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Mord an Frauke Liebs

92.217 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Entführung, Telefon ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mord an Frauke Liebs

Mord an Frauke Liebs

22.11.2018 um 19:01
Zitat von raydenrayden schrieb:Anhand der IMEI kann man das feststellen, aber ob die damals mit übertragen wurde, man sie gesondert auslesen muss oder dergleichen, weiß ich auch nicht.
Ja, wurde "mitgesendet". Die IMEI ist fester Bestandteil des CDR, welcher für forensische Ermittlungen herangezogen wird.

Mister-X


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Mord an Frauke Liebs

22.11.2018 um 19:13
Zitat von WozzeckWozzeck schrieb:Aber wie ist es mit einer Priklopil-Persönlichkeit? (Der war zur Tatzeit 35.) NK war natürlich - im Gegensatz zu F, ein Kind, was dem Täterprofil sicher entscheidendes hinzufügt. Aber Parallelen scheint es mir schon zu geben.
Interessanter Ansatz. Priklopil war Techniker und lebte zurückgezogen. Kontakte zu Nachbarn waren auch eher beschränkt - es gab keine besonderen Auffälligkeiten, die jemanden zuvor aufgefallen wären.
Kurz nach der Entführung dürfte die Polizei bei ihm geklopft haben, mangels Spuren verlief die Sache im Sand. Wenn mich nicht alles täuscht, war es sein Fahrzeug, dass die Polizei zu ihn führte (weißter Transporter).

Priklopil plante alles durch, ich denke, solche Typen lassen nach Außen hin kaum was erkennen.

Ähnlich war es ja bei Josef Fritzl. Der baute eine ganze Wohnung für sein Vorhaben und musste neben seiner Frau (!), die nichts bemerkte, Lebensmittel usw. beschaffen. Fritzl hatte eine andere Persönlichkeit, nach Außen wirkte er angeberisch und selbstsicher.


Mister-X


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Mord an Frauke Liebs

22.11.2018 um 20:12
Ich fürchte sehr, es bringt nicht allzu viel, wenn wir uns nur an einem Fall orientieren wollen, der eine hundertprozentige Übereinstimmung mit dem Verbrechen an FL aufweist. Es ist außerordentlich banal, aber trotzdem: Jeder Fall ist nun mal einzigartig.

Ich finde den Verweis auf diesen Maskenmörder sehr interessant.
Natürlich stimmt, was rayden einwendet: Der Altersunterschied war erheblich größer, und da seine Opfer Kinder waren, besonders schwerwiegend. Aber diese Überlegenheit des Täters "ermöglichte" ihm auch ein ganz anderes Vorgehen, das der Kaltblütigkeit und Skrupellosigkeit des Täters im Fall FL in keiner Weise nachstand - obwohl er zu Beginn seiner Verbrechen erst Anfang 20 war.
Zitat von raydenrayden schrieb:Man sieht aber, dass jemand, der aus übersteigertem sexuellen Antrieb solche Taten vollbringt, nicht aufzuhören vermag.
Solche Schlussfolgerungen sind nach meiner Meinung schwierig. Die Verbrechen von Serientätern (Motive, Handlungsmuster etc.) sind in der Regel besser untersucht, weil sie für die Forschung weitaus ergiebiger sind. Sucht man im Internet nach einem Täterprofil, das auf den Täter im Fall FL zutreffen könnte, landet man schnell bei Serientätern.

Der Fall Mirco: Der Täter wurde nach monatelanger Suche gefasst (vor allem dank eines Zeugen, der imstande war, im Vorbeifahren wahrgenommene Scheinwerfer eindeutig einem bestimmten PKW-Modell zuzuordnen). Der Täter war 45 Jahre alt und hatte bisher ein Leben geführt (liebevoller Familienvater etc.), das eine solche Tat in keiner Weise vermuten ließ. Da er gefasst wurde, kann man nur spekulieren, ob er zu einem Serientäter geworden wäre oder eben nicht.

