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Mordfall Charlotte Böhringer

28.599 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, München, 2006 ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Charlotte Böhringer

Mordfall Charlotte Böhringer

29.10.2019 um 22:31
Zitat von AnordnungAnordnung schrieb:Jeder Ermittler versucht als ersten ein Mordmotiv zu finden...
Nein, Ermittler wollen Fakten, also Tatortspuren, Alibis, Vermögensverhältnisse kennen, befragen Zeugen, wollen gerichtsmedizinische Befunde und andere Gutachten. Erst wenn sie die Fakten alle gesammelt haben, können sie mit der möglichst vollständigen Tatrekonstruktion beginnen und dabei dann die Frage nach einem möglichen Motiv stellen.

Als erstes ein Mordmotiv suchen wäre der ganz falsche Ansatz, weil man von diesem vorgefassten Standpunkt aus Gefahr liefe, Fakten, die nicht in die Theorie vom Mordmotiv passen, zu vernachlässigen.

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Mordfall Charlotte Böhringer

29.10.2019 um 22:36
@Andante


sagen wir so, wenn sie neben Indizien weit und breit KEIN Motiv finden können, haben Ermittler immer ein großes ERROR im Kopf. Wie will man erklären, warum es zum Mord gekommen ist? Mit dem Motiv steht und fällt ein Fall. Ich finde in diesem Fall aber nicht unbedingt das Motiv so schlecht(im Gegenteil), eher die Wegstrecke + sehr kurze Zeit...und das als Ersttäter


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29.10.2019 um 22:38
Zitat von AndanteAndante schrieb:Erst wenn sie die Fakten alle gesammelt haben, können sie mit der möglichst vollständigen Tatrekonstruktion beginnen und dabei dann die Frage nach einem möglichen Motiv stellen.
Das entspricht nicht der Praxis. Vorrang hat natürlich zunächst die Spurensicherung. Gleich danach wird aber bei den Ermittlungen mit Hypothesen gearbeitet zu Motiv und möglichem Täter, anders käme man gar nicht effizient voran...


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29.10.2019 um 22:39
Zitat von NegusNegus schrieb:Zudem hätte er das Zeugnis ja auch fälschen können. Dazu benötigt man nur einen Farbkopierer. Alles einfacher als ein Mord mit der ungewissen Aussicht, noch testamentarisch bedacht zu sein.
Irgendwie scheinst du das nicht so richtig verstanden zu haben. Als ob es damit getan gewesen wäre, ein Zeugnis vorzulegen, einen irgendwie gearteten Beweis zu liefern und alles wäre wieder im Lot gewesen und Bence der Erbprinz. Das Problem war, CB vertraute ihm nicht mehr, und egal was er ihr vortragen würde, letztendlich stand es ihr frei zu sagen, ich vererbe mein Vermögen dem Tierschutz.


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29.10.2019 um 22:43
Zitat von AnordnungAnordnung schrieb:Mit dem Motiv steht und fällt ein Fall.
So einfach ist es nicht. Hat man nur ein (vermutetes) Motiv und keine weiteren Fakten, war es das.

Nehmen wir etwa den Fall Böhringer und das dort angenommene Notiv "Angst, enterbt zu werden, wenn die Examenslüge auffliegt".

Dieses Motiv würde den Ermittlern absolut nichts nützen, wenn es Fakten gibt, die eine Täterschaft von BT definitiv ausschließen, wenn er also beispielsweise sich zur Tatzeit nachweislich in Brasilien oder Australien oder sonstwo am anderen Ende der Welt aufgehalten hätte. Mit so einem bombenfesten Alibi (Faktum) wäre BT trotz Motiv von Anfang an als möglicher Täter aus dem Rennen gewesen.


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29.10.2019 um 22:46
Zitat von NegusNegus schrieb:Gleich danach wird aber bei den Ermittlungen mit Hypothesen gearbeitet zu Motiv und möglichem Täter, anders käme man gar nicht effizient voran...
Es werden natürlich auch erst mal die Ergebnisse der Gerichtsmedizin abgewartet. Was nützt es Ermittlern, hypothetisch vom Vergiften des Opfers auszugehen, wenn es in Wahrheit erstochen wurde?

