@rayden rayden schrieb:Zum Einen wäre sie da wohl kaum mit in die Nieheimer Gegend gefahren
Das stimmt, aber
genau da liegt nach meiner Auffassung der "springende Punkt".
Die Kripo suchte nach einem Täter, mit dem FL freiwillig in die Nieheimer Gegend gefahren ist.
Nach meiner Vermutung ist aber FL in das Auto des Täters gestiegen, weil er sie angeblich
nur nach Hause fahren wollte.
Die Hypothese der Kripo ( die nicht an einem freiwilligen Versand der 1. SMS zweifelte) schloss jene Personengruppen aus, die
nur für eine Fahrt nach Hause in Frage gekommen wären.
rayden schrieb:Aber selbst wenn, der Täter hätte dann erahnen müssen, welchen Weg sie einschlägt, und dass sie den Inhalt der letzten Konversation mit Chris zufällig oder freiwillig erzählt hat, halte ich gleichermaßen für unwahrscheinlich.
Als Beispiel ein Szenario (das auch durch andere Szenarien ersetzt werden könnte):
Der Täter wäre eine Person, zu der Chris regelmäßig Kontakt gehabt hätte (an der Uni, in einem Sportverein, in seiner Lieblingskneipe etc.) und er wäre FL mal begegnet, als er in Abwesenheit von Chris an der Wohnungstür klingelte und FL ihm öffnete.
Der Täter hätte FL kurz nach Verlassen des Pubs angesprochen: scheinbar überrascht über ihr "zufälliges" Zusammentreffen.
Der übliche Small-Talk: "Was machst Du denn hier? …" Als Fl erwähnte, sie sei müde und Chris würde auf sie warten, ganz "spontan" der Vorschlag, er könne sie doch eben nach Hause fahren, er müsse auch in diese Richtung (oder "blödelnd": "Dann habe ich bei Chris etwas gut"), sein Auto stünde in der Nähe.
Wenn FL unter diesen Umständen sein Angebot angenommen hätte, hielte ich das absolut nicht für leichtfertig, sondern für vollkommen normal.
rayden schrieb:dass sie den Inhalt der letzten Konversation mit Chris zufällig oder freiwillig erzählt hat, halte ich gleichermaßen für unwahrscheinlich.
Wenn der Täter ein Bekannter von Chris war, halte ich die Erwähnung von Chris für außerordentlich naheliegend. Der Täter hätte nur
irgendeine Bemerkung gebraucht, auf die er sich in der 1. SMS beziehen konnte, um ihr den Anschein der Glaubwürdigkeit zu geben.
Dass es dieses "Hauptsache, nicht gegen England" war, war nach meiner Ansicht Zufall - es hätte genauso gut etwas völlig Anderes sein können. Aber dass es in dem Small-Talk etwas Verwendbares geben würde, war nach meiner Meinung etwas, worauf der Täter sich verlassen konnte.
rayden schrieb:zum Anderen dürften sich auch die öberflächlichen Kontakte von Chris irgendwo in Grenzen halten
Gerade als Student hat man zu zig Leuten Kontakt. In jedem Seminar lernt man neue Leute kennen, in der Mensa, in der Cafeteria, in der Bibliothek. Mit manchen hat man in einem Semester mehr zu tun, im nächsten aber kaum noch.
Hinzu kommen die Leute, die man beim Sport kennenlernt, auf Partys, in Kneipen, bei Bekannten, in der Nachbarschaft, vielleicht auch bei Ferienjobs etc.
Und der Bekanntenkreis von Chris ist nur eine Möglichkeit. Die Kontakte anderer Freunde kämen ebenso in Frage.
rayden schrieb:irgendwoher müssen die 900 Überprüften ja kommen.
FL war sehr aufgeschlossen und fand schnell Kontakt zu anderen Menschen. Sie war sehr kommunikativ und simste leidenschaftlich gern. Ich glaube, es gab schon mal eine Menge Email- und SMS-Kontakte. Außerdem Leute, mit denen sie täglich zusammentraf oder zusammengetroffen war: Ärzte und Kollegen der verschiedenen Stationen, auf denen sie als Schwesternschülerin eingesetzt war, Mitschüler, Freunde ihrer Freunde etc. Sie lebte erst seit einem knappen Jahr in PB, also werden auch ihre Bekanntenkreise von ihrer Schule in Bielefeld und ihrem Heimatort einbezogen worden sein. Dann auch noch all die, mit denen sie gechattet hatte.
Ich glaube durchaus, dass die Kripo sich für Chris' Freunde interessiert hat. Aber für eher oberflächliche Bekannte, denen FL (sofern überhaupt feststellbar) nur flüchtig begegnet war? Und die oberflächlichen Bekannten anderer Freunde?
Das glaube ich wirklich ausschließen zu können. Die Zahl wäre sehr viel größer - und wofür dieser aberwitzige Aufwand?
Für die Kripo war FLs freiwillige Fahrt in die Nieheimer Gegend das entscheidende Kriterium. Aber es ist durchaus möglich, dass dieser Ermittlungsansatz falsch war und FL keineswegs freiwillig nach Nieheim fuhr.