mattschwarz schrieb:Ich glaube auch nicht, dass der Stoll im Papillon auf die Yogtze-Buben getroffen ist und dort was besprochen wurde. Das wäre auch zu auffällig. Wenn dann eher vor dem Laden, wäre diskreter.
Das mag ich nicht bestreiten. Wenn er vor dem Laden auf die späteren Aggressoren traf, dann aber eher nachdem er in der Schluckhalle vom Hocker fiel und das Etablissement verließ. Die kurzweilige Synkope darauf zurückzuführen ist zwar theoretisch vertretbar, doch auf den Wirt wirkte er scheinbar völlig normal bis er schließlich vom Hocker kippte. Nach einer solchen Unterredung, die ihn anschließend sogar die ganze Nacht auf Trab hielt, hätte ich persönlich ein auffälligeres Verhalten erwartet. Zudem wirkt es etwas komisch, dass er nach der angenommenen Uneterredung überhaupt ins Papillon geht und dann so früh/unplanmäßig wieder verlässt. Hätte er Zeit überbrücken müssen, passt der kurze Aufenthalt nicht. Trotz Synkope. Wenn nicht, warum fuhr er nicht heim ?
mattschwarz schrieb:Dass mit dem geplanten Mutbier scheint mir schlüssig. Vielleicht musste er vor einem später geplanten Treffen aber auch einfach Zeit totschlagen. Seiner Frau hätte er ja schlecht erklären können, wenn er erst um sagen wir mal 2:00 Uhr aufgebrochen wäre. Ein sehr spätes Zurückkommen wäre hingegen locker durch ein "wir haben uns verratscht" erklärbar gewesen.
Das klingt logisch. Ich vermute, an diesem Abend/in dieser Nacht bzw. spätestens am Vormittag/Morgen des Folgetages lief für ihn irgendein -ich nenne es mal- "Ultimatum" ab, an dessen Ende er aber nicht das gewünschte/geforderte Ergebnis zu liefern im Stande war. Deshalb steigerte sich an diesem Abend mit fortschreitender Zeit sein Unbehagen in Panik und Todesangst, weil er die Konsequenzen fürchtete und keine Lösung in Sicht war. Als die Ablenkung daheim vlt. nicht mehr ausreichte, seine Angst zu kompensieren, beschloss er ins Papillon zu fahren und ggf. nach einem Mutbier die Aggressoren um Aufschub zu bitten.
Hannes_F schrieb:Für mich spielt die Darstellung in xy überhaupt keine Rolle. Sondern es stellt sich die Frage, wie die Merkwürdigkeiten des Herrn Stoll sich in der Summe erklären lassen. Die Verfolgungsgedanken, die Fahrt zur Kneipe, obwohl er sich verfolgt fühlte (da bleibe ich doch lieber zu Hause), der Sturz vom Barhocker, die Wirkung auf Frau Hellfritz, Stolls merkwürdige Aussage, das Umherirren mitten in der Nacht, die Fahrt Richtung Hagen, die Nacktheit, schließlich der Unfall. Natürlich lassen diese Vorkommnisse im Einzelnen auch anders erklären als mit einem psychotischen Verhalten. In der Summe ist es schon merkwürdig, dass so vieles zusammenkommt.
Du hast Recht, die Darstellung spielt aus Sicht eines Kriminalisten keine Rolle. Da entscheiden Fakten, Indizien, Beweise und die nüchterne Betrachtung von Einzelheiten bzw. des großen Ganzen. Doch ein Einfluss hatte die Darstellung schon. Von Anfang an wurde dem Zuschauer seitens XY suggeriert, dass nicht ganz klar ist, ob die "Bedrohung" real oder eingebildet war. Natürlich, die Ermittler konnten weder ein Motiv möglicher Täter, noch eine belegte Bedrohung feststellen. Doch so wurde von vorn herein der Grundstein für das mutmaßlich psychotische Handeln des GS gelegt.
