@rayden rayden schrieb:Der nachfolgende Kontakt wieder aus dem Bereich Dören war in etwa 30 Stunden später, von Samstagmittag auf Sonntagabend. In dieser Zeit hätte die Polizei FLs Familie mitteilen müssen, dass sie die Ermittlungen einstellt
Ich gehe davon aus, dass Chris und FLs Angehörige sofort mit der Reaktion der Kripo konfrontiert wurden, als sie sie über die Anrufe informierten.
Schon der erste Anruf wird die Zweifel der Kripo an einem Verbrechen erheblich bestärkt haben, und der zweite dann erst recht.
Wäre es anders gewesen, hätte die Kripo doch für den Fall eines weiteren Anrufs irgendeine Vorsorge getroffen oder Chris irgendwelche Instruktionen gegeben.
Der Kripo reichten die Anrufe als Lebenszeichen, während die Angehörigen sie überhaupt nicht beruhigend fanden. Hier müssen sich doch bereits sehr früh deutliche Differenzen zwischen Kripo und der Familie gezeigt haben.
Über das Gespräch am Samstag sagte Herr Östermann:
"Wenn es bei der Polizei
vielleicht noch den Verdacht gab, die Frauke werde festgehalten, dann wurde er durch diesen Anruf tagsüber weiter abgeschwächt." (aus: Stern-Artikel; Hervorhebung von mir)
D.h. für die Kripo war
bereits vor dem dritten Anruf der Verdacht weitestgehend erledigt (und das ist sehr vorsichtig formuliert) und bei einer solchen Einschätzung war sie sicher nicht zu weiteren aktiven Maßnahmen bereit. Und das wird die Familie bereits vor dem 3. Anruf erfahren haben, und in geradezu brutaler Klarheit nach dem 3. Anruf.
Es ist doch nicht anzunehmen, dass Chris und FLs Eltern sich mit der Benachrichtigung der Kripo Zeit gelassen haben. Ebenso kann man davon ausgehen, dass sie sich mit der Kripo über die Einschätzung der Anrufe sofort unterhalten haben. Es gab für sie doch nichts Wichtigeres als die Bereitschaft der Kripo, ihre Sorgen und ihre Einwände ernst zu nehmen.
"Mutter Liebs: Die Polizei sagte mir: "Was wollen Sie denn? Sie hat doch angerufen, sie lebt, und damit ist das für uns keine Aufgabe mehr." Ich war außer mir. Mich hat das Ganze erst recht alarmiert." (Stern-Artikel)
Das ist doch schon eine sehr gereizte Reaktion der Polizei. Offenbar ging der Kripo das Verhalten der Mutter bereits auf die Nerven, weil sie sich einfach nicht damit abfinden wollte, dass die Polizei nichts mehr unternahm.
Daher ist es sehr naheliegend, dass zum Zeitpunkt dieses Gesprächs die Ermittlungen bereits eingestellt waren. Jedenfalls
Spätestens ab Samstag muss Chris und FLs Angehörigen klar gewesen sein, dass für die Kripo die Sache abgeschlossen war.
Hätte sich an dieser Beurteilung der Kripo irgendetwas geändert, hätte Chris das sofort erfahren, weil
dann die Telefonate der wichtigste Ansatzpunkt für Ermittlungen gewesen wären.
Ich halte es für äußerst wahrscheinlich, dass Chris nach diesen aufwühlenden und belastenden Ereignissen das Bedürfnis hatte, mit den ihm am nächsten stehenden Menschen darüber zu sprechen.
Dabei ging es eben nicht nur um FLs beunruhigende Anrufe, sondern auch um die ablehnende und verständnislose Haltung der Polizei, die ihn und FLs Angehörige verzweifelter Hilflosigkeit überließ. Sie hätten in dieser Situation dringend polizeilicher Unterstützung bedurft, und ihre Ohnmacht muss ihre Sorge um FL noch unerträglicher gemacht haben.
rayden schrieb:Und dann bin ich der Ansicht, dass der Kontakt zu ihrem Umfeld nicht so oberflächlich gewesen sein konnte, als dass er bei den Ermittlungen nicht auf dem Radar erschien, sich aber sehr zeitnah und am Wochenende für ihn wesentliche Informationen beschaffen konnte
Ich hatte zuerst vermutet, dass der Täter in den Tagen der Entführung Kontakt zu Chris hatte. Der Täter muss aber einen regelmäßigen und völlig unverdächtigen Zugang zu Informationen gehabt haben - da stimme ich Dir zu.
Deshalb halte ich es inzwischen für wahrscheinlicher, dass er zwar Chris kannte (aber keineswegs mit ihm befreundet war) und die Kontaktperson des Täters in den Tagen der Entführung eine Person war, die Chris sehr stand.
Mit dieser Person hätte der Täter keineswegs befreundet sein müssen. Es hätte eine eher oberflächliche (also nicht freundschaftliche) Beziehung gereicht, wenn es Umstände gegeben hätte, die ihm ein regelmäßiges und unverdächtiges Zusammentreffen mit dieser Person in dieser Zeit erlaubt hätten.
Als Beispiel hatte ich einen Kommilitonen dieser Chris sehr nahestehenden Person genannt. Das Semester ging zu Ende: Vielleicht gehörte der Täter zusammen mit dieser Person zu einer kleinen Arbeitsgruppe, die sich gemeinsam auf eine Klausur oder Prüfungen vorbereitete.
Das könnte tägliche Kontakte/Begegnungen erklären. Der Täter hätte überhaupt nicht durch verräterische Neugier auffallen müssen, wenn FLs Verschwinden ein ganz selbstverständliches Thema in dieser Runde war. Aber das ist
nur eine Möglichkeit unter zahllosen anderen.
Wie hätte der völlig unauffällige Kommilitone eines Freundes/ einer Freundin von Chris auf dem Radar der Kripo auftauchen sollen?
Es ist nach meiner Auffassung völlig absurd anzunehmen, die Kripo habe ohne jeden weiteren Anhaltspunkt sämtliche Bekannten (u. a. alle Kommilitonen) aller Freunde und Freundinnen von Chris überprüft.
Absurd nicht nur, weil schon die Ermittlung aller Bekannten aller Freunde von Chris eine Herkulesaufgabe gewesen wäre. Sondern
vor allem, weil solche Personen, wenn sie nicht zufällig mit FL befreundet gewesen wären,
überhaupt nicht in das Raster der Kripo passten.Aufgrund der als freiwillig eingeschätzten 1. SMS ging die Kripo doch davon aus, dass der Täter eine FL näherstehende Person sein müsse, weil anders eine freiwillige Fahrt in die Nieheimer Gegend - mitten in der Nacht et. - nicht erklärt werden konnte.
Ein Kommilitone eines Freundes von Chris, ohne Verbindung zu FL, erfüllte diese (nach damaliger Ansicht der Kripo)
entscheidende Voraussetzung nicht.