mattschwarz schrieb:Das ist natürlich schon richtig. Aber mit der Überlegung, dass Stoll ursprünglich gar nicht in dem verunfallten Golf war, ergäben sich zumindest mal Erklärungen dafür,
* warum der Motor des Golf beim Auffinden kalt war und
* warum sowohl Stoll als auch seine Kleider "ordentlich" im PKW waren.
Deshalb finde ich diesen Gedanken/Ansatz ja auch so interessant. Die Frage nach dem Zweck des Ganzen ist dabei der Knackpunkt. Warum der "Unfall" auf der BAB ? War er inszeniert oder ungewollt geschehen ? Aus der Beantwortung dieser Frage würde sich allein schon eine Menge an Rückschlüssen ergeben. So z.B. auch die Frage nach dem Verhältnis zwischen GS und seinen "Nichtfreunden" an diesem Abend und generell. Da wir an dieser Stelle nur spekulieren können, wird sich daraus wohl nichts brauchbares ergeben. Man sollte diese Variante aber zumindest mal im Blick behalten.
Allgoria schrieb:Ich finde schon, das Stolls Auftreten und seine Handlungen durchaus mit einer, zumindest beginnenden, Psychose zu erklären sind.
Für mich ist das zwar nicht auszuschließen, jedoch keine besonders wahrscheinliche Erklärung. Wenn man sich nur die Fakten ansieht und den Beitrag mit der schauspielerischen Glanzleistung des GS-Darstellers mal komplett ausblendet, ergeben sich nämlich durchaus naheliegende, anderslautende Erklärungen.
Allgoria schrieb:Er fühlt sich "verfolgt", jemand wolle ihm etwas antun. Das Schreiben von für Aussenstehende keinen Sinn ergebenden Buchstabenfolgen und das Nackt ausziehen.
Das er sich verfolgt fühlte, kann einen realen d.h. nicht von ihm eingebildeten Hintergrund haben. Damit wären seine Ängste normal und berechtigt gewesen. Das er keine konkrete Person bzw. Personen verlautbarte welche ihn bedrohen, muß dabei nicht für eine Psychose sprechen. Vlt. wollte er nicht die "ganze Wahrheit" gegenüber seiner Frau offenbaren, da er möglicherweise noch glaubte, die Bedrohung selbst aus der Welt schaffen zu können. In dieser Annahme wären zu konkrete Informationen gegenüber der Familie der Sache nicht zuträgich gewesen. Das ist jetzt nur ein Beispiel aus mehreren Möglichkeiten.
Die Buchstabenkombi stammt aus dem Gedächtnis der Ehefrau. Der Zettel wurde zeitnah zum Verschwinden Stolls lt. Ehefrau im Müll entsorgt. Er lag den Ermittlern nie im Original vor. Und wenn die Aussage der Frau stimmt, dass a) der Zettel existierte und b) die Buchstaben darauf auch noch ausgestrichen waren, dann ist dieses komplette indiz vollkommen unbrauchbar, unbelegt und daher ohne Belang.
Allgoria schrieb:Ich möchte mal kurz und laienverständlich den Unterschied zwischen Neurose und Psychose erklären.
Zumindest ich habe nie von einer Neurose gesprochen.
monstra schrieb:Reine Spekulation. Dafür gibt es keinen Anhaltspunkt.
Wie
@mattschwarz richtig feststellte und Du ja auch selbst aufgeführt hast, gibt es selbstverständlich Anhaltspunkte, die für ein Verbrechen und gegen einen Suizid im Zuge einer anhaltenden Psychose sprechen. Wir können davon ausgehen, dass die Befragung der Ehefrau und anderen -ggf. bisher unbekannten- Zeugen aus Stolls Umfeld den Verdacht eines Kapitaldeliktes verstärkten, da die Ermittlungen bis heute als ungelöstes Verbrechen deklariert sind. Hätte tatsächlich soviel -wie hier von einigen Usern angenommen- für eine Psychose mit Suizidversuch und mysteriösen und unfähigen Helfern die zu Unfallflüchtigen werden gesprochen, man hätte die Ermittlungen mit einem zumindest vorläufigen Ergebnis abschließen können.
monstra schrieb:Die Symptome sind genug Grund. Gerade weil es ansonsten keine Anhaltspunkte für eine echte Bedrohung gibt. Und sich das Opfer von Angst gepeinigt, aber so rätselhaft für seine Umwelt verhalten hat.