Wenn man jetzt - so wie Du es scheinbar machst- völlig zu Recht und korrekterweise den Fall ganz nüchtern betrachtet, drängt sich mir die Psychose offengestanden nicht auf. Auch wenn ich jetzt keine fiktiven Prozentzahlen von Wahrscheinlichkeiten in den Raum stellen möchte, sind die bemerkenswerten Verhaltensweise sehr gut auch rational bzw. ohne jedes pschotische Handeln zu erklären. Nichts spricht zwingend für eine Psychose. Einzige Ausnahme ist Stolls Nacktheit. Die mit rationalem Handeln und ohne Psychose zu erklären ist schwer, wenn man von einem allein handelnden GS ausgeht. Doch was, wenn er sich nicht allein (und freiwillig) entkleidete ? Es darf nicht vergessen werden, dass wir den ersten Geschehnisort (Unfall/Tat 1) weder kennen, noch wissen, warum er dort war, ob und wenn ja wen er traf und warum er in welcher Situation überfahren wurde. Wir wissen auch nicht, wie lang er sich am ersten Geschehnisort aufgehalten hat. Es gibt deshalb einen großen Spielraum, der die Nacktheit von GS möglicherweise erklären könnte, wenn man irgendetwas über die Umstände am ersten Geschehnisort wüßte. Das tun wir nicht. Ergo ist die Nacktheit ggf. logisch erklärbar, wenn die entspr. Informationen vorliegen. So lange nehme ich es ersteinmal als gegeben hin, da Nacktheit kein zwingendes Indiz für eine Psychose ist.
mattschwarz schrieb:3.
Sturz vom Hocker: Punkt für Dich. Das passiert normalerweise nicht. Daher 90 %
Das sehe ich etwas anders. Eine kurz andauernde Synkope kann viele Ursachen haben, die nichts mit einer Psychose zu tun haben. Von Dehydration, wenig Nahrung, Sauerstoffmangel, Kreislaufproblemen und, und, und... angefangen, bis hin zu neurologischen Ursachen. Und es geschieht nicht so selten, wie man vlt. annehmen mag. Hier zu 90% eine psychotische Ursache zu sehen, ist schlicht falsch.
schluesselbund schrieb:Aber es trägt ganz sicher zur Meinungsbildung bei. Ob der Dialog wie er in XY geführt wurde zutrifft, da dürfen doch erhebliche Zweifel aufkommen. Und aus der Summe ergibt sich dann eben eine Psychose. Nur bevor eine Psychose eintritt, muss ein schwere Erkrankung vorliegen. Und genau diese war Frau Stoll nicht bekannt. Und konnte auch nicht ermittelt werden. Unstrittig scheint mir dagegen, dass Stoll wohl depressiv war. Anbei die Ehe mehr schlecht als recht war.
Eine depressive Episode kann, muß aber keinesfalles mit einer so lang andauernden, intensiven Psychose einhergehen. Im Gegenteil. Psychosen dieser Intensität sind eher bei Patienten der Fall, die bereits zuvor mit kürzeren, weniger intensiven Psychosen zu kämpfen hatten. Schwer vorstellbar, dass GS so schwer erkrankt war, ohne das irgendjemand davon Kenntnis erlangt haben sollte. Zudem wirken diese Symptome erfahrungsgemäß sehr erschreckend auf die Patienten. Um nicht negativ aufzufallen und um sich nicht selbst und andere Personen zu gefährden, konsultieren viele dieser Patienten einen Arzt, der dann für gewöhnlich mit Therapie und medikamentös gegensteuert. Bei Stoll wurden jedoch weder Medikamente, noch sonstige Indizien für eine ärztliche Behandlung gefunden oder darüber berichtet. Selbst seine Frau berichtete nichts darüber. Ich leite daraus ab, dass GS mit hoher Wahrscheinlichkeit unter depressiven Episoden gelitten haben mag, diese jedoch bislang (noch) keinen so schweren Grad erreicht und mit psychotischen Zuständen einhergegangen waren.
schluesselbund schrieb:Das vom Barhöcker fallen kann doch nicht mit Psychos oder einer Depression seine Erklärung finden.