Am Anfang stehen eben nicht Hypothesen, sondern es werden Fakten gesammelt. Erst ausreichende Fakten ermöglichen brauchbare Hypothesen.


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29.10.2019 um 22:46
Zitat von AndanteAndante schrieb:So einfach ist es nicht. Hat man nur ein (vermutetes) Motiv und keine weiteren Fakten, war es das.
Schau dir den Fall in Wolfsburg an. Da hatte der Mann ein Motiv...hatte aber ein hieb und stichfestes Alibi. Und was war? Die Ermittler waren trotzdem so von der Täterschaft überzeugt, dass er lange(wohlmöglich noch heute) im Verdacht steht, einen Auftragsmörder zu bestellen. Es ist schon so ziemlich das wichtigste..manchmal sogar auch ohne sonstige Fakten


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29.10.2019 um 22:49
Zitat von AnordnungAnordnung schrieb:Es ist schon so ziemlich das wichtigste..manchmal sogar auch ohne sonstige Fakten
Nur wegen eines möglichen Motivs ist noch nie jemand verurteilt worden. Das wäre ja schön für Ermittler und Staatsanwälte, wenn sie dem Gericht nur ein nettes Motiv präsentieren müssten, und dann folgt das Urteil.

Wir könnten uns die ganze Kriminaltechnik sparen, bräuchten keine Gerichtsmediziner und sonstigen Spezialisten, es müssten keine Zeugen befragt werden.

Wir hätten auf diese Weise echt den kurzen Prozess.....


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29.10.2019 um 22:50
Zitat von AndanteAndante schrieb:Was nützt es Ermittlern, hypothetisch vom Vergiften des Opfers auszugehen, wenn es in Wahrheit erstochen wurde?
Naja, das sehe selbst ich schon am Tatort, ob ein Opfer erstochen wurde. Da warte ich doch nicht auf den schriftlichen Bericht der Gerichtsmedizin. Aber wir schweifen ab...


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29.10.2019 um 23:03
Zitat von AnordnungAnordnung schrieb:Es ist schon so ziemlich das wichtigste..manchmal sogar auch ohne sonstige Fakten
Und was machst du dann mit den nicht seltenen Fällen, in denen mehrere Leute ein plausibles Motiv gehabt haben können, das Opfer umzubringen? Wen würdest du da als potentiellen Täter auswählen, so ganz ohne sonstige Fakten?

Nein, am Anfang von Ermittlungen muss notwendigerweise die ausgiebige Faktensammlung stehen. Diese Fakten führen im Idealfall die Ermittler dann irgendwann zu dem "richtigen" Angeklagten mit seinem Motiv. Die anderen Tatverdächtigen mit Motiv sind vorher, weil die Faktenlage nicht zu ihnen passt, ausgeschieden.


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29.10.2019 um 23:22
Zur Versöhnung eine Gute-Nacht-Geschichte:

Mein Vater hat mir früher - sozusagen als Lehrstück - immer von einem Fall erzählt, in dem er als junger Staatsanwalt die Ermittlungen leitete:

Ein junger Mann war zunächst vermisst und dann nach Suche mit einer tödlichen Kopfwunde im Wald gefunden worden. Schnell geriet sein jüngerer Bruder in Verdacht, der dauernd Streit mit seinem Bruder hatte und mit diesem auch zuletzt zusammen war, als die beiden von der Dorfkneipe Richtung Hof nach Hause fuhren. Mein Vater nahm als Motiv an, dass der jüngere Bruder den ihm verhassten Hoferben aus dem Weg räumen wollte, um dann selbst den Hof zu übernehmen. Nach dem damals noch üblichen scharfen Verhör gestand der Beschuldigte schon nach kurzer Zeit die Tat. Er gab zusätzlich an, dass die beiden Brüder auch in das selbe Mädchen verliebt waren und er seinen Bruder auch deshalb ausschalten wollte. Nur das Tatwerkzeug (ein Ast, denn man hatte winzige Rindenstücke in der Wunde gefunden) tauchte nicht auf und konnte auch vom Beschuldigten nicht gezeigt werden.