Ich vermute jedenfalls einen Unterschied zwischen den Taten von Martin Ney (dem sog. Maskenmörder) und dem Täter im Fall FL:
Neys Opfer waren für ihn austauschbar; für seine sexuelle Erregung "brauchte" er Jungen im Kindesalter, gleichgültig welche.
Hingegen nehme ich an, dass es dem Täter um FL ging. Vielleicht könnte das erklären, weshalb er nicht zum Serientäter wurde. Vielleicht hatte er sich auch, etwas zynisch formuliert, einfach mehr von diesem Verbrechen versprochen. Vielleicht haben sich seine Lebensverhältnisse verändert, vielleicht hat er aber auch noch andere Verbrechen begangen, die nicht in einen Zusammenhang mit ihm gebracht werden etc.
Ich bin mir jedenfalls keineswegs sicher, dass diese Tat nur erklärbar ist, wenn man von einem Serientäter ausgeht.

Zu Priklopil: Um ein Mädchen über Jahre festzuhalten, braucht man natürlich andere Möglichkeiten. Er besaß ein Haus, in dem er allein wohnte und dessen Keller er zu einem nahezu perfekten Gefängnis umbauen konnte. Vielleicht musste der Täter im Fall FL "bescheidener" sein, aber wollte dennoch unbedingt FL in seiner Gewalt haben, auch wenn es nicht Jahre sein konnten.


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Mord an Frauke Liebs

22.11.2018 um 20:27
Zitat von Mister-XMister-X schrieb:Priklopil plante alles durch, ich denke, solche Typen lassen nach Außen hin kaum was erkennen.
Einen solchen Tätertyp halte ich auch im Fall FL für sehr wahrscheinlich.


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22.11.2018 um 22:16
Zitat von Mister-XMister-X schrieb:Ja, wurde "mitgesendet". Die IMEI ist fester Bestandteil des CDR, welcher für forensische Ermittlungen herangezogen wird.
Ok, danke.
Zitat von Mister-XMister-X schrieb:Priklopil plante alles durch, ich denke, solche Typen lassen nach Außen hin kaum was erkennen.

Ähnlich war es ja bei Josef Fritzl. Der baute eine ganze Wohnung für sein Vorhaben und musste neben seiner Frau (!), die nichts bemerkte, Lebensmittel usw. beschaffen. Fritzl hatte eine andere Persönlichkeit, nach Außen wirkte er angeberisch und selbstsicher.
Und beide intelligent bis hochintelligent, alles geplant und akribisch vorbereitet, weshalb auch niemand etwas mitbekommen hat, bzw. wurde bei Priklopil zumindest das Auto gesehen, weil die Entführung am hellichten Tag stattfand.
Zitat von birkenseebirkensee schrieb:Der Fall Mirco: Der Täter wurde nach monatelanger Suche gefasst (vor allem dank eines Zeugen, der imstande war, im Vorbeifahren wahrgenommene Scheinwerfer eindeutig einem bestimmten PKW-Modell zuzuordnen). Der Täter war 45 Jahre alt und hatte bisher ein Leben geführt (liebevoller Familienvater etc.), das eine solche Tat in keiner Weise vermuten ließ. Da er gefasst wurde, kann man nur spekulieren, ob er zu einem Serientäter geworden wäre oder eben nicht.
Auch hier: Täter bereits älter, angeblich ging es ihm ja eher um Erniedrigung denn vorrangig um sexuellen Missbrauch. Aber er tötete Mirco zeitnah, ist auf der Suche nach einem Opfer umher gefahren, weshalb er auffiel, und was letztlich auch zu seiner Ergreifung führte. Vorbereitet hatte er die Tat nicht wirklich, was ihm zum Verhängnis wurde.
Zitat von birkenseebirkensee schrieb:Zu Priklopil: Um ein Mädchen über Jahre festzuhalten, braucht man natürlich andere Möglichkeiten. Er besaß ein Haus, in dem er allein wohnte und dessen Keller er zu einem nahezu perfekten Gefängnis umbauen konnte. Vielleicht musste der Täter im Fall FL "bescheidener" sein, aber wollte dennoch unbedingt FL in seiner Gewalt haben, auch wenn es nicht Jahre sein konnten.
Bei Natascha Kampusch war alles vorbereitet, nur hat auch da Priklopil sie nicht mehrfach aus dem Versteck geholt, um mit ihr umher zu fahren, und sie telefonieren zu lassen, und niemand bekam etwas davon mit, im Gegenteil, den Leuten ist zumindest das Auto aufgefallen, aber all das gab es bei FL nicht. Dementsprechend bessere Möglichkeiten muss der Täter bei FL in der einen Woche gehabt haben.
Zitat von birkenseebirkensee schrieb:Vielleicht könnte das erklären, weshalb er nicht zum Serientäter wurde. Vielleicht hatte er sich auch, etwas zynisch formuliert, einfach mehr von diesem Verbrechen versprochen. Vielleicht haben sich seine Lebensverhältnisse verändert
Für mich noch am ehesten denkbar, dass er bspw. damals alleinstehend war, und anschließend eine Beziehung einging. Dass er sich davon mehr versprochen hat, glaube ich hingegen nicht, letztlich ist er ja damit davon gekommen, und konnte es in vollen Zügen genießen, alles hat bestens geklappt. Eigentlich schreien diese Umstände für sich betrachtet geradezu nach Wiederholung, weshalb ich die Gründe dafür, dass dies bislang nicht geschehen ist, woanders sehe, wie bspw. geänderter Fokus durch geänderte Lebensumstände, also Einflüsse von Außen.