Nein, plötzliche, kurze Synkopen haben in den meißten Fällen andere Ursachen, was eine Psychose jedoch nicht gänzlich ausschließt. Sie ist nur nicht besonders wahrscheinlich.
Nightrider64 schrieb:So einfach nicht. Ede Zimmermann hat schon in der Anmoderation so etwas in die Richtung angedeutet.
Mehr ging damals auch nicht. Über psychische Krankheiten wurde damals nicht so differenziert geredet, schon gar nicht nach aussen hin.
Da war einer halt "normal" oder "verrückt"
Was er andeutete war mMn eher die Ratlosigkeit der Ermittler. Sie kannten weder ein mögliches Motiv, noch konnten sie mögliche Aggressoren auch nur annähernd eingrenzen. Im schwarz/weiß Denken ergibt das dann ein "entweder eingebildet oder nicht". Doch das Fehlen von Motiv und möglichen Tätern ergibt nicht nur diese beiden Möglichkeiten. Ein ungeplantes Eskalieren zum Beispiel von einer eher harmlos begonnenen Lage würde dazwischen liegen und andere Perspektiven eröffnen. Doch das wurde so möglicherweise nicht an- bzw. zu ende gedacht.
Nightrider64 schrieb:Das ist erst einmal keinesfalls mysteriös, wenn jemand auf dem Dorf Besuch mit ortsfremden Kennzeichen hat, zeigt aber auf, wie die kleinsten Besonderheiten in dem Dorf auffallen.
GS wohnte an einer sehr ruhigen Straße ohne Durchgangsverkehr und wenigen, direkten Nachbarn. Das dort Autos mit ortsfremden Kennzeichen beobachtet wurden, deren Insassen teilweise nur beobachteten und nicht ausstiegen bevor sie weiterfuhren, machte einigen Leuten dort etwas Angst. Wäre es das immer gleiche Auto gewesen, hätte man es sicher für einen erklärbaren, nicht ungewöhnlichen Vorgang gehalten. Erst die unterschiedlichen, ortsfremden Fahrzeuge in Kombination mit merkwürdigem Verhalten der Insasen, führte zu einigem Argwohn.
Nightrider64 schrieb:Die Besucher werden identifiziert worden sein als Freunde, Bekannte, Verwandte usw.
Auf jeden Fall wurden keinerlei "fremde" Fahrzeuge thematisiert im xy Beitrag.
Ich bin mir nicht sicher, wann die Ermittler zu diesen Informationen kamen und was daraus für Schlüsse ableiteten. Das es die fahrzeugsichtungen gab, diese bemerkt und auch gemeldet wurden ist hingegen ziemlich sicher.
Hannes_F schrieb:Einen Nachweis, dass er umhergeirrt ist, gibt es nicht, aber er scheint ja mehrere Stunden im Auto oder im Freien verbracht zu haben, zuerst zwischen Papillon und Hellfritz. Denn Zeugen, bei denen er gewesen wäre, wurden nicht ausfindig gemacht. Stoll ist jedenfalls mitten in der Nacht 3 Std. herumgegeistert, wo auch immer. Das würde ich schon als merkwürdig bezeichnen.
Niemand weiß, wo sich GS tatsächlich aufgehalten hat. Niemand weiß, ob er irgendwen besuchte, jemanden traf oder nur ziellos umherfuhr. Die Spur verliert sich ohne Zeugen. Sollten mögliche Zeugen in eine unterstellte kriminelle Handlung zum Nachteil Stolls involviert sein, ist völlig logisch, dass sie nicht ermittelt wurden. Von sich aus hätten sie sich in diesem Fall sicher nicht gemeldet.