Es gibt Anhaltspunkte. Nur konnte die Bedrohung nie ausermittelt werden, da zu wenig Informationen dazu aquiriert werden konnten. Wenn ein Mensch durch Fremdeinwirkung stirbt, der/die Täter jedoch nicht ermittelt werden können, spricht man von einem ungelösten Mordfall. Genau das ist hier mMn auch der Fall. Stoll kann sich nicht selbst überfahren haben und die Tatsache, dass er nicht am Ort dieses Geschehnisses, sondern woanders gefunden wurde, ist doch kein Indiz für einen Suizid. Im Gegenteil. Er wurde dorthin verbracht. Mutmaßlich von den Personen, die ihn zuvor an anderer Stelle überfahren hatten. Er wurde dann seinem Schicksal überlassen, sein Ableben billigend in Kauf genommen. Es gab keine bekannten Hinweise auf Hilfemaßnahmen. Es wurde keine Blutung gestoppt (nichteinmal notdürftig) und er wurde trotz vorhandener Kleidung einfach nackt gelassen. Selbst ohne Verbandkasten hätte man die Blutung mit Stolls Kleidung abbinden oder notdürftig versorgen können. Man hätte ihm Kleidung anziehen können, um eine Hypothermie zu verhindern. Nichts von dem ist passiert. Stattdessen wird er fluchtartig verlassen, NACHDEM die zuvor so eifrigen und risikobereiten Helfer in den BAB-Graben gefahren sind. Klingt das realistisch ? Es wurde ja nichteinmal eine BAB-Notrufsäule bemüht um Hilfe zu organisieren....
Dabei hat Stoll selbst von einer Bedrohung seines Lebens gesprochen. Er war panisch, suchte Hilfe, fand aber niemanden der ihm glaubte. Dann wird er durch Fremdeinwirkung getötet. Was braucht es denn noch, damit man ein Kapitaldelikt als wahrscheinlicher empfindet, als einen Suizid mit in dieser Weise agierenden Helfern ?
Nightrider64 schrieb:Und die Fakten, mit der Ohnmacht im Papillon und dem verwirrten Zustand, den er dort und bei Fr Hellfritz hinterließ, stehen ja auch als Fakten bzw. als konkrete Beobachungen im Raum.
Diese Beobachtung hat aber nichts zwingend mit einer Psychose zu tun. Er hatte eine kurze Somnolenz. Bei jedem Justin Bieber Konzert passiert das reihenweise. Aufregung, schlechte Luft, zu wenig gegessen/getrunken, anfälliger Kreislauf...Fertig ist eine kurze Somnolenz. Verwirrt war Stoll ja auch nicht. Unmittelbar nach der Somnolenz schon. Doch im späteren Verlauf zeigt er einfach nur Panik und Angst. Doch wer soll das einem stellungslosen Kneipengänger mitten in der Nacht schon glauben ? Zumal das alles nicht in der Großstadt geschehen ist.
Allgoria schrieb:Die zusammengefalteten Anziehsachen lassen für mich nur den Schluss zu, das Stoll dieses selbst machte. Ein Täter wird das wohl kaum für ihn erledigt haben, ala "gut, der Arm ist fast ab, aber na ja, dann lege ich wenigstens die Klamotten noch schön hin"
Also Stoll hat seine Kleidung zusammengefaltet und ist dann vor das nächste Auto gesprungen. Nach dem Motto: Wenn ich schon nach dem Suizid kein schöner Anblick bin, soll wenigstens meine Kleidung schön daliegen....Ist das jetzt die bessere Variante ?
Lexter schrieb:Eine Psychopathie ist etwas grundlegend anderes, als eine Psychose. Und es gibt genügend Beispiele, in denen stark psychotische Menschen Dinge getan haben, die sie das Leben gekostet hat. Verfolgungswahn, Todesangst, kryptische Sprache, Ohnmacht, unerklärliches Verhalten - das sind schon ziemlich viele Indizien, die auf eine aktive Psychose schließen lassen. Dazu die Tatsache, dass Stoll wohl Kontakt zum Drogenmilieu pflegte, ohne Arbeit war und auch gerne mal 1-2 Bierchen gehoben hat, untermauern diese Theorie.
Nicht wenn sich diese Indizien mit einem anderen Ansatz in gleicher Art und Weise zusammenfügen. Der Kontakt zum Drogenmillieu sagt nicht aus, dass er selbst konsumierte. Der Umgang mit diesen Leuten untermauert keine unterstellte Psychose. Arbeitslosigkeit untermauert ebenfalls keine unterstellte Psychose. Und das er mal 1-2 Bierchen in einer Kneipe getrunken hat, untermauert auch keine Psychose. Wäre das nämlich der Fall, würde ich mich fortan nicht mehr in das Ruhrgebiet trauen, das demzurfolge mit den inzwischen kultigen "Schluckhallen", relativ hoher Arbeitslosigkeit und auch Drogenkonsumenten geradezu eine Brutstätte für psychotische Suizidenten sein müsste.
mattschwarz schrieb:Das er sich verfolgt fühlte, kann zunächst einfach bedeuten, dass er verfolgt wurde. Hieraus kann man gar nichts schließen.
D´Accord
mattschwarz schrieb:Der Zettel deutet eben so wenig auf irgendetwas hin. Es gibt Zweifel, dass es diesen je gegeben hat. Noch mehr darf bezweifelt werden, dass sich jemand nach ein paar Monaten noch an die genaue Buchstabenkombination erinnern kann.
D´Accord