Slaterator schrieb:Damit der Fall überhaupt noch gelöst werden kann, sollte man jetzt wirklich dringend über eine Preisgabe von vlt. bisher zurückgehaltenen Informationen nachdenken,
Bergschaf schrieb:Ich gebe dir recht dass Informationen auf den Tisch gehören
Ich stimme Euch natürlich insoweit völlig zu, als mich auch brennend interessieren würde, was die Staatsanwaltschaft bzw. die Polizei für nichtveröffentlichte Informationen so hat. Besonders, weil ich den Verlautbarungen der Kommissare entnehmen muss, dass diese überhaupt gar keinen Zweifel daran haben, dass hier ein Verbrechen und keine Fahrerflucht vorliegt. Daraus schließe ich, dass hier ganz klare Beweise vorhanden sind, dass Stoll nicht aus Versehen überrollt wurde und dann irgendwelche Rettungsbuben bei dem Versuch Stoll in eine Krankenhaus zu bringen kläglich gescheitert sind.
Aber: so groß der Wunsch nach mehr Informationen auch ist, so sehr muss man berücksichtigen, dass es einer Behörde nicht freisteht, irgendwelche Informationen nach Belieben oder gar zu einem "Jahrestag" herauszugeben. Das wäre nur dann möglich, wenn Stoll eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens wäre, d.h. ein berechtigtes Interesse der Öffentlichkeit an Informationen bestehen würde (dies ist hier nicht der Fall). Ein anderer Grund wäre nur der, wenn die Weitergabe der Information tatsächlich dazu führen würde, dass damit eine Aufklärung noch möglich wäre. Ganz offensichtlich gehen die Strafverfolgungsbehörden aber davon aus, dass auch die Preisgabe solcher Informationen nicht zu einer Überführung der Täter führen kann.
Es ist müßig darüber zu Diskutieren, welche Informationen intern bekannt sind und inwieweit diese zur Täteridentifizierung beitragen könnten. Wir wissen einfach nicht, was noch vorliegt. Nur ein Beispiel: nehmen wir mal an, die Staatsanwaltschaft hätte (aus meiner Sicht hat sie dies in jedem Fall auch zwingend getan) ein unfallanalytisches, ein biomechanisches und ein medizinisches Sachverständigengutachten in Auftrag gegeben.
Nehmen wir nun mal weiter theoretisch an, das unfallanalytische Sachverständigengutachten wäre zu dem Ergebnis gelangt, dass der Unfall bei Hagen Süd insoweit nicht nachvollziehbar ist, weil hier die tatsächlichen Spuren und festgestellten Geschwindigkeiten nicht zu einem erwartenden Unfallvermeidungsverhalten des Fahrers passen. Oder das medizinische Gutachten käme zu dem Ergebnis, dass Stoll mit Schrittgeschwindigkeit ohne jede Bremsung überrollt würde. Das wären hochinteressante Erkenntnisse.
Nur leider wären diese Erkenntnisse nicht geeignet, durch einen Öffentlichkeitsaufruf neue Zeugen zu finden. Im Gegenteil: es würde ohne jede Not Täterwissen preisgegeben . Sollte sich also doch noch irgendwann einmal jemand melden, der erklärt, er sei dabei gewesen, könnte man durch Ablauffragen nicht mehr klären, ob es sich um einen Wichtigtuer handelt, der seine Informationen aus der Presse hat, oder, ob er tatsächlich Wissen hat, dass nur jemand haben kann, der tatsächlich dabei war.
Auch ein anderer guter Grund spricht dafür, nicht (ohne, dass dadurch neue Erkenntnisse zu erwarten sind) erneut an die Öffentlichkeit zu treten: bitte vergessen wir nicht, dass es Angehörige gibt, die ein Recht auf "Vergessen" haben. Wenn man den Fall "am Jahrestag" quasi als Jubiläum ("verpassen sie nicht: 35 Jahre Yogtze, wer rätselt mit? Und verpassen Sie nicht unser Gewinnspiel, zu gewinnen gibt es ein Modell des verunfallten Stollgolf") wieder auftischt, wäre das nicht nur pietätstlos sondern würde auch die Angehörigen wieder grundlos belasten. Es würde wieder alles wieder aufgewärmt. Im schlimmsten Fall machen sich dann noch Hobbyermittler nach Haigerseslbach auf und "befragen" noch dort lebende Angehörige. Das gilt es im Interesse der Angehörigen zu verhindern.
Naja und ich kann auch gut verstehen, dass die Polizei keine Lust mehr auf Leute hat, die ihnen die Bedeutung des "Yogtze" Wortes erklären ("Ich weis es, echt, Yogtze steht ganz klar für Koordinaten einer Kleinstadt in Negeria. man muss nur die Worte in Zahlen umwandeln, dann jeweils alternierend 3 und 7 dazuzählen und durch pi teilen, schon hat man die Längen- und Breitengrade genau jener Stadt!" oder "Yogtze ist der Bibel entnommen und bedeutet eindeutig, Rache, weil man im 23 Kapitel die Anfangsbuchstaben der jeweils dritten Sätze …")
So schade es ist, ich kann verstehen, dass der Fall von den Behörden nur dann nocheinmal in der Öffentlichkeit thematisiert wird, wenn man sich davon einen Aufklärungserfolg verspricht, was offenbar nicht der Fall ist.