brigittsche schrieb:Ganz normales Freizeitveralten, alter sauerländischer Brauch, völlig normal und absolut üblich?
Nur der Form halber: das ganze spielt sich im Sieger- nicht im Sauerland ab. Ein Sauerländer Brauch ist das definitiv nicht. Mit den Siegerländer Bräuchen kenne ich mich nicht aus, kann mir aber nicht vorstellen, dass es dort ein übliches Gebahren ist, alte Damen mitten in der Nacht aus dem Bett zu klingeln und ihnen irgendwelche düsteren Märchen von Verfolgern und dunklen Ahnungen zu erzäheln....
brigittsche schrieb:Also würde man erwarten, dass Stoll sagt: "Guten Abend Frau Hellfritz, kann ich vielleicht einmal kurz reinkommen? Ich erkläre ihnen dann worum es geht...." Aber eben nicht gleich eine wirre Geschichte auftischen, die gerade nicht dazu angetan ist, dass die gute Frau ihm erst einmal zuhört und sich ein Bild macht.
Mal ganz abgesehen davon, dass ja immer noch niemand plausibel erklären konnte, was in drei Teufels Namen die alte Frau denn für ihn tun sollte. Sie selbst konnte das ja offensichtlich auch nicht, sonst wäre doch irgendetwas dazu gesagt worden.
Und wenn seine Existenz wirklich an der (wie auch immer gearteten) Hilfe durch die alte Dame gehangen hätte, warum ist er dann gleich wieder kleinlaut verschwunden ohne wenigstens einmal ganz klar zu sagen, was denn eigentlich los ist und was er sich von ihr erhofft?
Im Verlauf dieses Threads wurden meiner Meinung nach drei mögliche Gründe/Motive für Stolls Besuch bei Frau Hellfritz diskutiert:
- Er wollte sich bei ihr vor seinen Verfolgern verstecken. Die Dame galt als religiös, was ihn zu der Annahme geführt haben könnte, dass sie auch hilfsbereit ist und ihm Obdach gewähren würde. Außerdem kannte er sie von früher, hatte sie aber wohl schon lange nicht mehr gesehen, sie war also keine enge Bekannte oder Freundin, so dass ein Versteck bei ihr nicht unbedingt nahe lag, so dass seine angeblichen Verfolger ihn wohl kaum dort vermutet und gesucht hätten.
oder
- Er wollte sie um Geld bitten, das er gewissen Leuten schuldete, und das diese jetzt zurückverlangten. Auch hier könnte die Religiösität und damit evtl. Hilfsbereitschaft von Frau Hellfritz ein Grund für die Wahl gewesen sein. Allerdings ist nie irgendwo erwähnt worden, dass die Dame besonders reich war oder auch nur als vermögend galt.
oder
- Er wollte bei ihr eine Art Beichte ablegen, seine Sorgen jemandem anvertrauen oder jemanden um Rat fragen. Da könnte man sich Frau Hellfritz als religiöse Frau mit Lebenserfahrung und als alte Nachbarin, die er schon aus Kindertagen kennt, durchaus eine geeignete Vertrauensperson vorstellen.
Vor allem gegen die ersten beiden Punkte spricht für mich, dass es keine weiteren Zeugen gibt, bei denen Stoll nach dem Besuch bei Frau Hellfritz aufgeschlagen ist und auch keine, bei denen er davor versucht hat, sich zu verstecken, oder sich Geld zu leihen.
Wer in Todesangst eine Versteck sucht oder händeringend versucht, dass geschuldete Geld zusammenzukratzen, dem würden doch sicher außer Frau Hellfritz, sie ja eher eine entferntere Bekannte war, doch sicher noch weitere mögliche Adressen einfallen, wo man es mal versuchen könnte.
Für beide Unterfangen wäre Frau Hellfritz zwar vielleicht ein geeignetes Ziel gewesen, aber doch für Stoll nicht 1. Wahl. Man würde als Versteck oder Geld borgen vielleicht lieber seinen besten Kumpel, einen engen Verwandten, z.B. die Eltern oder Geschwister ansteuern, die ja immerhin am gleichen Ort wie Frau Hellfritz wohnten.
Und bei allen drei Szenarien stellt sich doch, vorausgesetzt Stoll wurde tatsächlich, wie hier ja von mehreren Benutzern gemutmaßt wird, real bedroht die Frage, was denn dann im weiteren Verlaug der Nacht passiert ist.
Stoll wird von Frau Hellfritz fortgeschickt, bekommt also weder Obdach noch Geld. Irgendwo in der Nacht befinden sich seine Verfolger und wollen ihn brutal bestrafen, wenn er nicht liefern kann.
Nehmen wir an, er wollte nicht zur Polizei, weil er ja angeblich selber in die dunklen, mafiösen Geschäfte verwickelt war, aber immerhin hatte er ja ein Auto zur Verfügung, er hätte einfach in den nächsten Wald fahren können oder einen beliebigen Autobahnrastplatz, wie hätten die Verfolger, die ja offenbar nicht direkt hinter ihm standen, denn dort finden sollen?
Wenn die Theorie stimmen sollte, dann müsste Stoll ja im weiteren Verlauf und zwar schon relativ kurz nach dem Besuch bei Frau Hellfritz, seinen Verfolgern in die Arme gefallen sein. Ist er freiwillig dahin, um sich zu stellen? Oder weil er dachte, er könne die noch mal um einen Aufschub beschwätzen, den ihm die aber nicht gewährt haben?
Ich finde damit insgesamt, dass auch das wenige, was wir über das Geschehen in der Nacht nach dem Hellfritz-Besuch wissen, gegen die Theorie spricht, das Stoll tatsächlich von realen Personen bedroht und verfolgt wurde.