Nachdem die Zeitung den Erfolg der Ermittlungen vermeldet hatte, meldete sich ein Zeuge. Er hatte zufällig aus einiger Entfernung beobachtet, wie die Kutsche angehalten hatte und der Kutscher abstieg, um sich zu übergeben. Währenddessen ruckte die Kutsche an und die zweite Person fiel vom Kutschbock. Der Zeuge konnte die Stelle genau zeigen. Dort befand sich eine Wurzel, an der Blut-, Haut- und Haarreste des Opfers gesichert werden konnte. Mit einem Fährtenhund konnte festgestellt werden, dass die Leiche vom Unfallort zum Fundort verbracht worden war.

Der Beschuldigte gab als Erklärung für sein falsches Geständnis an, er habe nicht für einen schlechten Kutscher gehalten werden wollen, weil er vergaß, die Handbremse anzuziehen. Es erschien ihm weniger schlimm, als Mörder seines ihm verhassten Bruders zu gelten, als als schlechter Kutscher.

Damals stand auf Mord noch die Todesstrafe...


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Mordfall Charlotte Böhringer

29.10.2019 um 23:25
@Negus


der jüngere Bruder war aber selten dämlich


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29.10.2019 um 23:34
Zitat von AndanteAndante schrieb:Und was machst du dann mit den nicht seltenen Fällen, in denen mehrere Leute ein plausibles Motiv gehabt haben können, das Opfer umzubringen? Wen würdest du da als potentiellen Täter auswählen, so ganz ohne sonstige Fakten?
Es geht generell darum, dass der Verurteilte/Verdächtige KEIN Motiv hat unabhängig von anderen Verdächtigen

zu diesem Fall hier..
Es geht erstmal darum, das war ja dein Ausgagsstatement, dass die Skeptiker dieses Urteils insbesondere das Motiv in frage stellen. Ich persönlich übrigens nicht, habe ganz andere Schwachstellen (s.o.) im Focus.
Es geht mir nur darum, dass es nicht verwunderlich ist, ein Motiv so gerne in Frage zu stellen.
Ohne Motiv ist derjenige zumindest bei vielen anderen(und die möchte man ja überzeugen, nicht die Richter) auch unschuldig.


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29.10.2019 um 23:35
Zitat von AnordnungAnordnung schrieb:der jüngere Bruder war aber selten dämlich
Wohl war. Mein Vater hielt sich selbst aber auch für dämlich, weil ihn das Nichtauffinden des Tatwerkzeuges nicht stutzig gemacht.


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30.10.2019 um 01:12
Niemand hat bestritten, dass BT grundsätzlich ein Motiv hatte, seine Tante loszuwerden. Aber so dringend, wie manche es hier aussehen lassen oder wie es das Urteil vermuten lässt, war es mMn nicht unbedingt. Da er bereits erfolgreich das Bestehen des 1. Examens und einen Teil des Referendariats (das übrigens auch bezahlt gewesen wäre, genauso wie sein vermeintlicher Nebenjob beim Notar oder wo auch immer das genau gewesen sein soll) vorgetäuscht hatte, sehe ich nicht, dass er durch das bevorstehende Ende seines vermeintlichen Studiums in besonderem Maße zum Handeln gezwungen war.

Und ja, irgendwann wäre seine Lüge vermutlich zwangsläufig aufgeflogen. Also hätte er auch seinen Freunden, seiner Familie und seiner Verlobten irgendwann gestehen müssen, dass er sie die ganze Zeit angelogen hatte. Und dass er das Erbe der Tante eigentlich unrechtmäßig hatte. Sofern er also nicht sein gesamtes Umfeld umbringen wollte, hätte der Mord an seiner Tante ihm auch nur kurzfristig geholfen.