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Mord an Frauke Liebs

22.11.2018 um 23:25
Zitat von raydenrayden schrieb:weshalb ich die Gründe dafür, dass dies bislang nicht geschehen ist, woanders sehe, wie bspw. geänderter Fokus durch geänderte Lebensumstände, also Einflüsse von Außen.
Das halte ich auch für sehr wahrscheinlich.

Ich würde gern an die Beiträge von @Empathie erinnern, die ich sehr interessant fand. @Empathie ging von einem psychopathischen Täter aus. (Nach meinem Wissen ist damit nur ein Täter gemeint, der in einem außergewöhnlichen Maß skrupellos ist, weil ihm Empathie und Gewissen fehlen. Ein solcher Oberbegriff umfasst aber heterogene Tätertypen und unterschiedliche Motive.)
Zitat von EmpathieEmpathie schrieb am 09.09.2018:Auf einen Psychopathen deutet jedoch vieles hin, insbesondere die Form der telefonischen Kontakte (und dass es überhaupt dazu kam über eine Woche lang), der logistische und berechnende Aufwand für so eine Tat, Fraukes vermutlich sedierter/dehydrierter Zustand und eben eventuell verschiedene Symboliken.
Zitat von EmpathieEmpathie schrieb am 10.09.2018:Weil der Psychopath ein großes Geltungsbedürfnis hat, Allmachtsphantasien, sadistische Phantasien. Diese Kontaktaufnahmen zur Familie eines Opfers sind ja nachgerade typisch (siehe z.B. alle von mir vorhin erwähnten Serienkiller). Und ich habe bis jetzt noch keine andere plausible Erklärung für diese Telefonate mit den fast absurden Rückkehr-Ankündigungen und auch das letzte "Abschiedstelefonat" gefunden. Man kann das erste Telefonat noch als Verschleierungstaktik der Polizei gegenüber, als bewusst gesetztes Lebenszeichen Fraukes deuten – aber danach?
Mir war völlig unbekannt, dass telefonische Kontakte (in den Beispielen von @Empathie ging es aber, soweit ich mich erinnere, vor allem um Kontakte des Täters zu den Familien des Opfers) bei einigen psychopathischen Tätern eine Rolle gespielt hatten.


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Mord an Frauke Liebs

23.11.2018 um 09:21
Zitat von EmpathieEmpathie schrieb am 10.09.2018:Und ich habe bis jetzt noch keine andere plausible Erklärung für diese Telefonate mit den fast absurden Rückkehr-Ankündigungen und auch das letzte "Abschiedstelefonat" gefunden. Man kann das erste Telefonat noch als Verschleierungstaktik der Polizei gegenüber, als bewusst gesetztes Lebenszeichen Fraukes deuten – aber danach?
Das sehe ich doch etwas anders: Die beinahe täglichen Kontakte so deuten zu wollen, als könne nur eine psychopathische Motivation hinter diesen stecken (Machtausübung, Quälen der Angehörigen), erscheint mir, als würde man den plausibelsten Grund für diese übersehen: Sie dienten der Verschleppung des Ermittlungsprozesses. Dass die Kontakte auch genauso funktionierten (und auch spätere Kontakte nach der ersten SMS bzw. dem ersten Anruf tatsächlich diese Funktion hatten) lässt sich zB aus dem Interview in Stern-Crime nachvollziehen:

