Dr.Edelfrosch schrieb:Du gehst also davon aus, das Fraukes "das geht nicht, ich lebe noch", (als Antwort auf die Frage warum sie nicht nach Hause kommt) vom Täter vorgegeben war?
Das ist ein Zitat aus dem letzten Telefonat, das nicht nur wegen seiner Länge deutlich von den anderen Gesprächen abweicht. Hier wird es sehr offensichtlich, dass es FL sehr schlecht geht und sie Angst um ihr Leben hat. ("ich lebe
noch")
Und der Täter hat solche Aussagen zugelassen (was nicht heißt, er hat diese konkreten Äußerungen vorgegeben, aber er hat ihr diesen Spielraum gegeben und ihre Äußerungen nicht verhindert.) Es muss also in sein Konzept gepasst haben.
Es wurde keine Rückkehr mehr angekündigt und es gab keinen weiteren Anruf mehr. Kurz darauf starb FL und ihre Leiche wurde an einem Ort abgelegt, von dem der Ermittler im Stern-Crime-Interview sagt, dass der Täter "bewusst dorthin fuhr, um zu verhindern, dass man den Körper zeitnah findet." Die Kripo geht also aufgrund des Fundorts der Leiche davon aus, dass sie erst möglichst spät gefunden werden sollte, was dann auch erst nach ca. 4 Monaten der Fall war.
Wenn der Täter FL dieses letzte Telefonat in dem Wissen führen ließ, dass es ihr letztes war, hat er einen grausamen Abschluss gewählt. Er hat dann FL eine kurze Nähe zu den Menschen, die ihr sehr nahe standen, gewährt, was sie ihr Ausgeliefertsein an den Täter nur um so schmerzhafter empfinden lassen musste. Und ihren Angehörigen blieb kein Zweifel mehr über den Ernst der Lage, in der FL sich befand. Vor ihnen lag eine Zeit äußerster Qual: sie wussten, dass FL gerettet werden musste, aber sie wussten nicht, wie. Diese vier Monate mussten sie in völliger Ungewissheit zubringen, ob ihre Tochter noch lebt.
Und damit vertrete ich nicht die These, dem Täter sei es vor allem darum gegangen, die Eltern zu treffen. Es war FL, die sich in seiner bedingungslosen Gewalt befand, die offensichtlich gequält wurde und nach ca. 10 Tagen starb.
Was spricht gegen einen Psychopathen als Täter?
Nach meiner Ansicht ist das die wahrscheinlichste Variante: Ein Täter, dem es um das Erleben unbeschränkter Macht ging, die er dem Opfer in immer neuen Varianten demonstrieren konnte, der es genoss, in "gottähnlicher" Weise Herr über Leben und Tod zu sein.
Der die Anrufe als eine Art "emotionaler Achterbahn" (Hoffnungen und Enttäuschungen durch ihre Rückkehrankündigungen) einsetzte und Fl damit immer wieder vergegenwärtigte: Sie war ein Nichts und er war Alles, von dem allein es abhing, ob sie weiterleben oder in seiner Gefangenschaft sterben würde. Und dem es dann auch "Vergnügen" machte, Macht über FLs Angehörige zu haben.
Viele Verbrechen dieser Art (bei denen es keinen "normalen" Nutzen für den Täter gibt wie Lösegeld etc.) werden von Psychopathen begangen. Z. B. Höxter, die Göhrde-Morde, der "Fall Mirco", der sogenannte "Maskenmann", um mich nur auf wenige zu beschränken.
Für Psychopathen geht es sehr oft um das Erleben von "Allmacht" (was auch beispielsweise der Gutachter im Prozess gegen Mircos Täter als Motiv nannte; von mir vor einigen Tagen zitiert).