Der Yogtze-Fall
10.03.2020 um 04:40mattschwarz schrieb:Richtig. Interessant scheint mir die Variante, dass Stoll evtl. unter Aufbäumung seiner letzten Kraftreserven den Schlüssel abgezogen hat, dann das Lenkradschloss eingerastet ist und daher der ansonsten unerklärliche Unfall geschah, schon zu sein. Wenn Stoll den Schlüssel dann noch nach hinten geworfen hätte, wäre zumindest insoweit ein in sich schlüssiges Szenario vorhanden.Warum ist dieses Szenario so interessant ? Selbst wenn der Fahrer einem Karnickel ausgewichen und von der Fahrbahn abgekommen wäre, führt die Erkenntnis zu keinem neuen Ansatz. Der Sachverhalt bleibt gleich. Der Vorgang auf der BAB ist dann interessant, würden sich irgendwelche Indizien/Belege dafür finden lassen, der Crash wäre absichtlich zum Zwecke der Vortäuschung eines Unfalls herbeigeführt worden.
Aber dieser Ansatz disqualifiziert sich mMn schon dadurch selbst, dass GS nackt auf dem Beifahrersitz lag, seine Verletzungen nicht mit dem Unfallgeschehen auf der BAB in Einklang zu bringen waren, er zuvor ein schreckliches Ereignis prophezeit hatte und er im Vorfeld angab, sein Leben würde bedroht. Die Polizei hätte nach seinem Ableben schon wegen der verschwundenen Mitfahrer ermitteln müssen und wäre automatisch auf diese Sachverhalte gestoßen. Auch die notwendige Autopsie hätte ein Unfallgeschehen ausgeschlossen. Insofern ist es kaum glaubhaft, dass die Verursacher/Mitfahrer ein Unfallgeschehen zur Verdeckung der Tat vortäuschen wollten. Es war in der gegebenen Situation -zumindest auf diese Weise- ein komplett aussichtsloses Unterfangen.
Nightrider64 schrieb:Dies ist eine der Kernfragen, die mich persönlich dazu gebracht hat, realen Verfolgungstheorien, die schlußendlich zu einem Kapitalverbrechen führen, eigentlich für unwahrscheinlich zu erachten.Auch Looser können bekanntermaßen gefährlich werden, wenn sie z.B. durch Mitwisserschaft eine Gafährdung darstellen. Gerade dann, wenn man ihnen Labilität, Illoyalität oder meinetwegen auch ganz allgemein einfach "Schwäche" unterstellt. Wir kennen nichts über den Sachverhalt, der bei GS Todesangst verursachte. Man kann auch unfreiwillig und ohne eigenes Zutun in etwas "zu großes" hineingeraten.
Ich bezweifle stark, dass man GS jene Nacht -geplant- in nacktem Zustand durch Überrollen töten wollte. Ich vermute aber, dass etwas aus dem Ruder gelaufen sein könnte und Tatsachen geschaffen wurden, die am Ende zu jenem Crash auf der BAB führten, der mMn sicher nicht zum Plan der Verursacher gehörte. Wenn man nur mal kurz alle Gedanken an einen psychotischen/paranoiden Zustand Stolls beiseite schiebt, waren die Ereignisse in dieser Nacht "mit Ansage", da durch GS im Vorfeld vorausgesagt bzw. befürchtet. Das alles geschah nicht aus heiterem Himmel. Es gab eine Vorgeschichte. Wir sprechen hier also nicht unbedingt über einen geplanten Mord. Es ist auch sehr unwahrscheinlich, dass Stoll den Verursachern per Zufall begegnete und man sich zuvor nicht kannte. Hier hat möglicherweise eine Entwicklung ihr Ende gefunden, deren Anfang irgendwo in der (leider unbekannten) Vorgeschichte des Opfers ihren Anfang nahm. Das alles erachte ich persönlich nicht als unwahrscheinlich.
Nightrider64 schrieb:Das waren ja doch recht kleine Kreise in denen Stoll sich bewegte . Man wird sein Umfeld schon abgeklopft haben. Wenn da eine Verstrickung in die regionale Kriminellenszene bestanden hätte, so hätte man das wohl raus bekommen im Rahmen der Ermittlungen.Genau dazu würde ich ja zu gern mal die Ermittlungsakten "befragen". Ich möchte jetzt keine (!) schlampigen oder oberflächlichen Ermittlungen unterstellen, sondern es würde mich vielmehr interessieren, auf welcher Grundlage die Ermittlungen in die jeweils bekannten Richtungen unternommen wurden. Welche Informationen/Aussagen von welchen Personen hatten sie zur Verfügung ?
Welche Informationen ließen sich tatsächlich in Stolls Umfeld generieren ? Was wäre z.B. gewesen, wenn Stoll eine Art Doppelleben geführt hätte, welches seinem Umfeld nicht bekannt war ? Oder was, wenn eine Aussage die Ermittler in eine falsche Richtung abgelenkt hätte, da sie zu stark gewichtet wurde ?
Schon das der sagenumwobene YOGT´ZE-Zettel Eingang in die Ermittlungen fand, obschon er nur als Wochen altes Gedächtnisprotokoll einer einzigen Zeugin vorlag, zeigt doch mMn, wie wenig Informationen über Stoll tatsächlich aquiriert werden konnten...
Nightrider64 schrieb:ganz im Gegenteil. Stoll ist in der Gegend aufgewachsen. Er hatte ganz bestimmt einen (überschaubaren) Bekanntenkreis, wo so etwas Gravierendes in dieser Gegend nicht geheim geblieben wäre. Ich denke da an ehemalige Schulfreunde usw.Mit Verlaub, aber das kann man so nicht festlegen. Es gibt genügend belegte Fälle, wo Familie und Freunde nichts von der tatsächlichen Situation und/oder Tätigkeiten einer Person ahnten, bis sie mit den Tatsachen konfrontiert wurden. Ob es nun eine Spielsucht war, eine Abhängigkeit, regelmäßige Bordellbesuche, eine geheime Liebschaft oder ob die Person jeden Morgen zur Arbeit ging, obwohl sie den Job längst verloren hatte. Wie oft hört man die Aussage, dass man eine bestimmte Tat oder ein bestimmtes Verhalten jener Person niemals zugetraut hätte ? Und doch war es so. Eine Lebenslüge oder Doppelleben aufrecht zu erhalten, ist mit fortschreitender Zeit immer schwieriger. Das ist Fakt. Aber wir wissen nicht, von welchem Zeitraum hier die Rede ist.