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30.10.2019 um 06:11
Zitat von laikaaaaalaikaaaaa schrieb:... sehe ich nicht, dass er durch das bevorstehende Ende seines vermeintlichen Studiums in besonderem Maße zum Handeln gezwungen war.
Sobald CB erfahren hätte, dass er das Jurastudium abgebrochen hatte und es keine Möglichkeit mehr gab, dieses erneut aufzunehmen und abzuschließen, wäre BT ohne wenn und aber aus dem Testament gestrichen worden.
Zitat von laikaaaaalaikaaaaa schrieb:Also hätte er auch seinen Freunden, seiner Familie und seiner Verlobten irgendwann gestehen müssen, dass er sie die ganze Zeit angelogen hatte.
Da dieser Personenkreis keinen Einfluss auf die Gestaltung des Testaments hatte, dürfte ihm das ziemlich egal gewesen sein.


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30.10.2019 um 07:19
Zitat von laikaaaaalaikaaaaa schrieb:Eigentlich wäre jede andere Methode weniger auffällig gewesen, oder? Zumindest hätte man versuchen können es so aussehen zu lassen, als wäre es kein Mord gewesen. Dem Täter scheint es aber darauf nicht angekommen zu sein. Aber wie gesagt, natürlich beweist das nichts.
Dann nenne doch bitte mal eine unauffälligere Methode die ihm unter den gegebenen Randbedingungen (enormer Zeitdruck, Kontaktabbruch durch die Tante) zur Verfügung gestanden hätte.

Also?


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30.10.2019 um 07:21
Zitat von laikaaaaalaikaaaaa schrieb:Das stimmt, aber anders als ein anderer Täter musste BT ja relativ schnell nach Hause gekommen sein wegen Alibi und noch dazu mit dem Fahrrad.
Heißt das alle anderen Täter hätten es nicht eilig gehabt, auf dem Rückweg von einem Mord?


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30.10.2019 um 08:10
Zitat von falstafffalstaff schrieb:Heißt das alle anderen Täter hätten es nicht eilig gehabt, auf dem Rückweg von einem Mord?
Genau, hier scheinen manche zu glauben, ein Alternativtäter hätte überhaupt nicht die dringende Notwendigkeit gesehen, schleunigst vom Tatort zu verschwinden und für ein Alibi zu sorgen. So einer hätte sich ja soooooo viel Zeit gelassen, weshalb er weit eher als der überaus eilige BT in Betracht kommt. Ein, hm, wenig überzeugendes Argument.


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30.10.2019 um 09:38
Zitat von AndanteAndante schrieb:Genau, hier scheinen manche zu glauben, ein Alternativtäter hätte überhaupt nicht die dringende Notwendigkeit gesehen, schleunigst vom Tatort zu verschwinden und für ein Alibi zu sorgen. So einer hätte sich ja soooooo viel Zeit gelassen, weshalb er weit eher als der überaus eilige BT in Betracht kommt. Ein, hm, wenig überzeugendes Argument.
Hierzu müsste man wissen, wie lange Täter sich für gewöhnlich in den Wohnungen, in denen sie nach Diebesgut suchen aufhalten. Im XY-Ungelöst Format des ZDF werden häufiger Fälle vorgestellt, in denen Personen in ihrer Wohnung überfallen und beraubt werden, hier drängt sich beim Zuschauen oft der Eindruck auf, dass es meist nicht so schnell geht, wie im Fall Charlotte Böhringer angenommen wurde.

Die Annahme, dass die Ermordung und anschliessende Durchsuchung der Wohnung sehr zügig und schnell vonstatten ging, beruht ja meiner Ansicht nach auf der Grundannahme, dass Bence Toth, der Neffe, der Täter war und diesem nun einmal nicht mehr Zeit zugestanden werden konnte, da ansonsten sein Alibi gegriffen und ihn dieses Alibi entlastet hätte.


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