„Der Ermittler: Sie meldete sich regelmäßig. Da sagten die Kollegen zu Recht: Verdammt noch mal, kann ja jeder selbst entscheiden, was er wo macht. Es gab auch keine Lösegeldforderung. Über die Medien wurde dann noch der Appell an die Frauke verbreitet, sich bei ihrer Familie zu melden. Und das zeigte ja auch Wirkung.“
(https://mobil.stern.de/panorama/stern-crime/paderborn--das-mysterioese-verschwinden-von-frauke-liebs-6832006.html)


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Mord an Frauke Liebs

23.11.2018 um 10:00
Zitat von suburbiasuburbia schrieb:Die Anrufe kann ich mir nur so erklären: der Täter war sich 100% sicher, dass er dabei nicht erwischt werden würde, sonst wäre er das Risiko nicht eingegangen.
Das sehe ich auch so, diese 100% Sicherheit. Und diese Sicherheit erreicht der Täter nicht mit einer Waffe im Anschlag als (Be)Drohung und schon gar nicht, wenn man dem Opfer irgendwie das Bewusstsein stark einschränkt oder fast betäubt und in so einem Zustand telefonieren lässt.

Der Täter muss mMn. also i-eine Erkenntnis oder ein Wissen in sich getragen haben, dass Frauke ihn zu 100% nicht & niemals verraten wird? Woran und wieso er diese Sicherheit überhaupt vielleicht erlangen konnte, ist schon wieder eine völlig andere Frage und total schwer zu beantworten.

Aber ich denke so, wenn der Täter eine 100% Sicherheit in sich getragen hatte, Frauke wird am Tele/SMS gar nichts verraten was für ihn selbst gefährlich werden könnte, dann fällt natürlich gleichzeitig weg, dass der Täter irgendein hohes Risiko mit den ganzen Telefonaten/SMS überhaupt eingegangen ist/wäre? Man kann hier eben zu dem naheliegenden Schluß kommen, dass dann der Täter mit den Telefonaten/SMS gar kein hohes Risiko eingegangen ist/wäre?
Somit würde die Theorie/Ansicht, der Täter hatte eine hohe Risikobereitschaft in sich getragen, dann eher daneben liegen? Ich würde so einen Punkt/Überlegung nicht völlig aussen vor lassen.

Ich glaube diese Frage ist sehr wichtig und bedeutend, ob der Täter tatsächlich - wie es für uns hier den Anschein hat - ein sehr risikobereiter Mensch ist/war oder nicht? Denn als vordergründige Sichtweise schaut es ja allemal danach aus. Und er würde diese seine Risikobereitschaft ja nochmal um xxx...% erhöhen, wenn er sein Opfer etwa unter Drogeneinfluß/Schlafentzug... telefonieren lässt. Hat er aber in sich die Sicherheit und Gewissheit, dass Frauke gar nichts (über ihn) verraten wird, wären für ihn die Telefonate/SMS ja gar kein Risiko. Für mich ist also diese Frage keineswegs eindeutig geklärt, was der Täter darin ist/wäre? Ist ein Charakterzug des Täters seine hohe Risikobereitschaft oder nicht?
Zitat von SolaarSolaar schrieb:Es gibt Fälle, in denen die "Erklärung" für das Verhalten der Beteiligten sich im Nachhinein in einen mehr oder weniger schlüssigen Gesamtrahmen einfügen lässt. Allein, bei diesem Fall gewinne ich nach Jahren der intensiven Betrachtung mehr und mehr das Gefühl, dass das nicht so sein wird.
Ich denke diesen "schlüssigen Gesamtrahmen" wird es auch im Fall Frauke Liebs geben!
Angefangen mit: "Warum verschwand Frauke in der letzten Stunde des 20.Juni spurlos bei ihrem Nachhausegang in PB" bis hin zu "Warum ließ der Täter so oft Frauke telefonieren?". Alles wird seinen Grund haben, für alles wird eine plausible und sehr logische Erklärung dahinter stecken...UND ich bin mir sicher, die Cold-Case wird auch was finden und aufdecken. Eben weil die Zeit verwischt nicht nur Spuren, sondern erschließt auch neue Spuren. Und hierin liegt die große Chance des CCTeam, diesen Fall auch aufklären zu können.

