen seiner Tante aus dem Automaten genommen zu haben. BT scheint mir eine problematische Persönlichkeit zu besitzen - es gehört auch schon einiges dazu, jahrelang eine Lebenslüge durchzuziehen vor der Familie, Freunden und aber auch vor sich selbst. Einfach ist es mit Sicherheit nicht.
Ich frage mich auch, ob die Familie und Freunde tatsächlich so fest an seine Unschuld glauben, wie sie es nach außen hin preisgeben. Zumindest MT hat ja den Ansatz gezeigt, Zweifel an ihm gehabt zu haben. Ich hätte mich als Familie/Freunde/damalige Verlobte spätestens nach Aufdecken der "Studienlüge" bzw. nach Erörterung der Parkautomatenleerung im Prozess schon gefragt, wie oft mich BT denn noch angelogen hat, ohne dass man es weiß.
Natürlich kommt dann immer das - im Prinzip ja auch richtige - Argument, dass die Studienlüge ihn nicht deshalb auch zum Mörder/Totschläger macht. Aber mich verwundert ein wenig, dass dies das einzige Argument ist neben "er ist nicht der Typ für so etwas." Ich hätte es überzeugender gefunden, hätte einer der Angehörigen/Freunde einmal geäußert, sie seien von seiner Unschuld überzeugt, weil er seine Tante geliebt habe und man dies auch mit konkreten Beispielen unterlegt hätte. Aber solche Aussagen habe ich zumindest noch nie in der Öffentlichkeit gehört. Überhaupt geht es selten um die Person CB, die ja mit Sicherheit nicht einfach war. Sie kommt so gut wie nie vor, zumindest nicht auf emotionaler Ebene (nur die ehemalige Verlobte lässt sowas mal anklingen). Authentischer hätte ich tatsächlich gefunden, wenn jemand aus dem Freundeskreis gesagt hätte "Die Tante war so furchtbar, ich kann mir schon vorstellen, dass man in einem schlechten Moment zuschlägt, aber ich glaube dennoch nicht, dass Bence es war, weil... (und dann ein nachvollziehbares Beispiel jenseits von er sei kein Typ dafür)." Sowas habe ich bisher immer vermisst.
Auch die damalige Verlobte muss doch zumindest mehr Zweifel gehabt haben, als sie nach außen zugibt, oder? Soweit ich mich erinnere, hat BT doch mal 1.000 € von ihrem Konto abgeholt, um die Parkautomatenentleerungen wieder einzulegen. Da wird sie ihn doch auch gefragt haben, was das soll. Oder er ist so gut im Lügen, dass er ihr eine nachvollziehbare Geschichte erzählt hat, die sie geglaubt hat. Das kann natürlich auch sein.