Eine Version, die rein theoretisch auch denkbar wäre (um mal jede mögliche These zur Sprache zu bringen):
GS baut den Crash selbst und läuft nach einiger Zeit (wodurch die kalte Motorhaube seines Golfs erklärt ist) in Suizidabsicht nackt zur Autobahn, legt sich dort auf die Straße und wird von den LKW überrollt. Die beiden Fahrer bringen ihn zurück zu seinem Fahrzeug, erfinden einen flüchtigen Fremden und noch drei weitere Nichtfreunde, um von sich abzulenken und rufen dann den Notruf.
Das schließe ich gleich wieder aus. Nicht nur, weil die Verletzungen dann sofort tödlich gewesen wären und die Kripo die LKW als Überrollfahrzeuge ausgeschlossen haben wird, es gibt auch keinen Grund für ein solches Verhalten.
Die beiden Fahrer hätten in so einem Fall einfach die Wahrheit sagen können, sie hatten nichts zu verbergen (zum Beispiel Fahruntüchtigkeit) und außerdem bestand das Risiko, dass der noch lebende GS der Polizei die Wahrheit sagen könnte.
Auch Personen mit Mordabsichten, die GS später noch hätte verraten oder zumindest genau hätte beschreiben können, scheiden für mich aus. Die hätten ihn nicht mehr über die Autobahn transportiert und wenn doch, dann hätten sie ihre Absicht, alle Spuren zu vernichten, wohl zum Abschluss gebracht und nach dem Crash dafür gesorgt, dass er nicht mehr reden kann.
Für mich bleibt daher nur übrig, dass es sich bei dem gesuchten Fahrer des Überrollfahrzeugs um eine Person handelt, die Stoll nicht kannte und nicht hätte identifizieren können, die ihm auch nichts Böses wollte, die aber auch nicht Rede und Antwort stehen wollte, weil sie eine Mitschuld am Zusammenstoß trägt (zum Beispiel fahruntüchtig war).
Die Situation am Auto mit der kalten Motorhaube, den Schuhen im Fahrerfußraum, der zusammengelegten Kleidung auf der Rückbank und dem brennenden Innenlicht spricht für mich eher dafür, dass GS selbst ins Gebüsch fuhr, sich danach entkleidete und sich, entweder verwirrt oder in Suizidabsicht, auf die Straße begab. Nach dem Überrollen wurde er in sein in der Nähe stehendes Auto gelegt.
Es gibt anhand der Spuren und Befunde, die veröffentlicht wurden, nichts, was dagegen spricht.
Um diese Version auszuräumen, muss man zwangsläufig mit uns verborgenen Spuren argumentieren ("die werden das Laub und die chemische Zusammensetzung der Schmutzpartikel verglichen haben", "die Füße waren bestimmt sauber", "die Beine waren bestimmt frei von Kratzern" usw.)
mattschwarz schrieb:Klar kann man vertreten, dass die Herren Unsinn verzapfen, sollte das aber nicht tun. Und nochmal: vielleicht sollte man auch in Betracht ziehen, dass die Herren über Wissen verfügen, dass sie nicht kundtun
Ich halte es allerdings genauso für möglich, dass Herr Leppler sich seinerzeit verrannt hat auf einer Suche nach fiktiven Mördern. Man hat sich ja stark auf Stolls Umfeld konzentriert und ist dort jedem kleinen Hinweis nachgegangen. Alles ergebnislos. Im Laufe der Jahre scheint Herr Leppler seine Sicherheit bezüglich seiner These etwas verloren zu haben. Im Podcast vertritt er sie zwar immer noch, er kommt mir aber nicht mehr so richtig überzeugt vor. Vor allem trägt er die Gründe nicht vor. Diese angeblichen Spuren, die hier fabuliert werden und die die Verbrecherthese stützen, werden in keinem Interview erwähnt. Was hindert Herrn Leppler daran, zu sagen, dass das Laub an Stolls Körper bestimmte Orte als Tatort ausschloss oder dass dessen Füße so sauber waren, dass er nicht durch Dreck gelaufen sein kann, obwohl sein Körper schmutzig war?
Ich glaube, diese Spuren gibt es nicht. Mit dem, was bekannt ist, komme ich aber zu dem Ergebnis, dass nichts für eine Bestrafungs-/Racheaktion spricht, außer den von der Ehefrau bezeugten diffusen Ängsten und der gedrückten Stimmung des Herrn Stoll und dem Umstand, dass Überrollen seltener vorkommt als Anfahren mit Abwurf.
Das ist im Grunde genommen nichts.