Es gibt keine bessere Nachricht der ganzen letzten Jahre über diese Mord-Akte, als eben die Nachricht, dass sich ein Cold-Case-Team diesen Fall zur Brust nehmen wird. Jetzt braucht man nur noch Geduld!

Es geht mir keineswegs etwa um Enthusiasmus dabei, sondern vielmehr um die Förderung der Hoffnung für eine möglichen Aufklärung. Ich kann mich nur wiederholen, denn ich bin fest davon überzeugt, dass dieser Fall von Frauke Liebs auch aufgeklärt wird.


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Mord an Frauke Liebs

23.11.2018 um 10:31
Zitat von DoverexDoverex schrieb:Man kann hier eben zu dem naheliegenden Schluß kommen, dass dann der Täter mit den Telefonaten/SMS gar kein hohes Risiko eingegangen ist/wäre?
Das ist ein sehr interessanter Gedanke! Zum Zeitpunkt der (meisten?) gemeinsamen Ausfahrten lagen evtl. noch gar keine objektiven Hinweise für ein Verbrechen vor - wenigstens sind uns keine bekannt. Zudem gab es in der entsprechenden Woche auch keine Täterfahndung, es wurde von offizieller Seite nichtmals von einem Verbrechen ausgegangen. (Eben zu diesem Zweck dienten ja die Ausfahrten bzw. die Kontaktaufnahmen - erfolgreich.)

Und was spricht dagegen, dass F - die den Täter ja auch während der Telefonate nicht verriet - dieses Verhalten auch dann nicht aufgegeben hätte, wenn Täter und Opfer, auf dem Weg in eines der Industriegebiete, tatsächlich in eine Kontrolle geraten wären und dabei der Polizei persönlich gegenüber gestanden wären?

Zu diesem Zeitpunkt hätte, für den Täter schlimmstenfalls, Aussage gegen Aussage gestanden - zumal F ja selbst, in während des fraglichen Zeitraums in zunehmender Zahl, erklärte, dass sie sich nicht in einer Zwangslage befände.

Vor diesem Hintergrund stellt sich auch die Frage, ob der Täter - um die Ausfahrten als Risiko betrachtet zu haben - überhaupt ein Unrechtsbewusstsein hatte oder die Situation sich ‚von innen‘ - also für F und den Täter - zu einem gegebenen Zeitpunkt denn als Straftat darstellte? Wir wissen nichts darüber, was zu welchem Zeitpunkt, während der ersten Woche des Verschwindens von F, passierte. Ich glaube, davon hängt es ab, ob die Ausfahrten zum Telefonieren für den Täter tatsächlich ein hohes Risiko darstellten. Physische Gewalt hatte vielleicht erst Sonntag und Montag stattgefunden - zwischen vorletztem und letztem Kontakt also (Dafür sprechen evtl. die Inhalte der Telefonate vorher und nachher). Die Situation könnte sich erst relativ spät als eindeutiges (Gewalt-)Verbrechen entpuppt haben. (Man kann nicht davon ausgehen, dass alles was zwischen zwei Menschen geschieht, sich von Anfang an als das darstellt, worauf es and Ende hinausläuft. Erfahrungsgemäß ist man ja ‚hinterher immer klüger’!)

So lange dem noch nicht so war, das Verbrechen noch nicht offenbar war und der Täter noch kein tiefes Unrechtsbewusstsein hatte, ist von Risikobereitschaft dann evtl. tatsächlich besser nicht zu reden.


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Mord an Frauke Liebs

23.11.2018 um 13:41
Mal eine ganz naive technische Frage: Ist es eigentlich möglich, das Einwählen in einen Funkmasten irgendwie umzuleiten, durch so eine Art "Repeater". (Und wenn ja, ging das auch schon 2006?)

Worauf ich hinauswill: Wäre es möglich, dass Frauke die ganze Zeit an *einem* Ort gefangen gehalten wurden, und die Anrufe über ein entsprechendes Gerät im Auto "umgeleitet" wurden?

Denn ich stelle mir die Fahrerei mit Frauke als Geisel extrem aufwändig vor.


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Mord an Frauke Liebs

23.11.2018 um 15:43
Zitat von raydenrayden schrieb:Für mich noch am ehesten denkbar, dass er bspw. damals alleinstehend war, und anschließend eine Beziehung einging. Dass er sich davon mehr versprochen hat, glaube ich hingegen nicht, letztlich ist er ja damit davon gekommen, und konnte es in vollen Zügen genießen, alles hat bestens geklappt. Eigentlich schreien diese Umstände für sich betrachtet geradezu nach Wiederholung, weshalb ich die Gründe dafür, dass dies bislang nicht geschehen ist, woanders sehe, wie bspw. geänderter Fokus durch geänderte Lebensumstände, also Einflüsse von Außen.
Vllt. hatte er schon immer den Wunsch so eine Tat durchzuführen, konnte diese aber unterdrücken. Ausgelöst durch eine tödliche Krankheit könnte er sich gedacht haben "jetzt ziehe ich es durch" und hat sich so seinen Lebenstraum erfüllt.

Anschließend ist er gestorben, so dass er nicht mehr in Erscheinung getreten ist.


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23.11.2018 um 16:28
@redsherlock
Das wurde hier im Thread mal erklärt, theoretisch wäre es möglich, dass es nur einen oder zwei Orte gab. Sogar ohne Umleiter. Vereinfacht gesagt, kommt bei starker Belastung eines Mastes automatisch der nächste ins Spiel. Verschiedene Komponenten spielen eine Rolle, theoretisch gab es aber Schnittmengen. Das lässt sich aber nicht genau nachprüfen, da das von ganz vielen Dingen abhängt...bin da nicht so technikversiert, aber es wurde mal erklärt hier.


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23.11.2018 um 20:14
Vermutlich wurde das hier schon einmal diskutiert, aber falls jemand die Information präsent hat: Wie weit sind denn die ermittelten Standorte von Kontakt 3,4,6 und 7 von einander entfernt (in km oder Fahrtminuten)? Auf der Karte, die anfangs im Thread gepostet wurde, sieht es so aus, als seien diese Orte nur wenige Minuten (sogar zu Fuß) von einander entfernt. Täuscht das?


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23.11.2018 um 20:17
@Wozzeck
Man weiß ja nicht wo genau der Täter war.
Dören und Benhausenerfeld sind dicht beieinander. Selbst zu Fuß flott zu erreichen.

Berliner Ring ist auch dicht dran, aber schon nen Stückchen entfernt.

Mönkeloh ist deutlich weiter weg.


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23.11.2018 um 20:18
Zitat von KangarooKangaroo schrieb:Mönkeloh ist deutlich weiter weg.
Vielen Dank für die schnelle Antwort! Okay, das war mir bislang gar nicht so bewusst. Hm...


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23.11.2018 um 20:24
Und sieht es dort überall in etwa gleich aus, klassische Gewerbegebiete, oder muss man sich das jeweils unterschiedlich vorstellen? Also zB einmal reines Gewerbegebiet und an einem anderen Standort Mischbebauung mit Wohnen oder zB Einkaufszentren etc.? Falls Du @Kangaroo das schon mal beschrieben hast, wäre ich dankbar, wenn Du mir einen Hinweis geben könntest, wo etwa ich suchen müsste.


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Mord an Frauke Liebs

23.11.2018 um 20:30
@Wozzeck
Es kommt da natürlich darauf an von wo genau angerufen wurde. Die Gebiete sind ja nicht sooo klein.
Dören ist eher eine Mischung aus Geschäfte und Büros. Wohnen eher weniger. Vereinzelnd Industrie.

Benhauserfeld ist da schon eher klassisches Gewerbegebiet, vereinzelnd auch fürs Wohnen genutzt.

Berliner Ring ist mehr ein Wohngebiet, hat aber auch einige Gewerbliche Objekte.

Nachts ist es dort aufjedenfall recht ruhig.


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Mord an Frauke Liebs

23.11.2018 um 20:40
@Kangaroo vielen Dank! Das hatte ich mir bislang, ohne weiters drüber nachzudenken, vermutlich etwas anders vorgestellt. Wenn die Orte so nah beieinander liegen - wenigstens teilweise - frage ich mich, ob der Täter, unterstellt er war kein Telekommunikationsprofi, ahnen konnte, dass er jeweils im Netz einer anderen Funkzelle war.

Vermutlich dann ja eher nicht. Hm? Auch das hatte ich mir bislang anders vorgestellt (ohne viel darüber nachgedacht zu haben). Na sowas - seit ich mir diese Karte angesehen habe, merke ich, dass ich noch eine ganze Reihe unhinterfragter Vorannahmen mit mir rumschleppe.
Wenn es ihm nicht um die Funkzellen ging - wieso auch - dann würde er mit den unterschiedlichen Standorten genau was beabsichtigt haben? Dass die Polizei nicht in einer zuvor genutzten Ecke Stellung bezieht und ihn beim nächsten Mal erwischt, wenn er F dort wieder zum Telefonieren hinbringen würde? Aber falls das der Grund gewesen sein sollte, wieso würde er dann trotzdem so nahe Standorte gewählt haben?


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23.11.2018 um 20:59
@Wozzeck
Guter Punkt. Wenn man davon ausgeht, dass der Täter aus Angst erwischt zu werden, sich nicht zweimal an gleichem Punkt aufhielt, ist es wahrscheinlich, dass er sich auch nicht nur im kleinen Radius daneben hinstellt...es sei, sein Versteck und überschaubarer Fluchtweg waren sowieso in der Nähe. Den Teil der Stadt, in der das Polizeipräsidium ist, hat er ja gar nicht genutzt.


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Mord an Frauke Liebs

23.11.2018 um 21:08
Zitat von redsherlockredsherlock schrieb:Mal eine ganz naive technische Frage: Ist es eigentlich möglich, das Einwählen in einen Funkmasten irgendwie umzuleiten, durch so eine Art "Repeater". (Und wenn ja, ging das auch schon 2006?)
Im 2G, 3G und 4G Netz kann der Nutzer nicht wählen, mit welchem Mast er sich verbinden möchte. Vielmehr gibt das Netz den Mast vor - basierend auf einen Algorithmus. Buchungen in Nachbarzellen (Zellen, die bezogen auf die Entfernung nachgereiht sind) sind keine Seltenheit.

Ein Täter mit fundiertem technischen Wissen könnte in der Tat eine "Umleitung" herstellen. Dies entweder über das Internet oder über Funk.
Was würde das konkret bedeuten: Frauke könnte immer am selben Standort gewesen sein und über zwei Rechner eine Umleitung auf ihr Mobiltelefon hergestellt worden sein. Jemand müsste dann mit ihrem Mobiltelefon samt dem 2. Rechner und Internetzugang herumgefahren sein. 2006 gab es durchwegs Lösungen im Netz, wo Sprache übertragen werden konnte. Ein erkennbarer Zeitversatz bei der Sprachübertragung war üblich. Die mehrmaligen Wiederholungen bei Fraukes Aussagen könnten eventuell ein Zeichen auf eine problematische Umleitung gewesen sein. Hier möchte ich anmerken, dass diese Theorie sehr weit hergeholt ist!

Zweite Möglichkeit wäre eine Umleitung über Funk im Duplexbetrieb. Dazu hätte man unbenutzte Frequenzen vorzugsweise im 2- oder 70cm Band nutzen können. Die Bundesnetzagentur sucht derartige Frequenzen nicht nach Eindringlingen ab - somit ist eine ungestörte Nutzung für eine gewisse Zeit möglich.
Hohe Reichweiten, geringe Störanfälligkeit, kein Zeitversatz und kleine Antennen wären vorteilhaft gewesen.

Derartige Vorhaben hätten viel Vorbereitung und Planung benötigt. Fachliches Wissen vorausgesetzt - Personen mit fundiertem technischen Wissen, Ingenieure oder Personen mit einem technischen Studium kämen etwa in Frage.

Ich halte das Ganze zu 98% für Spekulation. Denn Sinn hätte das Ganze nicht viel ergeben. Klar, die mobile Umlenkstation hätte man kompakt und gut versteckt in einem Kleinwagen unterbringen können - so dass das Ganze selbst bei einer Kontrolle kaum zu entdecken gewesen wäre. Jedenfalls wäre es eine gefinkelte Ablenkung vom Unterbringungsort gewesen.

Mister-X


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